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Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June

Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June

Titel: Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June
Autoren: Robin Benway
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kurz sinken, um mir einen drohenden Blick zuzuwerfen. »Hatten wir nicht gesagt, dass hier keiner mehr über meinen Fahrstil herziehen darf?«
    Â»Mach ich doch gar nicht«, wehrte ich mich. »Aber was wär gewesen, wenn wir ihr nie begegnet wären? Glaubst du, wir wären jetzt alle hops?«
    April lachte. »Wahrscheinlich.«
    Â»Aber wir wissen es nicht«, wandte ich ein. »Wenn wir sie nun nie getroffen hätten, und alles wär ganz normal weitergegangen? Ich weiß nicht mal mehr, wie sie aussah.«
    Â»Pure Gnade deines Gehirns«, warf May ein, ohne das Buch runterzunehmen. »Die war doch voll psycho. Vergiss sie einfach.«
    Â»Schon dabei«, murmelte ich, aber es hörte schon niemand mehr zu.
    Als ich am Dienstagnachmittag zu Englisch kam, war ich völlig fertig und irgendwie traurig, weil Mariah nicht da war, denn sie war ja meine Freundin. Und jetzt fühlte ich mich wie eine kleine, einsame Insel, ganz verloren mitten im großen Klassenzimmer. April hatte mir unentwegt versichert, dass Mariah nächste Woche wieder da sein würde, was mir aber am Dienstag nur sehr bedingt weiterhalf.
    Â»So, Herrschaften«, sagte Mrs Ames. (Sie nennt uns immer »Herrschaften«, was ich komisch finde und was vielleicht zeigt, dass sie Probleme hat, über die sie mal mit ’nem Therapeuten reden sollte.) »Ich nehme an, Sie haben alle Ihre Ausgabe von Romeo und Julia vor sich liegen?« Sie wedelte mit ihrem Paperback. »Und Sie haben den Text der Aufgabenstellung entsprechend gelesen?«
    Hatte ich tatsächlich. Jetzt, wo ich – außer um in die Schule zu gehen – gewissermaßen in meinem Zimmer eingekerkert war, hatte ich ja reichlich Zeit zum Hausaufgabenmachen. Sehr viel Zeit. Romeo und Julia fand ich gar nicht mal so übel, aber es war schon gut, dass ich den Film gesehen hatte – ich meine den coolen, wo Mercutio ein Transvestit ist. Ich finde, Julia hätte lieber mit dem was anfangen sollen, denn dieser Romeo war ja ein totaler Idiot. Dass der nicht mal richtig gecheckt hat, ob sie noch lebt, bevor er sich abgemurkst hat. Mein Traumfreund würde mir jedenfalls wenigstens den Puls fühlen. (Halt ihr einen Spiegel unter die Nase, Mann!, hab ich ihn bei dieser Textstelle angebrüllt.)
    Ich war gerade dabei, meinen Spiralblock mit dem lila Glitzerdeckblatt (jetzt guckt nicht so neidisch) aus der Tasche zu holen, als sich Caitlin, meine Banknachbarin, zu mir rüberbeugte und flüsterte: »Psst … hey, du bist doch June, oder?«
    Ich zog eine Augenbraue hoch, wobei ich hoffte, wie diese mysteriösen Stummfilmstars aus den öden Schwarzweißstreifen auszusehen, die sich mein Dad immer über Kabel anguckte. »Hm. Bin ich«, sagte ich.
    Ich kam gar nicht dazu, ihre Gedanken zu lesen, weil sie gleich weiterredete. »Okay, hi«, sagte sie. »Hör mal, kann ich dich was fragen?«
    Ich bereitete mich innerlich darauf vor, ihr zu erklären, woher ich meinen Glitzerblock hatte oder meine Schuhe oder meine Tasche, aber sie zeigte auf ihr Romeo-und-Julia-Buch und fragte: »Hast du irgendwas davon kapiert?«
    Ich durchforstete eilig ihre Gedanken, nur um sicherzugehen, dass sie sich nicht absichtlich dumm stellte. Aber nein, sie war tatsächlich komplett ratlos. Und zwar so sehr, dass angesichts ihrer Gedanken schon fast mich die Ratlosigkeit packte. »Na ja, also mir hat’s gefallen. Ist ziemlich gut. Besonders die Stelle, wo Mercutio stirbt, weil …«
    Â»Der stirbt?« Caitlin blätterte in ihrem Buch. »Nicht mal den Teil hab ich kapiert!«
    Ich zögerte kurz und sagte dann: »Also, wenn wir uns mal treffen wollen zum Lernen oder so …«
    Â»June!«, rief Mrs Ames von vorn. »Vielleicht können Sie ja meine Frage beantworten.«
    Schei…benkleister.
    Â»Ã„hm, können Sie die Frage bitte noch mal wiederholen?«
    Mrs Ames seufzte dramatisch. »Ich habe gefragt: Was sagt Romeo, als er von Julias Tod erfährt?«
    June will mit mir lernen!
    Caitlins Gedanken waren so beschwingt, dass es sich anfühlte, wie mit Glitzerzeugs beworfen zu werden, aber das machte gar nichts, denn meine Gedanken waren auch ausgesprochen euphorisch. Sie hält mich für klug! Sie will lernen! Mit mir! April wird umfallen, wenn ich ihr das erzähle. Zu gerne hätte ich gewusst, ob sie das schon hatte kommen sehen.
    Â»June?«, ermahnte mich Mrs Ames ungeduldig.
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