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Die Begnadigung

Die Begnadigung

Titel: Die Begnadigung
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Fabrikant schob das Schreiben seinem Bruder zu.
    »Es handelt sich um einen Dr. Barthels, zur Zeit Oberstaatsanwalt!«
    »Bist du verrückt? Laß den Blödsinn.«
    »Dieser Oberstaatsanwalt hat im Frühjahr den Krebsarzt Dr. Hansen unter fadenscheinigen Gründen verhaftet und die Krebsklinik schließen lassen. Meine Frau war Patientin in dieser Klinik; sie war auf dem Wege der Besserung. Durch den abrupten Abbruch der Behandlung auf Staatsbefehl hat sie nicht nur einen Schock erlitten, sondern ihr Zustand hat sich verschlechtert …«
    »Elfriede …« Dr. Barthels setzte sich schwer. Seine Hände zitterten. »Was ist mit Elfriede?«
    »Sie liegt wieder. Die Lähmungen treten wieder auf …«
    »Aber Elfriede ist doch herumgelaufen. Sie kam mir doch selbst entgegen. Sie hat gesegelt, Wanderungen gemacht, sie sah blendend aus …«
    »Bei Doktor Hansen, den der Oberstaatsanwalt Dr. Barthels verhaften ließ! Ich habe bei Hansen angefragt. Er lehnt eine Behandlung meiner Frau ab. Er darf nicht!«
    »Ich habe nie verboten …«, stotterte Dr. Barthels.
    »Du hast ihn einen Schein unterschreiben lassen, daß er bis nach dem Prozeß nicht praktizieren darf!« brüllte der Fabrikant. »Das bedeutet den Tod von Elfriede! Weißt du, was du bist? Ein Mörder! Jawohl! Ein Mörder! Und ich werde es hinausschreien in alle Welt und keine Ruhe lassen, bis du auf der Anklagebank sitzt! Du hast Elfriede auf dem Gewissen! Du allein!« Der Fabrikant beugte sich weit zu seinem leichenblassen Bruder hinüber. »Gib Elfriede das Leben wieder! Sie kann nur leben, wenn Hansen sie wieder in Behandlung nehmen darf. Und so steht es mit hundert anderen Kranken. Das ist meine Anzeige, die du an den Generalstaatsanwalt weiterreichen wirst …«
    »Bruder …«
    »Ich habe keinen Bruder mehr!«
    Fabrikant Barthels drehte sich schroff herum und verließ das Zimmer. Oberstaatsanwalt Dr. Barthels legte den Kopf in beide Hände und schloß die Augen. Durch seinen Körper lief ein Zucken.
    Über eine halbe Stunde saß er so, bis er die vier Schnellhefter, die ihm Karin gegeben hatte, das Tagebuch Marianne Pechls, die Anzeige seines Bruders und die dicke Akte ›Hansen‹ in seine überdimensionale Mappe schob und sich beim Generalstaatsanwalt melden ließ.
    Er wollte zweierlei tun: Beantragen, die Ermittlungen gegen Hansen einzustellen, und bitten, ihn, Barthels, bis auf weiteres zu beurlauben, bis er das Pensionsgesuch wegen Krankheit einreichen könne.
    Durch die Gänge der ›See-Klinik‹ gingen einige lässig gekleidete Herren. Sie hatten bunte Schlipse um, behielten bei der Begrüßung den Hut auf dem Kopf, waren mit Riesenschiffen von Autos gekommen, sprachen ein nuscheliges, breites, gequetschtes Deutsch und behandelten Franz Wottke wie einen Balljungen.
    »Hallo, boy!« sagten sie. »Morning! Nun zeig uns mal den Kasten!«
    Wottke starrte hinüber zu Dr. Hansen. Wäre er nicht zusammen mit den merkwürdigen Herren aufgekreuzt, würde er ihnen schon einiges gesagt haben von wegen ›Hallo, boy‹ …
    Hansen nickte ihm lächelnd zu.
    »Die Herren kommen aus Miami. Es sind die Manager einer großen Hotelgesellschaft. Weiß der Teufel, woher sie von uns wissen. Sie wollen unsere Klinik mieten oder pachten oder gar kaufen …«
    »Kaufen! Nie!« In Wottke regte sich der Mitbesitzer mit dreißigtausend Mark Einlage. »Nur verpachten!« Er musterte die Amerikaner, die vor der Fassade der Klinik standen, zu den vielen kleinen Balkonen emporstarrten, die Hände in den Hosentaschen und ab und zu »Very nice!« zueinander sagten. Dann sahen sie hinaus auf den Plöner See, holten einen Kompaß aus der Tasche, stellten fest, daß die Klinik in Südlage gebaut war, fotografierten den Bau von allen Seiten und winkten dann Wottke wieder zu.
    »Aufschließen, boy!«
    »Ich heiße Wottke!«
    »Okay, Wottke-boy!«
    Wottke hob die Schultern. Gegen die war anscheinend nichts zu machen. Er ging voraus und schloß das große Eingangstor auf. Dann ließ er die Rolläden hoch … Sonne flutete in die Eingangshalle und über den blanken Gummiboden.
    Die amerikanischen Manager sahen sich bedeutungsvoll an. Großer Park, eigener Strand, der See, ein Bootshafen, siebzig Zimmer, zwei große Speisesäle, eine Halle, genug Nebengebäude, das Ärzte- und Schwesternhaus als Dépendance … Very well … das gäbe ein feudales Seehotel mit Segelsport! Ein paar Umbauten im Stile von Disney-Land, ein bißchen Schwung wie in Miami …
    Der Mann mit dem Südseemädchen auf der
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