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Die Bestie

Die Bestie

Titel: Die Bestie
Autoren: A. E. van Vogt
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starrte zu Haines zurück. Der Mann hatte ihm den Rücken zugewendet, doch jede kleinste geistige Eigenheit seines Gehirns lag voll entblößt. Pendrake stand reglos, damit beschäftigt, zu vergleichen, Einzelheiten aus seiner Erinnerung zu holen und von neuem abzuwägen. Befriedigt wandte er sich schließlich an Anrella und sagte ruhig: »Veranlasse sofort, daß deine Leute unter höchstem Tempo daran arbeiten. Und besorge außerdem eine Kühlanlage für das Ranchhaus. Ich glaube, drei Meter Tiefe müßte genügen. Grabt die Trockenzelle drei oder vier Meilen südlich von hier so tief im Sand ein. Das alles sollte nicht länger als fünfundvierzig Minuten dauern. Und was dich und mich betrifft« – er sah sie spöttisch lächelnd an – »so wirst du das Raumschiff herunterbeordern. Wir fliegen nach Mountainside.«
    »Was machen wir?« Sie sah ihn groß an, und ihr Antlitz war plötzlich käseweiß. »Jim, du weißt, daß das keinen logischen Zusammenhang mit dieser Erfindung hat.«
    Er gab keine Antwort, sondern blickte sie nur ausdruckslos an. Nach einem Moment sagte sie: »Das ist alles falsch. Ich sollte es nicht tun. Ich ...« Verwirrt schüttelte sie den Kopf. Dann hob sie ohne weiteren Protest das Armbandradio an die Lippen.
     
    *
     
    Um acht Uhr morgens saßen die üblichen Stammgäste auf der überdachten Veranda des Gasthofs Mountainside. Pendrake sah, daß sie aus den Augenwinkeln nach Anrella und ihm schielten, wie auch nach dem Dutzend Geheimdienstagentinnen, die um die Tür herumlungerten. Die Alten von Mountainside waren es nicht gewöhnt, Fremde von ihrer Privatwelt Besitz nehmen zu sehen, insbesondere nicht hartgesichtige Frauen. Doch in der letzten Zeit waren eine ganze Menge seltsamer Dinge geschehen. Ihre Gedanken bildeten eine Mischung aus Spannung und Verärgerung. Ihre Unterhaltungen verliefen gedämpft und lustlos.
    Es war etwa zehn Minuten nach acht, als einer von ihnen den Schweiß von der Stirn wischte und zum Thermometer neben der Tür schlurfte. Er kehrte zurück. »Sechsunddreißig Grad«, verkündete er seinen Gefährten. »Verdammt heiß für diese Jahreszeit.«
    Eine kurze, erregte Diskussion über frühere Hitzerekorde für diesen Monat entwickelte sich. Die brüchigen Stimmen schwiegen, als die Brise aus der Wüste heißer und heißer hereinwehte. Erneut trottete ein Greis zum Thermometer. Kopfschüttelnd kehrte er zurück. »Vierzig Grad«, meldete er. »Und es ist erst fünfundzwanzig Minuten nach acht. Sieht aus, als ob heute ein heißer Tag werden wird.«
    Pendrake ging zu den Männern hinüber. »Ich bin Arzt«, sagte er. »Plötzliche Temperaturveränderungen sind für ältere Leute nicht ungefährlich. Warum gehen Sie nicht alle zum Bergsee hinauf? Machen Sie einen Tagesausflug, machen Sie Ferien! Aber gehen Sie!«
    Als er zu Anrella zurückkehrte, strömten sie bereits eiligen Schrittes von der Veranda. Wenige Minuten später dröhnten sie in zwei uralten Limousinen vorüber. Anrella sah Pendrake verblüfft an. »Deine Psychologie war völlig falsch«, sagte sie. »Alte Wüstenfüchse hören normalerweise nicht auf den Rat jüngerer Männer, noch dazu Ortsfremder.«
    »Das sind keine Wüstenfüchse«, entgegnete Pendrake. »Es sind Lungenkranke. Ein Arzt ist für sie Gott.« Er lächelte und fügte hinzu: »Wir wollen ein Stück die Straße hinuntergehen. Ich habe weiter unten in einem Haus eine alte Frau gesehen, die ich ebenfalls in die Berge schicken möchte.«
    Die alte Frau ließ sich vom »Doktor« leicht überzeugen, auf einen Picknickausflug zu gehen. Sie lud Konservendosen in einen baufälligen alten Wagen und stob in einer riesigen Staubwolke davon.
    Fünfzig Schritte weiter befand sich eine Wetterbeobachtungsstation in einem kleinen, weißen Gebäude. Pendrake öffnete die Tür und rief dem schweißüberströmten Mann im Innern zu: »Welche Temperatur haben wir jetzt?«
    Der dicke, bebrillte Mann schleppte sich zum Tisch hinüber. »Es sind jetzt 49 Grad«, stöhnte er. »Es ist ein Alptraum. Die Wetterämter in Denver und Los Angeles telephonieren die Drähte heiß und wollen wissen, wieviel ich getrunken habe. Statt dessen« – er schnitt eine Grimasse – »täten sie besser darin, ihre Isobaren und Isothermen umzuzeichnen und die Bevölkerung zu warnen. Heute abend werden ihnen die Orkane die Stühle unter den Sitzflächen wegblasen.«
    Wieder im Freien, sagte Anrella resignierend: »Jim, bitte erkläre mir, was hier vorgeht. Wenn es noch heißer wird,
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