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Die Antikriegs-Maschine

Die Antikriegs-Maschine

Titel: Die Antikriegs-Maschine
Autoren: Bob Shaw
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stellte fest, daß es Viertel nach sechs war. Er setzte sich in Trab, suchte ein Schreibwarengeschäft und kaufte dort zwei Stadtpläne und einen weißen Korrekturstift. Während er zahlte, ließ er sich erklären, wo das nächste Geschäft war, das Fotokopien machte. Er bedankte sich für die Auskunft, verließ den Laden und drängte sich durch die Menge. Als er das Geschäft für Bürobedarf erreichte, schlug irgendwo eine Uhr halb sieben. Ein blonder junger Mann schloß eben die Tür ab. Er schüttelte den Kopf, als Hutchman an der Klinke rüttelte. Hutchman holte zwei Fünfpfundscheine aus der Tasche und hielt sie hoch. Der Verkäufer zögerte, schloß wieder auf und öffnete die Tür einen Spalt breit.
    »Wir schließen um halb sieben.« Er starrte die Scheine an.
    »Das Geld gehört Ihnen«, erklärte Hutchman ihm.
    »Wofür?«
    »Für Überstunden. Ich brauche dringend ein paar Fotokopien. Aber dafür zahle ich extra – der Zehner gehört Ihnen ganz.«
    »Oh! Gut, kommen Sie herein.« Der junge Mann öffnete die Tür weit. Er nahm das Geld und lachte verlegen. »Weihnachten ist dieses Jahr ziemlich früh, finde ich.«
    Hutchman faltete einen Stadtplan auseinander. »Können Sie diese Größe kopieren?«
    »Spielend.« Der junge Mann stellte die graue Maschine an und beobachtete sprachlos, wie Hutchman in fliegender Eile die Straßennamen ausstrich.
    »Bitte ein Dutzend Kopien«, verlangte Hutchman anschließend. Als er den erstaunten Blick des Verkäufers sah, fügte er rasch hinzu: »Ich bin Werbefachmann, wissen Sie. Ich brauche die Kopien für eine Marktforschungsstudie.«
    Zehn Minuten später trat er mit einer Rolle unter dem Arm auf die Straße hinaus. Er hatte jetzt alles, was er benötigte, um sich nach seiner während des Studiums perfektionierten Methode innerhalb kürzester Zeit Hunderte von Einzelheiten einzuprägen – aber er brauchte noch einen sicheren Ort, wo er in Ruhe lernen konnte. Dann fiel ihm ein, daß er sich viel Mühe gab, aus Bolton zu entwischen, ohne wirklich zu wissen, ob das alles nötig war. Er sah einen Zeitungsstand auf der anderen Straßenseite und überquerte die Straße, um die Schlagzeilen zu lesen.
    Polizei riegelt bolton ab! verkündete die erste. Hutchman sah ein Bild von sich auf der ersten Seite einer Abendzeitung, deren Schlagzeile lautete: das netz schliesst sich – hält der gesuchte Mathematiker sich in bolton versteckt? Er wagte nicht, eine Zeitung zu kaufen – die Schlagzeilen genügten ihm. Als er sich abwandte, hielt ein weißer Porsche neben ihm am Straßenrand. Die Fahrerin, eine orientalisch aussehende junge Frau in einem Silberlamekleid, öffnete die Beifahrertür.
    »Bei mir zu Hause ist’s wärmer«, sagte sie, ohne die geringste Verlegenheit darüber zu zeigen, daß sie genauso sprach, wie man es sich von einer Prostituierten vorstellte.
    Hutchman, der schon hatte fliehen wollen, schüttelte instinktiv den Kopf und trat dann doch an den Wagen. »Mir ist wirklich ein bißchen kalt.« Er setzte sich in den Porsche, der nach Leder und Parfüm duftete, und sah zu der jungen Frau hinüber, die sofort wieder anfuhr. »Wohin fahren wir?«
    »Nicht weit.«
    Er nickte zufrieden. Ihm war alles recht, solange sie die Stadt nicht verließen. »Hast du zu Hause etwas zu essen?«
    »Nein.«
    »Bist du denn nicht hungrig?«
    »Doch – aber ich führe kein Restaurant«, erklärte sie ihm energisch.
    Hutchman zuckte mit den Schultern. »Wieviel bekommst du für die Nacht?«
    »Fünfundzwanzig.« Ihre Stimme klang trotzig.
    »Einverstanden.« Hutchman zählte sechs Fünfer von seiner Rolle ab. »Hier hast du dreißig. Holst du uns unterwegs eine Kleinigkeit zu essen?«
    Die Schwarzhaarige griff nach dem Geld und nickte lächelnd. Sie hielt vor einem Schnellimbiß, lief hinein und kam mit zwei Tüten zurück. Es roch plötzlich durchdringend nach Huhn. Sie fuhren weiter. Das Apartment der jungen Frau war etwa zehn Minuten von der Stadtmitte entfernt. Es war modern eingerichtet und hatte ein Wohnzimmer mit weißen Wänden und schwarzer Decke.
    »Zuerst das Essen?« fragte sie.
    »Zuerst das Essen«, stimmte Hutchman zu. Er packte die Sandwiches und das Huhn aus, während die Schwarzhaarige in der Küche Kaffee kochte. Sie aßen schweigend. Die junge Frau trug das Geschirr hinaus und streifte beim Hereinkommen mit geübter Bewegung ihr Silberlamekleid ab. Darunter trug sie einen roten Satinbikini, der ihr zusammen mit den etwas muskulösen Schenkeln das Aussehen einer
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