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Die Ameisen

Die Ameisen

Titel: Die Ameisen
Autoren: Bernard Werber
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Deckel stünde …«
    »Wir hätten sie sicher gefunden, wenn sie hier wäre.«
    »Entschuldigen Sie, wenn ich nicht lockerlasse, aber …«
    Der Zwergpudel begann wieder zu zetern. Der Mann wich einen kleinen Schritt zurück, was dem Jungen reichte, um ihm die Tür vor der Nase zuzuschlagen.
     
    Mittlerweile ist die ganze Stadt aufgewacht. Die Gänge sind voller Wärmeboten, die sich beeilen, die Bevölkerungz u wecken. An einigen Kreuzungen liegen jedoch noch reglose Städterinnen. Die Boten können sie noch so schütteln, ihnen Schläge versetzen, sie rühren sich nicht.
    Sie werden sich nie mehr rühren. Sie sind tot. Der Winterschlaf ist ihnen zum Verhängnis geworden. Man kann nicht gefahrlos drei Monate mit einem praktisch nicht vorhandenen Herzschlag leben. Sie haben nicht gelitten. Sie sind im Schlaf verschieden, während eines plötzlichen Windstoßes, der die Stadt eingehüllt hat. Ihre Körper werden abtransportiert und auf die Deponie geworfen. Auf diese Weise schafft die Stadt jeden Morgen ihre toten Zellen mit dem anderen Abfall weg.
    Kaum hat die Insektenstadt ihre Adern von allem Unrat gereinigt, beginnt ein buntes Treiben. Überall krabbeln Beine.
    Kiefer wühlen. Antennen zucken vor Informationen. Alles ist wieder wie zuvor. Wie vor dem einschläfernden Winter.
      Das Männchen Nr. 327 transportiert gerade einen Zweig, der bestimmt sechzigmal soviel wiegt wie es selbst, als sich eine Kriegerin von über fünfhundert Tagen nähert. Sie klopft ihm mit ihren keulenartigen Segmenten auf den Schädel, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Es hebt den Kopf. Sie drückt ihre Antennen der Länge nach gegen seine.
    Sie will, daß es die Instandsetzungsarbeiten aufgibt, um mit einer Gruppe von Ameisen … auf eine Jagdexpeditionz u gehen.
    Er berührt ihren Mund und ihre Augen.
    Was für eine Jagdexpedition?
    Sie läßt ihn an einem ziemlich trockenen Fleischstückchen riechen, das in einer Falte eines Gelenks ihres Thorax verborgen war.
    Das hat man anscheinend kurz vor Winteranfang im Westen gefunden, und zwar in einem Winkel von 23° zur Mittagssonne.
    Das Männchen probiert. Käfer, kein Zweifel. Blattkäfer, genauer gesagt. Komisch. Normalerweise müßten die Käfer noch im Winterschlaf sein. Wie jeder weiß, wachen die roten Ameisen bei 12° Außentemperatur, die Termiten bei 13°, die Fliegen bei 14ůnd die Käfer bei 15° auf.
    Die alte Kriegerin läßt sich von diesem Argument nicht aus der Fassung bringen. Sie erklärt ihm, daß dieses Fleischstückchen aus einer ungewöhnlichen Gegend stammt, die von einer unterirdischen Quelle künstlich erwärmt wird. Dort gibt es keinen Winter. Das ist ein Mikroklima, in dem sich eine spezielle Fauna und Flora entwickelt hat.
    Außerdem hat die Stadt immer großen Hunger, wenn sie wach wird. Sie braucht dringend Proteine, um wieder in Gang zu kommen. Die Wärme allein reicht nicht.
    Nr. 327 willigt ein.
     
    Die Expedition besteht aus achtundzwanzig Ameisen aus der Kaste der Kriegerinnen. Die meisten sind geschlechtslose alte Damen, so auch die, die Nr. 327 zum Mitkommen bewegt hat.
    Das Männchen Nr. 327 ist das einzige Mitglied aus der Kaste der Fortpflanzungsfähigen. Es mustert seine Gefährtinnen von weitem durch das Sieb seiner Augen.
    Mit ihren Tausenden von Facettenaugen sehen die Ameisen kein tausendfach wiederholtes Bild, sondern eine Art Gitter.
    Sie haben Schwierigkeiten, Details zu erkennen. Dafür nehmen sie die feinsten Bewegungen wahr.
    Die Kundschafterinnen dieser Expedition machen einen kampfeserprobten, weitgereisten Eindruck. Ihre schweren Bäuche sind mit Säure angefüllt. Ihre Köpfe sind mit überaus mächtigen Waffen behangen. Ihre Panzer weisen die Spuren feindlicher Mandibeln auf.
    Seit einigen Stunden gehen sie schnurgerade voran. Sie kommen an mehreren Städten der Förderation vorbei, die sich hoch in den Himmel oder unter Bäumen erheben. Töchterstädte aus der Ni-Dynastie: Jodu-lu-baikan (der größte Getreide-produzent), Giu-li-aikan (dessen Killerinneneinheiten vor zwei Jahren eine Koalition der Termiten des Südens besiegt haben), Zedi-bei-nakan (berühmt für seine Chemielabors, in denen hochkonzentrierte Säuren hergestellt werden), Li-wiu-kan (dessen Schildlausalkohol einen köstlichen Harzgeschmack hat).
    Die roten Ameisen schließen sich nämlich nicht nuri n Städten, sondern auch in Koalitionen von Städten zusammen.
    Der Bund macht ihre Stärke aus. Im Jura hat man Föderationen von roten Ameisen angetroffen, die auf
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