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Die Adlon - Verschwoerung

Die Adlon - Verschwoerung

Titel: Die Adlon - Verschwoerung
Autoren: Philip Kerr
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heraus, die in die Saarlandstraße mündete, und hastete von dort aus weiter Richtung Anhalter Bahnhof. Ich überlegte kurz, ob ich in einen Zug springen sollte, dann sah ich den U-Bahn-Tunnel, der den Bahnhof mit dem Excelsior verband, Berlins zweitbestem Hotel. Niemand würde auf die Idee kommen, dort nach mir zu suchen, wo mir hier doch ganz offensichtlich zahlreiche Fluchtrouten zur Verfügung gestanden hätten. Abgesehen davon verfügte das Hotel Excelsior über eine ganz ausgezeichnete Bar. Kaum etwas macht einen Mann durstiger als eine Prügelei mit einem Polizisten.
     

Kapitel 2
    Ich ging geradewegs in die Bar, orderte einen doppelten Korn und kippte ihn hinunter, als hätten wir Mitte Januar.
    Im Excelsior war überall Polizei, doch der einzige Beamte, den ich kannte, war der Hausdetektiv Rolf Kuhnast. Vor der Säuberung von 1933 hatte Kuhnast bei der Politischen Polizei in Potsdam gearbeitet und wäre inzwischen sicherlich bei der Gestapo gewesen, hätte es nicht zwei Gründe gegeben, die dagegen sprachen. Einer war, dass Kuhnast im April 1932 eine Gruppe von Beamten angeführt hatte, die, um einen Staatsstreich durch die Nazis zu vereiteln, mit der Verhaftung des sa-Führers Graf Helldorf beauftragt gewesen war. Der zweite war, dass Helldorf inzwischen der Polizeipräsident von Potsdam war.
    «Guten Tag, Kuhnast», begrüßte ich ihn.
    «Bernie Gunther. Was führt den Hausdetektiv des Adlon ins Hotel Excelsior?»
    «Ach, ich vergesse immer wieder, dass das Excelsior ein Hotel ist. Ich bin eigentlich gekommen, um eine Zugfahrkarte zu kaufen.»
    «Sie sind wirklich ein Witzbold, Gunther. Waren Sie schon immer.»
    «Ich würde ja selbst lachen, wenn hier nicht so viel Polizei wäre. Was hat das zu bedeuten? Ich weiß ja, dass das Excelsior der Lieblingsladen der Gestapo ist, aber normalerweise sind sie diskreter. Hier laufen Kerle rum, die aussehen, als wären sie direkt aus dem Neandertal gekommen. Auf Händen und Füßen.»
     
    «Wir haben einen sehr bedeutenden Gast», erklärte Kuhnast. «Ein amerikanisches Mitglied des Olympischen Komitees wohnt in unserem Haus.»
    «Ich dachte, das offizielle olympische Hotel wäre der Kaiserhof?»
    «Ist auch so. Aber es gab eine Änderung in letzter Minute, und der Kaiserhof konnte den Gast nicht einquartieren.»
    «Dann ist das Adlon schätzungsweise ebenfalls voll.»
    «Woher soll ich das wissen, Gunther?», sagte Kuhnast. «Nur zu, gehen Sie mir auf die Nerven. Diese Gestapo macht mir hier schon das Leben schwer, und es hat mir gerade noch gefehlt, dass ein Klugscheißer aus dem Adlon mir die Krawatte richten will.»
    «Ich will Sie doch gar nicht schikanieren, Kuhnast. Ehrlich nicht. Hören Sie, was halten Sie davon, wenn ich Sie zu einem Korn einlade?»
    «Ich bin überrascht, dass Sie sich das leisten können, Gunther.»
    «Ich hätte nichts dagegen, selbst eingeladen zu werden. Ein Hausbulle leistet keine gute Arbeit, wenn er nicht etwas gegen den Barmann in der Hand hat. Kommen Sie irgendwann mal im Adlon vorbei, und ich zeige Ihnen, welch ein Menschenfreund unser Barmann sein kann, wenn er mit den Fingern in der Kasse erwischt wurde.»
    «Otto? Das glaube ich nicht!»
    «Müssen Sie auch nicht, Kuhnast. Aber Frau Adlon glaubt es, und sie ist nicht so verständnisvoll wie ich.» Ich bestellte mir einen weiteren Korn. «Kommen Sie, trinken Sie einen mit. Ich brauche einen kräftigen Schluck, um mich zu beruhigen, nach dem, was ich vorhin erlebt habe.»
    «Was ist denn passiert?»
    «Lassen Sie's gut sein, Kuhnast. Sagen wir, Bier reicht nicht aus.»
    Ich kippte meinen zweiten Korn dem ersten hinterher. Kuhnast schüttelte den Kopf. «Ich würde ja gerne, Gunther, aber Herr Elschner wird ungehalten, wenn ich nicht darauf achte, dass diese Nazibastarde nicht unsere Aschenbecher klauen.»
    Dass er vor mir so offen sprach, lag wohl daran, dass er bestens informiert war über meine eigene republikanische Gesinnung. Dennoch blieb er vorsichtig und führte mich zunächst aus der Bar und durch die Empfangshalle in den gegenüberliegenden Palmenhof. Hier war es ungefährlicher, frei zu reden, niemand konnte uns belauschen, weil im Hintergrund das Orchester des Excelsior spielte. Wollte man nicht augenblicklich verhaftet werden, konnte man dieser Tage in Deutschland nur über das Wetter reden.
    «So, so», sagte ich. «Die Gestapo ist also hier, um irgendeinen Ami zu schützen?» Ich schüttelte den Kopf. «Ich dachte, Hitler mag die Amis nicht.»
    «Dieser spezielle
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