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Die Amazonen von Vanga

Die Amazonen von Vanga

Titel: Die Amazonen von Vanga
Autoren: Hubert Haensel
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erwacht.
    »Lauft!« schrie Burra. Aber ihre Worte verhallten ungehört. Keine der Amazonen schien fähig zu fliehen. Wie gebannt starrten sie auf das Wesen, das sich langsam und mit ruckhaften Bewegungen nach ihnen bückte. Es maß mindestens fünfzehn Fuß.
    Der Dämon wandte sich Gudun zu. Im Kampf gegen eine Übermacht gleichwertiger Gegner mochte sie den Mut eines Raubtiers besitzen, das in die Enge getrieben war - doch was konnte man gegen Magie ausrichten, die sich im Bösen selbst manifestierte?
    Eine krallenbewehrte Hand - jeder Finger so dick wie ein menschlicher Arm - schob sich ihr entgegen.
    Endlich schreckte Gudun aus ihrer Starre auf, schnellte vor und wirbelte beide Schwerter durch die Luft, während sie unter dem Arm des Riesen hindurchtauchte. Ihre Klingen hinterließen blutende Wunden.
    Fauchend schlug der Dämon zu, aber er streifte die Kriegerin nur, die zwar stürzte, sich aber behende abrollte und drei Schritte entfernt wieder auf die Beine kam.
    Gemeinsam griffen nun Gorma und Tertish den Riesen an, dessen einziges Auge tückisch funkelte. Dumpfe Laute ausstoßend, packte er mit seinen vier Armen zu. Die Amazonen schafften es, zweien auszuweichen, die beiden anderen aber wischten sie wie lästige Fliegen zur Seite.
    Gudun, die sofort nachsetzte, kam zu spät. Der Dämon stieß sie so heftig zurück, daß sie über die bewußtlose Tertish stürzte. Gorma richtete sich soeben wieder auf.
    Burra hatte bis zu diesem Augenblick nicht in den Kampf eingegriffen, weil sie ahnte, daß es aussichtslos war, dieses Wesen nur mit geschliffenem Stahl anzugehen. Selbst die Schärfe des namenlosen Schwertes mochte eine Entscheidung nicht herbeiführen.
    Die verblüffende Ähnlichkeit des Riesen mit der schwarzen Statue gab Burra zu denken. Auch, daß er scheinbar aus dem Nichts heraus zu Fleisch und Blut entstanden war.
    Sie ahnte, daß ein Bilderzauber all dies bewirkte, der erlöschen mußte, sobald das steinerne Monument zerbrach.
    Als nur noch Gudun und Gorma einen verzweifelten Kampf gegen das Monstrum ausfochten, den sie nie für sich entscheiden konnten, war Burra bereits hinter der Statue dessen Blicken verborgen.
    Es kostete sie unsagbare Überwindung, das poröse Lavagestein anzufassen. Die Berührung war kälter noch als Eis. Burra zuckte zurück. Auf ihrer Hand bildeten sich rasch anschwellende Blasen, die aussahen, als habe sie sich in der Glut eines lodernden Feuers verbrannt.
    Wuchtig und drohend ragte der Koloß vor ihr auf. In dem Moment, als sie mit dem Schwert zuschlug, durchlief ein Zittern den Stein.
    Die Klinge hinterließ eine Kerbe, die so tief war wie ein Finger breit. Sofort stieß Burra ein zweitesmal zu.
    Über ihr ertönte ein gereiztes Knurren. Sie spürte, wie Schauder ihr den Rücken hinabliefen. Dröhnende Schritte wurden laut. Die Amazone sah den Dämon auf sich zukommen. Gorma, die er eben noch fest umklammert hielt, schleuderte er von sich.
    Unwillig schüttelte das Monstrum den Kopf und entblößte zwei Reihen spitzer Reißzähne.
    Eng an den Fuß der Statue gepreßt, zog sich Burra zurück. Das Auge des Riesen schien sie verbrennen zu wollen. Es versprühte Haß und Mordgier.
    Der Dämon tappte hinter ihr her. Seine Klauen kamen unaufhaltsam näher. Als sie zupackten, konnte Burra nur zwischen die Beine der Statue ausweichen. Eng drückte sie sich in die Nische im Stein, darauf bedacht, die erstarrte Lava nicht zu berühren. Dennoch begann sie zu frieren. Ein eisiger Hauch schlich sich in ihre Glieder.
    Erst da wurde ihr bewußt, daß sie in der Falle saß. Von hier gab es kein Entrinnen mehr.
    Burra sah, daß Gudun mit der Geschmeidigkeit einer Wildkatze heranhuschte. Sie war aber nicht flink genug. Der Dämon fuhr herum und schlug sie mit einer einzigen Bewegung nieder.
    Burra stieß ihr Schwert in die Scheide zurück. Nur wenn sie es schaffte, das Monstrum zu blenden, konnte sie vielleicht entkommen.
    Schon hielt sie ihren Bogen in der Hand und schoß, als der Dämon sich ihr wieder zuwandte. Er wischte den Pfeil mit einer einzigen Bewegung zur Seite.
    Burra wurde die Waffe entrissen. Ein mörderischer Druck legte sich auf ihren Brustkorb und drohte, ihr die Rippen zu brechen. Sie bekam kaum noch Luft.
    Die Welt schien sich für sie mit einem blutigen Schleier zu überziehen. Nur verschwommen nahm sie wahr, daß der Dämon sie an sich zog. Sie wollte schreien, aber kein Laut drang über ihre Lippen.
    Ein stechender Schmerz pulsierte durch ihren rechten Arm. Burra
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