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Die Beschützerin

Die Beschützerin

Titel: Die Beschützerin
Autoren: Susanne Kliem
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Show?«
    Â»Seit 2007, aber in den letzten zwei Jahren haben wir das Konzept erweitert«, sagte ich. »Wie Sie sicher wissen, treten internationale, prominente Gäste in der Fernsehshow auf. Parallel finden in Berlin und fünf weiteren Städten Klassik-Konzerte mit bekannten Sängern statt, zu denen live in die Sendung geschaltet wird.«
    Mark Winter betrachtete mich so durchdringend wie ein Forscher ein seltenes Insekt. Er irritierte mich. Da niemand etwas entgegnete, erklärte ich weiter: »Die Zuschauer spenden per Anruf über ein Ted-System. Ein Großteil des Geldes geht an die Hilfsorganisationen, mit denen wir zusammenarbeiten. Das Geld wird in Kinderprojekte investiert, zum Beispiel …«
    Â»Wir müssen noch nicht ins Detail gehen«, unterbrach er mich. »Zunächst verschaffen wir uns einen Überblick. Sie haben sicher ein schriftliches Konzept, das Sie uns vorlegen können?«
    Â»Natürlich«, sagte ich. »Ich lasse es Ihnen gleich ausdrucken.« Ich rief Michaela an und gab durch, welche Unterlagen ich benötigte. Mark Winter legte unterdessen drei dicht beschriebene Papierbögen vor mir ab.
    Â»Zunächst bearbeiten Sie bitte diesen Fragenkatalog zum abteilungsspezifischen Controlling. Es wäre hilfreich, wenn Sie uns die Informationen zügig liefern könnten.«
    Ich überflog die ersten Punkte, froh, dass sie mit meiner Abteilung begannen. Hier fühlte ich mich auf sicherem Terrain. Ein internes Organigramm wurde gefordert. Ein weiteres, das die Abteilung hierarchisch in das Gesamtunternehmen einordnete, war schon vom Vorstand vorgelegt worden. Begriffe wie Profit-Center und Cost-Center sprangen mir ins Auge. Das konnte ja heiter werden.
    Michaela kam mit den kopierten Unterlagen herein.
    Während ich ihr die Blätter abnahm und Mark Winter reichte, betrat ein groß gewachsener Mann den Raum. Er hatte ein markantes, gut geschnittenes Gesicht und blondes Haar, das ihm in die Stirn fiel. »Mein Termin mit dem Vorstand ist beendet«, sagte er zu Vanessa Ott. »Ich bin dann im Headquarter.«
    Sie wandte sich an mich und Michaela. »Dr. Helmut Eichstätt, Vice President von Bloomsdale Consulting.«
    Michaela und ich stellten uns vor.
    Â»Angenehm«, sagte er, doch sein Lächeln erreichte seine Augen nicht. Ein kühles Blaugrau.
    Vanessa Ott strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr. »Soll ich mich nachher melden?«, fragte sie.
    Â»Von mir aus. Aber rechtzeitig«, gab Eichstätt zurück und verschwand mit energischen Schritten über den Flur.
    Sie wandte sich mir zu. »Wir richten uns kurz in unserem Büro ein, und dann geht es los.«
    Wie sich herausstellte, lag der Bloomsdale zugeteilte Raum nicht weit von meinem eigenen Büro entfernt. Ich begleitete die beiden. Unterwegs blickte Vanessa Ott rechts und links durch die geöffneten Türen und gläsernen Wände in die Büros, Mark Winter hingegen wandte nicht ein einziges Mal den Kopf zur Seite.
    Einige Mitarbeiter hatten die Verbindungswände mit Postern zugehängt, um sich ein wenig Privatsphäre zu verschaffen, obwohl das von der Geschäftsführung nicht gern gesehen wurde. Wir sollten jederzeit erreichbar und ansprechbar sein, und wenn jemand gerade telefonierte, war das mit einem Blick zu erkennen. Von mir als Teamleiterin wurde erwartet, dass ich mit gutem Beispiel voranging, aber auch ich hatte ein großformatiges Plakat der Berlinale aufgehängt. Ich freute mich täglich daran, dass der smarte Hugh Jackman auf mich herablächelte und mir ein wenig Sichtschutz gab. Aber ich achtete gleichzeitig darauf, dass meine Tür immer offen stand.
    Â»Hier ist es.« Ich führte die Unternehmensberater zu dem einzigen Raum auf der Etage, dessen Wände nicht aus Glas waren. Wir nutzten ihn manchmal als Abstellzimmer, hin und wieder auch, um Praktikanten unterzubringen. Zwei schlichte Resopalschreibtische waren in der Mitte zusammengestellt.
    Vanessa Ott trat ein und öffnete das Fenster. Bestimmt war sie komfortablere Büros gewöhnt.
    Â»Besonders groß ist es leider nicht«, sagte ich.
    Sie lächelte. »Kein Problem, das wird schon gehen. Wir sind ja nur für ein paar Tage hier.«
    Â»Gut. Ich lasse Ihnen einen frischen Kaffee bringen.«
    Ich suchte Michaela. Obwohl ich dringend einige Telefonate erledigen musste, blieb ich noch einen Moment bei ihr in der Küche stehen.
    Â»Die sind
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