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Die Bestie

Die Bestie

Titel: Die Bestie
Autoren: A. E. van Vogt
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von der Höhle herunterhing.
    Mit einer raschen Bewegung zog Pendrake das Seil mit dem Fuß aus seiner Reichweite.
    »Pendrake!«
    Die untersetzte Gestalt befand sich direkt unter ihm. Der unförmige Kopf drehte sich furchterfüllt in Richtung der Gegend, in der der Tiger verschwunden war; dann: »Pendrake, er muß mich als seinen Futterbringer wiedererkannt haben, aber er wird zurückkehren. Pendrake, laß das Seil herunter.«
    Pendrake fühlte kein Mitleid.
    Er sagte halblaut: »Fahre zu der Hölle, in die du alle die vielen anderen Menschen geschickt hast. Ruhe dich im Magen der Bestie aus, die du mit den Leibern deiner Opfer gefüttert hast. Möge der Gott, der dich geschaffen hat, mit dir Mitleid haben; ich habe es nicht.«
    »Ich verspreche dir alles.«
    Sein Rachedurst ließ nicht nach. Ein weiteres Bild entstand vor seinem inneren Auge – die Frauen, die beim bloßen Anblick dieser Monstrosität geschleudert haben mußten, der Monstrosität, die jetzt um die Gnade flehte, die sie niemals jemandem gezeigt hatte. Er dachte an Eleanore ...
    Seine Gedanken verhärteten sich in stählerne Entschlossenheit. »Versprechungen«, höhnte er laut, und sein Lachen widerhallte in dem uralten Talkessel im Inneren des lange erkalteten Mondes.
    Und verging ...
    Ein blitzartiges Aufleuchten von Gelb-Rot-Blau-Grün kam aus dem Gebüsch hundert Meter zur Rechten. Noch einen Moment zuvor hatte Pendrake die Rückkehr des mächtigen Räubers herbeigewünscht. Doch jetzt ... Abscheu entstand leicht aus einem Übermaß an Gefühlen. »Ich muß verrückt geworden sein«, dachte er entgeistert. »Ein einzelner Mensch kann nicht über einen anderen zu Gericht sitzen und sein Henker sein. Und niemand sollte jemals zu solch einem Tod verurteilt werden. Darüberhinaus wäre es in Wirklichkeit doch keine gerechte Strafe, in Anbetracht seiner Wesensart und Veranlagung.«
    Er trat mit dem Fuß nach dem Seil. Es fiel schnurgerade in die Tiefe. »Schnell!« rief er. »Wir können uns weiter unterhalten, wenn du außerhalb der Reichweite der Bestie bist ...«
    Das Seil dehnte sich unter der Last; Pendrake beobachtete den Mann in seinem verzweifelten Kampf ums Leben. Der Tiger schritt mit schlagenden Flanken auf und ab und blickte in offensichtlicher Erregung zu dem Körper hinauf, der über ihm hin- und herpendelte. Seine starrenden Augen leuchteten in gelbem Feuer, und er brüllte in kurzen Abständen wütend auf, als es ihm zunehmend klar wurde, daß ihm hier wertvolle Nahrung zu entkommen trachtete.
    Der Tiger lief ein Stück zurück, wandte sich dann erneut der Felswand zu und wurde zu einem verwaschenen Streifen leuchtender Farben vor dem Hintergrund der grau-braunen Wände. Dreißig Meter, vierzig Meter, fünfzig Meter hoch schnellte er sich mit kratzenden Klauen an der lotrechten Wand empor. Und verfehlte sein Ziel.
    Das Tier stürzte schweifschlagend hinab. Als es den Talboden berührte, federte es mit der zähen Geschmeidigkeit ab, die Katzen zu eigen ist, wirbelte dann herum und schien einen Moment lang eine bewußte Berechnung in seinem Verstand anzustellen, um seinen Anlauf abzuschätzen. Es raste zur anderen Seite des Talkessels und kam mit ungeheurer Geschwindigkeit zurück. Und wieder schnellte es die steile Wand empor. Diesmal verfehlte es den Mann nur ganz knapp.
    Als es zum zweiten Mal hinunterfiel, unternahm es keinen weiteren Versuch mehr. Statt dessen setzte es sich auf seine Hinterkeulen und sah mit glitzernden Augen zu, wie sein Opfer außer Reichweite kletterte.
    Pendrake sah von oben auf die schwitzende Gestalt hinunter, die sich keuchend abmühte und hin- und herpendelte. Die Aufgabe erforderte übermenschliche Kraft. Als der Große Trottel drei Meter entfernt war, sagte er laut: »Halt, das ist weit genug!«
    Der andere hielt augenblicklich an und blickte flehend herauf. »Pendrake, wirf mich bitte nicht wieder dort hinunter. Wir werden eine Demokratie einführen. Die Frauen werden freigesetzt. Sie können ihre Männer selbst wählen.«
    Pendrake entgegnete hart: »Wirf mir dein Messer herauf.«
    Einen Moment später kurvte das Messer durch die Luft und landete vier Meter hinter ihm auf dem Metallboden.
    »Jetzt klettere etwa zehn Meter weit hinab«, befahl Pendrake. »Ich brauche soviel Zeit, um das Messer zu holen.«
    Der Große Trottel glitt unverzüglich gleich volle fünfzehn Meter hinab. »Ich habe es versprochen, Pendrake; ich bin jetzt auf deiner Seite.«
    Pendrake bemächtigte sich des Messers und kehrte
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