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Die beste Frau der Space Force

Die beste Frau der Space Force

Titel: Die beste Frau der Space Force
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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versuchte erneut, den Schlüssel in den schmalen, plastikversiegelten Schlitz zu schieben. Diesmal gelang es ihr, aber sie musste beide Hände zu Hilfe nehmen; die linke, um ihre rechte zu halten, die einfach zu stark zitterte. Wie wollte sie nur ein Raumschiff fliegen? »Das werden Sie nicht tun«, sagte Stone ruhig. Seine Stimme klang hysterisch. Vorsichtig ließ sie den Schlüssel los, drehte sich ganz langsam herum... ...und blickte genau in den Lauf seines Lasergewehres. »Sind Sie... wahnsinnig geworden?« fragte sie entsetzt. Stone schüttelte den Kopf. Charity sah, wie sein Zeigefinger nervös über den Abzug der tödlichen Waffe strich. »Sie werden nicht dort hineingehen«, sagte er noch einmal. »Ich brauche Sie hier.« »Stone, bitte«, sagte Charity verzweifelt. Ihre Gedanken überschlugen sich. Stone meinte es ernst, das spürte sie ganz genau. Aber er war zu weit entfernt, als dass sie eine reelle Chance gehabt hätte, ihn zu überwältigen. Nicht mit ihrem verletzten Bein. »Sie... Sie können mitkommen«, sagte sie. »Ich sorge dafür, dass Sie einen Platz auf der CONQUEROR bekommen. Ich brauche sowieso Hilfe im Cockpit, und...« »Gehen Sie von der Tür weg«, unterbrach sie Stone. »Schnell!« Charity nahm die Hände ein wenig höher und trat gehorsam zwei Schritte zur Seite. Stones Lasergewehr folgte ihrer Bewegung. »Was... was haben Sie vor?« fragte Charity stockend. Sie verlagerte ihr Körpergewicht ein wenig, versuchte, das verletzte Bein zu entlasten, um Kraft für einen Sprung zu sammeln. Es war Wahnsinn, aber sie hatte keine Wahl. Er würde schießen, das wusste sie. »Das werden Sie schon noch früh genug merken«, antwortete Stone. »Sie werden mich hier herausbringen, Captain. Und ich Sie. Aber wir schaffen es nur zusammen.« Charity deutete mit einer Kopfbewegung auf die Panzertür. »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass Sie mitkommen können, Stone. Ich hätte Sie sowieso mitgenommen. Das Schiff ist groß genug. Stecken Sie die Waffe weg. Ich verspreche Ihnen, dass...« Sie sprang. Völlig ansatzlos federte sie auf Stone zu, drehte sich dabei halb um ihre Achse und zielte mit dem linken, unverletzten Fuß auf sein Handgelenk. Und Stone drückte ab.

9. Dezember 1998
    Barton und seine kleine Armee waren kurz nach seinem Besuch im Gefängnis abgerückt, und mit Ausnahme des Mannes, der ihnen das Essen gebracht hatte, war er der letzte gewesen, der zu ihnen kam. Der Rest des Tages war so vergangen, wie Tage in Gefängnissen seit Urzeiten zu vergehen pflegten: langsam und eintönig und vor allem von Langeweile bestimmt. Irgendwann war es ihr trotz allem gelungen einzuschlafen. Charity erwachte, als ein lauter Donner die ganze Stadt erzittern ließ. Für eine halbe Sekunde drang hellroter Feuerschein durch das winzige Zellenfenster, dann erlosch er wieder. Verwirrt setzte sie sich auf, lauschte einen Moment und fuhr sich müde mit der Hand über die Augen. In der Zelle neben ihr regte sich Mike. Auch er sah müde aus, aber auch auf seinem Gesicht war der gleiche, ungläubige Schrecken zu erkennen, den auch Charity spürte. »Was war das?« fragte er alarmiert. Charity hob andeutungsweise die Schultern, stand vollends auf und trat ans Fenster. Sie musste sich auf die Zehenspitzen stellen, um hinaussehen zu können, doch sie sah nichts anderes als das, was sie den ganzen Tag über gesehen hatte: einen kleinen, von einer zwei Meter hohen Ziegelsteinmauer umschlossenen Innenhof, auf dem sich Abfälle und leere Kisten und Farbeimer stapelten. Der Himmel war schwarz. »Es klang wie eine Explosion«, sagte sie zögernd. »Vielleicht war es auch...« »Was?« fragte Mike, als sie nicht weitersprach. Seine Stimme klang spöttisch. »Das klang nicht nur wie eine Explosion - es war eine«, fuhr er fort. »Unser Freund Barton kommt zurück. Und ich fürchte, nicht allein.« Charity sah ihn nachdenklich an. Aber sie verzichtete auf eine Antwort, sondern drehte sich wieder herum und blickte abermals aus dem Fenster. Sie lauschte angestrengt, aber der Explosionsdonner wiederholte sich nicht. Dafür glaubte sie ein fernes Rufen zu hören und dann sehr schnelle Schritte, die sich dem Gebäude näherten. Jemand schrie. Mike begann wütend an den Gitterstäben zu rütteln. »Wache!« brüllte er. »Kommen Sie her! Verdammt noch mal, Wache!« Charity hatte nicht damit gerechnet - aber tatsächlich hörten sie plötzlich das Geräusch der Schlüssel, und einer der beiden Männer,
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