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Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen

Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen

Titel: Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen
Autoren: Frank McCourt
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Eason ist das egal. Wir büßen lieber hohe Beträge ein, als daß die Menschen von Limerick und Irland von diesem Schmutz verderbt werden.
    Was für Schmutz?
    Kann ich Ihnen nicht sagen. Los, kommt, Jungs.
    Wir werfen die Seiten auf den Fußboden des Lieferwagens, und als Mr. McCaffrey in einem Laden ist, um sich zu streiten, stopfen wir uns ein paar unters Hemd. Im Lieferwagen sind alte Zeitschriften, und die zerreißen und zerstreuen wir, damit Mr. McCaffrey glaubt, sie sind alle Seite sechzehn aus John O’London’s Weekly.
    Der größte Kunde für die Zeitschrift, Mr. Hutchinson, sagt Mr. McCaffrey, er soll verdammtnochmal machen, daß er aus seinem Laden kommt, Finger weg von diesen Zeitschriften, und als Mr. McCaffrey weiter Seiten herausreißt, wirft Mr. Hutchinson ihn auf die Straße, und Mr. McCaffrey
schreit, dies ist ein katholisches Land, und nur weil Mr. Hutchinson Protestant ist, gibt ihm das noch lange nicht das Recht, in der heiligsten Stadt von Irland Schmutz zu verkaufen. Mr. Hutchinson sagt, ach, lecken Sie mich doch am Arsch, und Mr. McCaffrey sagt, seht ihr, Jungs? Seht ihr, was passiert, wenn man kein Mitglied der alleinseligmachenden Kirche ist?
    Einige Läden sagen, sie haben schon alle ihre Exemplare von John O’London verkauft, und Mr. McCaffrey sagt, oh, Muttergottes, was soll nur aus uns allen werden? Wem haben Sie sie verkauft?
    Er verlangt Namen und Adressen von den Kunden, die in Gefahr schweben, ihre unsterblichen Seelen zu verlieren, wenn sie Artikel über Geburtenkontrolle lesen. Er will in ihre Häuser gehen und die schmutzige Seite herausreißen, aber die Einzelhändler sagen, es ist Samstag abend, Mr. McCaffrey, und es wird dunkel, und würden Sie jetzt bitte verschwinden, und zwar ein bißchen plötzlich.
    Auf dem Weg zurück ins Büro flüstert mir Eamonn hinten im Lieferwagen zu, ich habe einundzwanzig Seiten. Wie viele hast du? Ich sage ihm, vierzehn, aber ich habe mehr als vierzig und sage ihm das nicht, denn Menschen, die über schlechte Augen Lügen verbreiten, braucht man nie die Wahrheit zu sagen. Mr. McCaffrey sagt uns, bringt die Seiten aus dem Lieferwagen
ins Büro. Wir klauben alles vom Boden auf, und er sitzt froh an seinem Schreibtisch am anderen Ende des Büros und ruft Dublin an, um ihnen zu erzählen, daß er wie Gottes Racheengel durch die Läden gestürmt ist und Limerick vor den Schrekken der Geburtenkontrolle gerettet hat, während er ein prasselndes Feuer aus Seiten betrachtet, die nichts mit John O’London’s Weekly zu tun haben.
    Am Montag morgen radle ich durch die Straßen und liefere Zeitschriften aus, und Menschen sehen das Eason-Schild am Fahrrad und halten mich an, um zu sehen, ob sie wohl noch ein Exemplar von John O’London’s Weekly ergattern können. Es sind alles reich aussehende Leute, einige mit Auto, Männer mit Hut, Kragen und Schlips und zwei Füllfederhaltern in der Brusttasche, Frauen mit Hut und kleinem Pelz, der ihnen von den Schultern baumelt, Menschen, die im Savoy oder im Stella Tee trinken und dabei den kleinen Finger abspreizen, um zu zeigen, was für feine Leute sie sind, und jetzt wollen sie die Seite über Geburtenkontrolle lesen.
    Eamonn hat mir früh am Tage gesagt, verkauf die verdammte Seite nicht für weniger als fünf Shilling. Ich habe ihn gefragt, ob er Witze macht. Nein, ganz im Ernst. Jeder in Limerick spricht über diese Seite, und alle sind ganz wild darauf, sie in die Finger zu kriegen.
    Fünf Shilling oder gar nichts, Frankie. Wenn
sie reich sind, berechne ihnen noch mehr, aber fünf Shilling nehme ich, fahr also nicht mit dem Rad durch die Gegend und verdirb mir das Geschäft mit Schleuderpreisen. Wir müssen Peter auch noch was abgeben, sonst rennt er zu McCaffrey und petzt.
    Manche sind sogar bereit, sieben Shilling Sixpence zu zahlen, und nach zwei Tagen bin ich reich und habe über zehn Pfund in der Tasche minus eins für Peter, die Schlange, der uns an McCaffrey verraten wollte. Ich zahle acht Pfund für die Schiffspassage nach Amerika auf mein Postsparbuch ein, und an dem Abend gibt es ein Festmahl mit Schinken, Tomaten, Brot, Butter, Marmelade. Mam will wissen, ob ich im Pferdelotto gewonnen habe, und ich sage ihr, die Leute geben mir Trinkgeld. Sie ist nicht glücklich darüber, daß ich Botenjunge bin, weil das so tief ist, wie man in Limerick nur sinken kann, aber wenn es in dieser Form Schinken mit sich bringt, sollten wir in Dankbarkeit eine Kerze anzünden. Sie weiß nicht, daß mein Fahrgeld
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