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Die Adlon - Verschwoerung

Die Adlon - Verschwoerung

Titel: Die Adlon - Verschwoerung
Autoren: Philip Kerr
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verblendeten Spinner. Aber so, wie Sie ihn beschreiben, muss er ja eine Art Heiliger sein.»
    «Jeder Mensch findet seine Erlösung, wo und wann er kann. Eines Tages vielleicht, wenn Sie dort stehen, wo ich jetzt stehe, werden Sie sich an meine Worte erinnern ...»
     

Kapitel 23
    Ich fuhr Alfredo Lopez zur Finca La Vigia zurück. Er war in einem schlimmen Zustand, doch ich wusste nicht, wo das nächstgelegene Krankenhaus war, genauso wenig wie er.
    «Ich schulde Ihnen mein Leben, Gunther», sagte er. «Und eine ganze Menge Dank.»
    «Vergessen Sie's. Sie schulden mir überhaupt nichts. Aber fragen Sie mich bitte nicht, warum. Ich habe für heute genug davon, mich immer wieder erklären zu müssen. Dieser Mistkerl Quevedo hat eine irritierende Angewohnheit, Fragen zu stellen, die man lieber nicht beantworten möchte.»
    Lopez grinste. «Als wüsste ich das nicht.»
    «Natürlich. Es tut mir leid. Es war nichts, verglichen mit dem, was Sie durchgemacht haben müssen.»
    «Ich könnte eine Zigarette vertragen.»
    Ich hatte eine Packung Luckies im Handschuhfach. Am Ortseingang von San Francisco de Paula fuhr ich rechts ran und steckte ihm eine in den Mund.
    «Hier», sagte ich, suchte ein Streichholz und riss es an.
    Er nahm ein paar Züge und nickte dankend.
    «Warten Sie, ich helfe Ihnen.» Ich nahm ihm die Zigarette aus dem Mund. «Aber auf die Toilette gehe ich nicht mit.»
    Ich steckte ihm die Zigarette wieder in den Mund und fuhr weiter.

    Wir erreichten die Finca La Vigia. Am Vorabend hatte es gestürmt, und überall auf den Stufen vor dem Haus lagen Blätter und Zweige des riesigen Kapokbaums. Ein großer Schwarzer war damit beschäftigt, alles aufzusammeln und in eine Schubkarre zu legen, doch er war so langsam, dass es aussah, als verstreute er das Grün wie Palmzweige zu Ehren von Lopez' Heimkehr.
    «Wer ist das?», fragte Lopez.
    «Der Gärtner», antwortete ich und parkte meinen Styline neben Noreens Pontiac.
    «Ja, natürlich. Für einen Moment dachte ich ...» Er grunzte. «Der letzte Gärtner hat Selbstmord begangen, wissen Sie? Hat sich in den Brunnen gestürzt.»
    «Ich schätze, das erklärt, warum jeder in diesem Haus eine Abneigung gegen Wasser zu haben scheint.»
    «Noreen glaubt, dass es spukt.»
    «Nein, das bin dann wohl ich.» Ich sah ihn an und runzelte die Stirn. «Schaffen Sie es die Treppe hinauf?»
    «Kann sein, dass ich ein wenig Hilfe brauche.» «Sie sollten ins Krankenhaus.»
    «Das habe ich Quevedo auch immer wieder gesagt. Aber er hat mir nicht zugehört. Das war nach der Gratis-Maniküre.»
    Ich stieg aus und warf die Tür zu. Hier in dieser Gegend war das, als drückte man die Türglocke. Ich ging zur Beifahrertür und öffnete ihm. Er würde eine Menge Hilfe benötigen in den nächsten Tagen, und ich konnte es kaum abwarten, wieder nach Hause zu fahren und ihr den Rest zu überlassen. Ich hatte genug getan. Wenn er am Kopf gekratzt werden wollte, dann sollte sie es tun.
    Sie kam aus der Haustür, als Lopez aus dem Wagen stieg und schwankte wie ein Betrunkener, der noch Durst hat auf mehr. Vorsichtig hielt er sich mit den Handflächen am Rahmen fest und richtete sich auf, um Noreen lächelnd zu begrüßen, die die Treppe hinuntergeeilt kam. Seine Lippen öffneten sich, und die Zigarette, die er immer noch rauchte, fiel ihm auf das Hemd. Ich schlug sie hastig weg, als wäre das Hemd nicht längst völlig hinüber. Ganz bestimmt würde er dieses Hemd nicht mehr in seiner Kanzlei anziehen - Flecken von Blut, Schweiß und Tränen auf dem Hemd würden wohl auch in diesem Jahr nicht Mode werden.
    «Fredo!», sagte sie besorgt. «Ist alles in Ordnung? Mein Gott, was ist mit deinen Händen passiert?»
    «Die Cops hatten Horowitz erwartet bei ihrer jährlichen Benefiz-Gala.»
    Lopez grinste, doch Noreen war nicht amüsiert.
    «Ich weiß nicht, was daran so lustig sein soll, Bernie» sagte sie. «Wirklich nicht.»
    «Du hättest dabei sein sollen, schätze ich. Hör zu, wenn du fertig bist damit, mich anzumotzen - dein Anwaltsfreund hier musste dringend in ein Krankenhaus. Ich hätte ihn ja selbst in eines gefahren, aber Fredo hat darauf bestanden, dass wir zuerst hierherkommen und dich überzeugen, dass er wohlauf ist. Ich schätze, du bist ihm wichtiger als sein Klavierspiel. Was meiner Meinung nach absolut verständlich ist - ich denke ganz genauso.»
    Noreen hörte kaum noch zu, nachdem ich «Krankenhaus» gesagt hatte. «Es gibt eins in Cotorro», sagte sie. «Ich bringe ihn selbst
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