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Die Beschützerin

Die Beschützerin

Titel: Die Beschützerin
Autoren: Susanne Kliem
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grinste müde. »Schön wär’s. Ich bin seit gestern Morgen hier. Hab nur drei Stunden geschlafen. Und nicht mal Zeit zum Duschen gehabt.«
    Â»Aber die neue Frisur sieht schick aus.« Michaela holte eine Tasse aus dem Schrank und stellte sie für mich in die Kaffeemaschine. »Erzähl mal, was war denn los?«
    Ich erzählte ihr von Lucy Reeves’ Anruf und dass sie mich kurz danach bereits im Sender erwartet hatte. »Lucy hat mir Zugang zu allen Akten und Unterlagen der Marketing-Abteilung verschafft. Ich hab das Passwort zu Gunters Dienstcomputer.«
    Â»Wahnsinn.« Michaela betrachtete mich fasziniert. »Freier Zugang zur Höhle des Löwen.«
    Ich verschwieg ihr, welches Durcheinander ich in Gunter von Hirtens Dateienordnern vorgefunden hatte. Ich wollte ihn nicht bloßstellen. Aber es hatte mich eine Menge Zeit gekostet, mich in seinem chaotischen Ablagesystem zurechtzufinden.
    Â»Wo ist er denn eigentlich?«
    Â»Auf Dienstreise in London.«
    Â»Ausgerechnet jetzt? Wo Bloomsdale Consulting kommt? Ich möchte wissen, was in deren Köpfen da oben vorgeht.«
    Ich verzog den Mund. »Aus Lucy hab ich leider auch nicht mehr herausgekriegt.«
    Â»Und warum hast du mich gestern nicht angerufen? Ich hätte dir doch helfen können.«
    Â»Dann hätte ich dir dein Wochenende auch noch verdorben. Ich wusste doch, dass Steffen da ist.« Michaelas Freund wohnte in Frankfurt, und sie sahen sich nur alle paar Wochen.
    Â»Er hätte Verständnis dafür gehabt.« Auf Michaelas Stirn bildete sich eine Falte. »Oder gab es einen Grund, dass du das lieber allein durchziehen wolltest?«
    Ich blickte sie erstaunt an. »Hey, was redest du da? Ich hab es einfach nur gut gemeint.«
    Â»Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll«, meinte Michaela, sichtlich irritiert.
    Â»Wie wär’s mit ›Danke, Janne, dass du mir einen Sonntag im Büro erspart hast‹?«
    Michaela wandte den Blick ab. »Okay … danke.«
    Was war los? Glaubte sie, dass ich Informationen weitergeben wollte, von denen meine Mitarbeiter nichts wissen sollten? Nein, das konnte ich mir nicht vorstellen.
    Â»Michaela? Alles in Ordnung?«
    Sie lächelte. »Ja, klar. Willst du noch Kaffee?«
    Â»Unbedingt.«
    Mir wurde bewusst, wie kompliziert die nächste Zeit werden würde. Ich war jetzt von Hirtens Stellvertreterin und musste an seiner Stelle die Mitarbeiter einschätzen und beurteilen. Alle würden mit Argusaugen beobachten, wie ich mich verhielt. Ich musste ab sofort aufpassen, was ich sagte.
    Die Tür zum Konferenzraum hatte ich offen gelassen und wartete, an einen Fensterrahmen gelehnt, auf die Unternehmensberater. Sie kamen zu zweit, auf die Minute pünktlich, ein Mann im dunklen Anzug und eine sehr schlanke Frau in einer langärmeligen, cremefarbenen Seidenbluse und einem dunkelgrauen Stiftrock. Sie wirkten so förmlich, dass ich mir vorkam wie bei einem Bewerbungsgespräch.
    Â»Guten Morgen, ich bin Janne Amelung«, begrüßte ich sie.
    Das Gesicht der Frau war schmal. Das schwarze, glatte Haar trug sie auf Kinnlänge.
    Â»Vanessa Ott, Bloomsdale Consulting.«
    Â»Es freut mich, Sie kennenzulernen.« Wir gaben uns die Hand und tauschten unsere Visitenkarten aus. »Senior Consultant« stand auf ihrer. Auch ihr Kollege reichte mir seine Karte mit der gleichen Position.
    Â»Mark Winter. Wie uns mitgeteilt wurde, vertreten Sie Gunter von Hirten als unsere Ansprechpartnerin für das Marketing.«
    Â»Ja, das ist richtig«, entgegnete ich.
    Â»Und in Ihrer eigenen Abteilung organisieren Sie diese … diese Spendengala für Kinder?«, fragte Mark Winter.
    Â»Den Smiling Kids Day. Das Größte und Wichtigste von etwa hundertfünfzig Projekten, die wir im Jahr durchführen.«
    Vanessa Ott lächelte. »Das Aushängeschild des Senders. Kompliment.«
    Â»Und ein teurer Spaß«, sagte Mark Winter.
    Spielten die beiden Good Cop, Bad Cop? Ich musste auf alles gefasst sein. Ich schätzte sie auf mein eigenes Alter, Anfang dreißig. Mark Winter trug eine dunkel umrandete Brille, war gut gebräunt und sah drahtig aus wie ein Marathonläufer.
    Â»Frau Ott und ich werden uns zunächst einen Überblick über die Kosten-Nutzen-Struktur Ihrer Events verschaffen. Erfahrungsgemäß findet man im Bereich Charity eine Menge Einsparpotenzial. Seit wann gibt es diese
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