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Die Bestie

Die Bestie

Titel: Die Bestie
Autoren: A. E. van Vogt
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wird dich kriegen.«
    Pendrake blickte zu dem Mann empor. Seine Stärke kehrte jetzt wieder zurück, doch konnte sie ihm nun nicht mehr viel helfen. Er hatte seinen letzten Fehler von vielen anderen gemacht, und in wenigen Minuten würde hinter das Leben von James Pendrake der Schlußpunkt gesetzt werden.
    Einen blitzartigen Moment lang war er erstaunt, zu erkennen, wie verwundbar menschliche Wesen tatsächlich waren. Ohne seine Totipotenz wäre er inzwischen entweder tot oder doch mindestens so verkrüppelt gewesen, daß allein schon die geistige Vorstellung daran genügte, um ihn erzittern zu lassen. Es ließ sich nicht leugnen: Menschen, die physische Wagnisse eingingen, blieben nicht lange am Leben.
    Der Gedanke verging. Er sah, daß ihn der Unhold grinsend betrachtete. Das Monstrum zitterte förmlich vor sadistischem Vergnügen.
    Pendrake fand seine Stimme wieder. »Großer Trottel«, sagte er, doch seine Stimme enthielt wenig Überzeugungskraft, »die bewaffneten Streitkräfte der Vereinigten Staaten werden innerhalb einer Woche auf dem Mond landen, und eine zweite Kampftruppe von tausend Mann wird nächste Woche durch die Transportmaschine kommen. Ich bin vorausgeeilt, um mit dir zu sprechen und um deine Mitarbeit zu gewinnen. Wenn du mich tötest, wirst du innerhalb von sieben Tagen hingerichtet werden. Sie werden dich in einem militärischen Verfahren aburteilen und dann aufhängen.«
    »Maul halten!« Die kleinen Augen glitzerten ihn an. »Du wirst dich hier aus nichts herausreden können, Pendrake. Ich habe nur noch auf dich gewartet, und niemand sonst wird jemals wieder diese Maschine benützen. Sobald ich dich aus dem Weg geräumt habe, werde ich sie in die Luft sprengen. Und was die Armee betrifft, die sich angeblich ihren Weg zu uns bahnen wird, so würde sie Jahre dazu benötigen. Ich wette mit dir hundert zu eins, daß sie noch nicht einmal die hierzu nötigen schweren Schürfmaschinen mitbringen werden ...«
    Er brach ab. »Was hier passiert, betrifft nur dich und mich. Niemand sonst weiß davon. Devlin hält dich für tot. Was anderes sollte er auch annehmen, nachdem du schon so viele Monate lang nicht mehr gesehen worden bist?«
    Pendrake mußte ihm beipflichten. Diese mörderische kleine Episode spielte sich ausschließlich zwischen ihm, dem Großen Trottel und der monströsen Bestie in der Tiefe des Abgrunds ab.
    Der Neandertaler fuhr schadenfroh fort: »Wie du siehst, befindet sich die Maschine nur wenige Schritte vom Rand der Felswand entfernt. Es gab eine Zeit, als alles, was aus der Maschine herauskam, geradewegs über die Kante rannte, und die Felswand ist hier glatt und senkrecht – kein Vorsprung, an dem man sich festhalten könnte. Ich war ziemlich langsam gegangen und hatte deshalb Zeit, zurückzuspringen und mich in Sicherheit zu bringen, aber die Teufelsbestie und eine Menge der Tiere, von denen sie lebte, bevor ich kam, mußten auf jenem Pfad auf der Erde sehr schnell entlanggelaufen sein.
    Als ich jene Brüstung gebaut hatte, konnte ich alles Wild, alles Vieh und alle Büffel, die durchkamen, abfangen und für mich selbst behalten, und die Teufelsbestie bekam die Abfälle. Ich habe sie immer selbst gefüttert, so daß sie mich jetzt kennt. Paß auf!«
    Er ging zur Felskante und stieß einen spitzen Schrei aus. Einen Moment lang stand er dann reglos, den Rücken Pendrake zugewandt und die Augen in die Tiefe gerichtet. Seine Schultern hingen vornüber, seine Beine waren säbelförmig gekrümmt, seine Arme reichten bis fast auf den Boden, und er schien plötzlich die fleischgewordene Verkörperung des gesamten animalischen Erbguts des Menschen zu sein – eine breite, untersetzte, haarbedeckte Gestalt, ein Menschengebilde, das die Morgenröte der Vorgeschichte hervorgebracht hatte, eine Kreatur aus einem entsetzlichen Traum, – und doch war und blieb er der echte Vorfahr der Menschheit, und ein Überbleibsel von ihm lauerte unleugbar im Brustkorb jedes modernen Menschen.
    In jeder Nervenzelle zitternd und Bäche von Schweiß vergießend, schob sich Pendrake auf dem Rücken auf ihn zu, die Beine unter sich ziehend.
    Der Große Trottel wandte sich um. »Sie kommt«, sagte er. Er schien den gespannten Körper und den verzerrten Gesichtsausdruck seines Gefangenen nicht zu bemerken. In einem gelassenen Ton, der schrecklicher war, als die zuvor ausgeschüttete Erregung und Wut, sagte er: »Ich werde dich an einem Seil hinuntergleiten lassen und dir die Handfesseln lösen, bevor ich dich
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