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Die Adlon - Verschwoerung

Die Adlon - Verschwoerung

Titel: Die Adlon - Verschwoerung
Autoren: Philip Kerr
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Sie? Politischer Einfluss ist unbezahlbar. Lansky weiß das nur zu gut. Wie ich immer sage, für ihn ist es ein Geschäft. Ich an seiner Stelle würde es genauso machen. Abgesehen davon weiß ich, dass Max Reles heimlich Geld an einige der Familien der Moncada-Rebellen gezahlt hat. Woher ich das weiß? Nun ja ... Lopez hat es mir von sich aus erzählt.»
    Ich blickte zu dem anderen Wagen. Lopez saß schlafend auf dem Rücksitz. Andererseits - vielleicht schlief er gar nicht. Die Sonne schien ihm direkt in das unrasierte Gesicht. Er sah aus wie ein toter Christus.
    «Von sich aus? Sie glauben doch wohl nicht, dass ich Ihnen das abkaufe?»
    «Oh, ich konnte ihn kaum noch daran hindern, Dinge auszuplappern. Verstehen Sie, ich hatte ihm leider schon sämtliche Fingernägel gezogen.»
    «Mistkerl.»
    «Kommen Sie, Gunther. Das ist mein Job. Und ich schätze, früher war es auch Ihrer. Bei der SS? Wer will das schon sagen? Sie nicht, so viel ist mir klar. Ich bin sicher, wenn wir ein wenig tiefer graben, finden wir auch bei Ihnen ein paar schmutzige kleine Geheimnisse, mein Nazi-Freund. Aber das ist für mich ohne jedes Interesse. Was mich hingegen interessiert, ist die Frage, ob Reles den Rebellen das Geld mit Lanskys Wissen gegeben hat. Und noch viel mehr würde mich interessieren, ob er selbst den Rebellen ebenfalls Geld gibt.»
    «Sie sind verrückt», sagte ich. «Castro hat fünfzehn Jahre bekommen. Die Revolution ist ein zahnloser Löwe mit Castro hinter Gittern. Wo wir schon dabei sind - ich bin es ebenfalls.»
    «Sie irren sich gleich in zweifacher Hinsicht, Herr Gunther. Was Castro angeht: Er hat reichlich Freunde. Mächtige, einflussreiche Freunde. Bei der Polizei, bei unseren Gerichten, selbst in der Regierung. Sie haben Zweifel an dem, was ich sage, ich sehe es Ihnen an. Aber wussten Sie, dass der Offizier, der Castro nach dem Angriff auf die Moncada-Kaserne gefangen nahm, ihm zugleich das Leben gerettet hat? Und das gleiche Gericht, das ihn in Santiago verurteilt hat, hat zugelassen, dass der Mann eine zweistündige Rede zu seiner eigenen Verteidigung halten konnte. Ramón Hermida, unser gegenwärtiger Justizminister, hat persönlich dafür gesorgt, dass Castro, anstatt der Empfehlung der Armee entsprechend, von allen anderen Rebellen getrennt verwahrt zu werden, gemeinsam mit den anderen auf die Isla de Pinos geschickt wurde, wo man ihnen Bücher und Schreibzeug zugestanden hat? Hermida ist nicht der einzige Freund dieses Kriminellen in der Regierung. Es gibt eine ganze Reihe von Politikern im Senat und im Repräsentantenhaus, die von Amnestie sprechen. Tellaheche. Rodriguez. Aguero. Amnestie, ich bitte Sie! In so gut wie jedem anderen Land hätte man einen Mann wie Castro erschossen! Und zu Recht! Ich will ganz offen zu Ihnen sein, mein Freund. Es würde mich sehr überraschen, wenn Dr. Castro mehr als fünf Jahre im Gefängnis verbringen würde. Ja, er ist ein Glückspilz - aber es braucht mehr als ein günstiges Schicksal, um so viel Glück zu haben. Gute Freunde beispielsweise. Castro ist stur. An dem Tag, an dem er aus dem Gefängnis freigelassen wird, beginnt die Revolution erst richtig. Ich für meinen Teil hoffe, irgendwie zu verhindern, dass das jemals geschieht.»
    Er steckte sich eine von seinen kleinen Zigarren an. «Was denn? Sie sagen ja gar nichts? Ich dachte, es würde schwieriger werden, Sie zu überzeugen. Ich dachte, Sie würden nach handfesten Beweisen dafür verlangen, dass ich Ihre wahre Identität kenne. Aber jetzt sehe ich, dass ich mir die Mühe gar nicht hätte machen müssen, meine Aktentasche mitzunehmen.»
    «Ich weiß, wer ich bin, Teniente. Ich brauche niemanden, der es mir beweist. Nicht einmal Sie.»
    «Kopf hoch, mein Freund. Es ist nicht so, als würden Sie das umsonst tun. Und es gibt schlimmere Orte als Havanna. Insbesondere für einen Mann, der ausgesorgt hat wie Sie. Trotzdem, Sie gehören jetzt mir. Ist das klar? Lansky wird denken, Sie gehörten ihm, aber Sie werden mich auf dem Laufenden halten. Einmal die Woche. Wir werden uns an einem unverdächtigen Ort treffen, wo wir uns in aller Ruhe unterhalten können. In der Casa Marina beispielsweise. Sie gehen gerne dorthin, wenn ich richtig informiert bin. Wir können uns einen Raum nehmen, wo wir nicht gestört werden, und alle werden denken, dass wir uns mit ein paar artigen kleinen Huren vergnügen. Sie springen, wenn ich Ihnen sage, dass Sie springen sollen, und Sie schreien, wenn ich Ihnen befehle zu schreien. Und
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