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Die Beschützerin

Die Beschützerin

Titel: Die Beschützerin
Autoren: Susanne Kliem
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Problem. Du weißt ja, dass morgen früh die Unternehmensberater kommen.«
    Â»Klar, Gunter von Hirten hat mir das schon vor Wochen gesagt.«
    Seit mein Chef erfahren hatte, dass Bloomsdale Consulting den Sender umkrempeln würde, war er extrem nervös und reizbar. Er wollte seine Marketingabteilung so vorteilhaft wie möglich präsentieren und hatte sich akribisch vorbereitet.
    Â»Janne, bitte entschuldige, das kommt jetzt sehr plötzlich, aber Helmut Lehner hat angeordnet, dass du das Bloomsdale-Team betreuen sollst.«
    Â»Was? Wieso denn das?«
    Sie zögerte. »Gunter von Hirten muss nach London. Eine Dienstreise, das hat sich kurzfristig ergeben. Ich weiß es auch erst seit gestern Abend. Und deshalb …«
    Â»Ich soll das gesamte Marketing präsentieren?«, unterbrach ich sie fassungslos. Ich war mit meiner eigenen Event-Abteilung nur ein kleiner Teil davon.
    Â»Lehner hat volles Vertrauen zu dir. Du machst das schon.«
    Gregor stand, noch immer nur in Shorts, mit seinem Rucksack über der Schulter in der Tür und sah mich neugierig an. »Was ist los?«, formten seine Lippen lautlos.
    Ich schüttelte unwillig den Kopf. »Lucy, da ist doch was faul. Diese Unternehmensberater bekommen horrende Tagessätze. Von Hirten hat sich wochenlang vorbereitet. Ich kann doch nicht aus dem Stegreif …«
    Lucys Stimme klang bestimmt. »Du hast noch zwanzig Stunden, bis sie da sind. Es gibt keine Alternative. Und Janne …? Betrachte es als Chance.« Sie räusperte sich. »Ich kann mich auf dich verlassen?«
    Ich unterdrückte ein Seufzen. »Natürlich.«
    Â»Gut.« Sie legte auf. Ich ließ das Handy sinken.
    Â»Was machst du für ein Gesicht? Ist jemand gestorben?«, fragte Gregor scherzhaft.
    Â»Unser Sonntag ist gestorben«, sagte ich wütend.
    Â»Sag nicht, du musst arbeiten.«
    Ich erklärte ihm die Lage.
    Â»Du hast seit Wochen malocht wie eine Blöde, dein Samstag geht für den Sender drauf, und nun willst du auch noch den Sonntag im Büro verbringen?«
    Â»Ich find’s auch bescheuert, aber ich kann nichts machen. Befehl von oberster Stelle.«
    Â»Wieso sagen die so was nicht früher?«
    Â»Weiß ich nicht. Für mich klingt das Ganze vollkommen unlogisch.«
    Â»An deiner Stelle würde ich mich weigern. Komm, wir fahren los.«
    Â»Und morgen? Wie stehe ich denn da? Die Bloomsdale-Leute müssen einen erstklassigen Eindruck bekommen. Die entscheiden über die berufliche Zukunft meines Teams. Und auch über meine. Ich hab eine riesige Verantwortung. Versteh das doch. Ich muss mich vorbereiten.«
    Gregor schüttelte den Kopf. »Wenn du das Boot kaum noch nutzt, dann kannst du es auch gleich verkaufen. Und dir das Geld für den Liegeplatz sparen.« Er warf seinen Rucksack in die Ecke und ging in die Werkstatt.
    Ich folgte ihm. »Jetzt sei nicht sauer.«
    Er schwieg.
    Ich wollte ihn gern für den Abend zu mir einzuladen, aber ich wusste nicht genau, wann ich fertig sein würde. Ich sagte lieber nichts. Wenn ich es nicht schaffte, würde er noch enttäuschter sein.
    Gregor blieb vor einem Barockstuhl mit zerkratzten Beinen stehen, befühlte den fadenscheinigen Seidenbezug auf der Sitzfläche. Ich trat zu ihm und küsste ihn zärtlich auf die Schulter.
    Er nahm mich nicht in den Arm. »Na toll. Dann arbeite ich eben auch heute.«
    Â»Hast du was Dringendes zu erledigen?«
    Â»Beschläge für ein Sideboard.« Er zeigte lustlos auf eine Möbelgruppe. »Das Teil da aus Nussbaum. Der Kunde holt es morgen ab. Für das übliche Taschengeld.«
    Â»Du bräuchtest mal wieder einen vernünftigen Auftrag.«
    Â»Ein ruhiges Wochenende mit dir wäre auch nicht schlecht.«
    Â»Komm, wir machen uns noch einen Kaffee …«
    Â»Nein, du musst los.« Sein Gesicht war verschlossen, und ich wusste, dass alle Versuche, ihn aufzuheitern, sinnlos sein würden.
    Â»Hab trotzdem einen netten Tag.«
    Â»Du auch.« Er trat zu mir und wischte mir ein wenig Staub von der Hose. Wir küssten uns, und obwohl wir uns kaum berührten, spürte ich seine warmen Lippen.
    Â»Wie siehst du denn aus?«, fragte mich Michaela, meine Assistentin, als ich sie Montagmorgen in unserer kleinen Mitarbeiterküche traf, gerade noch rechtzeitig vor dem ersten Termin mit Bloomsdale Consulting. »Hast du das Wochenende durchgefeiert?«
    Ich
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