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Die Antikriegs-Maschine

Die Antikriegs-Maschine

Titel: Die Antikriegs-Maschine
Autoren: Bob Shaw
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zusammengebaut war, verstrich der Rest des Tages schneller, als Hutchman erwartet hatte. Er schob einen Sessel in die Küche, stellte ihn dicht an den Gasherd und legte seine Füße eine Zeitlang ins Backrohr. Sein Fieber und die verbrauchte Luft in dem kleinen Raum bewirkten, daß er immer wieder eindöste und den Kontakt zur Wirklichkeit verlor. Seine Träume waren wie warme, klare Seen der Erinnerung, in denen er schwerelos über die Vergangenheit hinwegtrieb und sich an einzelne Episoden erinnerte, wie ein Taucher nach bunten Kieseln greift und sie langsam aus der Hand ins Wasser zurückgleiten läßt. Irgendwann nach Mitternacht wurden seine Halsschmerzen so schlimm, daß er nicht mehr schlafen konnte. Er machte Wasser in einer alten Blechbüchse heiß und linderte die Schmerzen mit feuchten Umschlägen.
    Das Bewußtsein, daß ihm nur noch weniger als zwölf Stunden blieben, machte seine Lage schwieriger. Hutchman war sich darüber im klaren, daß er eigentlich nicht mehr in der Küche sitzen, sondern oben an seiner Maschine warten mußte, um vor einem Überraschungsangriff sicher zu sein. Aber wenn er in der Kälte wartete, konnte sich sein Zustand weiter verschlimmern, so daß er nicht mehr imstande war, die Maschine zu aktivieren, wenn die Zeit gekommen war. Er kauerte in fetaler Haltung in seinem Sessel und versuchte sich vorzustellen, zu welch fieberhafter Tätigkeit er andere Männer getrieben hatte. Die Jagd hatte jetzt natürlich ihren Höhepunkt erreicht, aber das kümmerte ihn wenig, denn er konnte seine Maschine notfalls vorzeitig in Betrieb nehmen. Viel wichtiger war, was jetzt überall auf der Welt, wo Atomwaffen lagerten, unternommen wurde.
    Hutchman erkannte plötzlich, wie riskant es gewesen war, soviel vorauszusetzen. Er verstand absolut nichts von der tatsächlichen Konstruktion einer H-Bombe – was war also, wenn er in seiner Unwissenheit einen viel zu knappen Termin genannt hatte, bis zu dem sich die Sprengköpfe unmöglich entschärfen ließen? Und wie sah es damit an Bord von Atom-U-Booten aus, die unter dem Polareis kreuzten? Und war es nicht vorstellbar, daß eine Atommacht, die bereits einen Überfall geplant hatte, ihn nun rasch auslöste, solange sie noch Zeit hatte?
    Morgens stand er mühsam auf, erschrak vor seinen röchelnden Atemzügen und trank etwas heißes Wasser. Er sah auf seine Uhr. Weniger als drei Stunden. Hutchman tastete sich die Wand entlang, zog sich am Treppengeländer hoch und setzte sich auf den grünen Stuhl. Er beugte sich zur Seite und betätigte die Schalter, mit denen die Maschine betriebsbereit gemacht wurde. Nun brauchte er nur noch auf den schwarzen Knopf zu drücken.
    Er war bereit.
    Er schloß die Augen und wartete.
    Ein metallisches Krachen und Knirschen auf der Straße rüttelte ihn wach. Er saß unbeweglich, hatte den Finger am schwarzen Knopf und horchte. Sekunden später hörte er Schritte auf dem Gehsteig – Frauenschritte –, dann wurde gegen die Haustür geklopft. Aber Hutchman saß noch immer unbeweglich.
    »Lucas!« rief eine Stimme.»Lucas!«
    Vicky…
    Hutchman wurde von namenloser Angst erfaßt, torkelte die Treppe hinunter und riß die Haustür auf. Vicky stand auf der Schwelle. Sie starrte ihn erschrocken an.
    »Verschwinde!« brüllte er. »Sieh zu, daß du wegkommst!« Er beobachtete die Straße hinter ihr und sah, daß zwei Autos an der nächsten Ecke zusammengestoßen waren. Männer in dunklen Anzügen kamen herangerannt.
     
    »Mein Gott, Lucas, was ist mit dir?« Vicky war kreidebleich geworden.
    Hutchman zerrte sie in den Flur und knallte die Haustür zu. Er schleppte sie hinter sich her in den ersten Stock hinauf, wo er kraftlos auf seinem Stuhl zusammensackte.
    »Warum bist du hergekommen?« keuchte er. »Was hast du hier zu suchen?«
    »Aber du bist ja allein…« Vicky sah sich verständnislos um. »Und du bist krank!« Sie bedeckte ihr Gesicht mit den Händen und begann zu schluchzen. »Oh, Lucas, was hast du uns angetan?«
    Hutchman wickelte sich in den alten Überwurf. »Gut, ich erkläre es dir. Aber du mußt gut zuhören und mir alles glauben – wir haben nicht mehr viel Zeit.«
    Vicky nickte wortlos.
    »Ich habe diese Maschine gebaut«, sagte er langsam. »Sobald ich sie einschalte, detonieren sämtliche Atomsprengkörper der Welt. Das habe ich getan, während du dachtest, ich…« Er verstummte, als er Vickys Gesicht sah.
    »Du bist verrückt!« flüsterte sie betroffen. »Du bist wirklich übergeschnappt!«
    Sie wandte
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