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Die Antikriegs-Maschine

Die Antikriegs-Maschine

Titel: Die Antikriegs-Maschine
Autoren: Bob Shaw
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Trapezkünstlerin verlieh. Ihr schlanker brauner Körper war begehrenswert, aber Hutchman hatte keinen Blick dafür.
    »Hör zu«, sagte er und zeigte auf seine Rolle, »ich muß noch etwas Wichtiges aufarbeiten, sonst habe ich keine Ruhe. Willst du inzwischen fernsehen?«
    »Ich habe keinen Fernseher.«
    Hutchman merkte, daß dieser Vorschlag ein Fehler gewesen war – sein Bild wurde bestimmt in jeder Nachrichtensendung gezeigt. »Tu einfach irgend etwas, was dir Spaß macht. Einverstanden?«
    »Wie du willst.« Sie zuckte gleichmütig mit den Schultern, streckte sich auf der Couch aus und beobachtete ihn.
    Hutchman breitete den Stadtplan mit den Straßennamen aus, prägte sich die Durchgangsstraßen ein und versuchte schon jetzt, sich möglichst viele Seitenstraßen zu merken. Nach einer Stunde nahm er eine Fotokopie und schrieb alle Namen hinein, die er noch wußte. Dieses Spiel wiederholte sich mehrmals. Die junge Frau schlief darüber ein, schnarchte leise und schrak kurz nach Mitternacht auf.
    Hutchman lächelte beruhigend. »Meine Arbeit dauert doch länger als erwartet. Willst du nicht schon schlafen gehen?«
    »Soll ich dir Kaffee machen?«
    »Nein, danke.«
    Sie stand auf, nahm ihr Kleid mit, warf einen neugierigen Blick auf Hutchmans Stadtpläne und verschwand im Schlafzimmer. Er arbeitete weiter. Um drei Uhr morgens konnte er zum erstenmal alle Straßennamen fehlerfrei einsetzen. Er streckte sich auf der Couch aus und versuchte zu schlafen; aber in seinem Kopf schwirrten die Straßen durcheinander, und er sah gelegentlich ein rotgeflecktes einzelnes Auge über die Stadtpläne rollen. Er brauchte lange, um Schlaf zu finden.
    Hutchman wachte bei Tagesanbruch auf, setzte sich ein letztes Mal vor den Stadtplan und verließ dann das Apartment, ohne die Schwarzhaarige zu wecken. Er ging zu Fuß in die Stadtmitte zurück und amüsierte sich damit, die Namen der Straßen, auf die er treffen würde, vorauszusagen. Dieses Wissen würde innerhalb einer Woche verfliegen, aber es genügte, um ihn jeden Test bestehen zu lassen. Diesmal betrat er das Büro des Taxiunternehmens und wandte sich an das bebrillte Mädchen, das hinter einem Schreibtisch mit mehreren Telefonen und einem Mikrofon saß.
    »Ist Oliver da?«
    »Nein – er hat diese Woche Nachtschicht. Kann ich ihm etwas ausrichten?«
    Hutchman schüttelte den Kopf. »Nein, danke. Ich bin ein guter Fahrer und kenne Bolton wie meine Westentasche…«
    Vierzig Minuten später trug er eine Uniform – eine Anstecknadel und eine Schirmmütze – und fuhr in einem senfgelben Taxi durch Bolton. Er arbeitete etwa eine Stunde lang ehrlich als Chauffeur, machte zwei Fahrten, die über Funk bestellt wurden, und fand die Ziele jeweils mühelos. Als die zweite Fahrt am südlichen Stadtrand endete, rief er über Funk die Zentrale an.
    »Hier ist Walter Russell«, meldete er sich mit seinem falschen Namen. »Ich habe einen Fahrgast, der mich den ganzen Tag lang braucht. Was soll ich dafür berechnen?«
    »Der Tagessatz beträgt zwanzig Pfund fünfzig«, antwortete das Mädchen in der Zentrale. »Im voraus zahlbar. Ist Ihr Fahrgast damit einverstanden?«
    Hutchman wartete einen Augenblick. »Ja, er ist einverstanden«, meldete er dann.
     
    »Gut – benachrichtigen Sie uns, wenn Sie wieder frei sind.«
    »Wird gemacht.« Hutchman schaltete das Funkgerät aus. Da ein Taxi wegen seiner begrenzten Höchstgeschwindigkeit auf der Autobahn auffallen mußte, fuhr er über Landstraßen in Richtung Warrington. Dicht außerhalb der Stadtgrenze sah er drei Anhalterinnen am Straßenrand stehen. Sie waren verblüfft, als er neben ihnen hielt und die Passagiertür öffnete.
    »Wohin wollt ihr denn?« rief er ihnen zu und bemühte sich, seine Nervosität – die Straßensperre mußte ganz in der Nähe sein – zu überspielen.
    »Birmingham«, sagte eines der Mädchen, »aber wir haben kein Geld für ein Taxi.«
    »Für dieses Taxi braucht ihr kein Geld.«
    »Was denn sonst?« fragte das zweite Mädchen, und die anderen kicherten.
    »Ich soll jemanden vom Ringway Airport abholen«, behauptete Hutchman. »Wenn ihr wollt, könnt ihr umsonst mitfahren. Aber wenn ihr keine Lust habt…« Er machte eine Bewegung, als wolle er die Tür schließen. Die Mädchen kreischten und schubsten sich gegenseitig auf den Rücksitz. Sie unterhielten sich, als seien sie allein, und Hutchman hörte aus ihren Gesprächen, daß sie zu einer Damaskus-Demonstration wollten. Er merkte erstaunt, daß er schon
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