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Die achte Offenbarung

Die achte Offenbarung

Titel: Die achte Offenbarung
Autoren: Karl Olsberg
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sie Wege finden, mich wie einen paranoiden Irren aussehen zu lassen. Das Internet ist voll von Verschwörungstheorien, die nach dem REFLEKTOR-Artikel entstanden sind. Es gibt sogar schon erste Sachbücher darüber, die als E-Books erschienen sind, voller absurder Behauptungen. Ich würde mich nicht wundern, wenn das eine oder andere dieser E-Books von der CIA selbst verfasst wurde, um der Öffentlichkeit Sand in die Augen zu streuen. Auf jeden Fall würde ein weiteres Buch von Eddie Wheeler kaum noch Aufsehen erregen.«
    »Wie wollen Sie es denn dann machen?«
    Wheeler grinste. »Ich werde einen Roman schreiben. Genau genommen nicht ich, denn ich verstehe mich nicht so aufs Schreiben. Ich habe einen Autor gefunden, der sich bereit erklärt hat, aus meiner Geschichte einen Roman zu machen. Er lebt hier in Hamburg und wird das Buch unter seinem eigenen Pseudonym veröffentlichen. Wir haben ein paar wesentliche Details verändert, so dass es wie eine rein fiktive Erzählung wirken wird. Und natürlich wird es auch einen Hinweis geben, dass jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Personen oder Ereignissen Zufall ist.«
    »Das verstehe ich nicht«, warf Mele ein. »Was soll das bringen? Wenn es bloß ein Roman ist, nimmt es doch erst recht niemand ernst, oder?«
    Wheeler nickte. »Die meisten Leser sicher nicht. Allerdings gibt es ein paar Leute, die das Buch vielleicht doch ernst nehmen könnten. Leute, die den Dingen auf den Grund gehen wollen und die vielleicht Details in der Geschichte wiedererkennen – Details, die für sie nicht fiktiv sind.«
    »Ich verstehe das immer noch nicht. Wieso so umständlich? Wieso stellen Sie Ihre Geschichte nicht einfach ins Internet?«
    »Einen Romanautor kann man nicht so leicht lächerlich machen und zum paranoiden Irren abstempeln«, erwiderte Wheeler. »Schließlich behauptet er ja gar nicht, dass seine Geschichte wahr ist. Und wenn er seine Sache gut macht, wird der Roman von viel mehr Menschen gelesen, als ich es mit einem Sachbuch oder einem Blogbeitrag je erreichen könnte. Vielleicht liest das Buch irgendwann jemand, der dadurch auf den richtigen Gedanken kommt. Jemand, der der Sache nachgehen, der etwas verändern kann.«
    »Sie meinen einen Journalisten?«, wollte Mele wissen.
    »Vielleicht ein Journalist, vielleicht eine junge Politikerin, die noch nicht allzu tief in dem Sumpf aus Lügen und Intrigen steckt, der im Rest der Welt als ›Washington, D. C.‹ bekannt ist. Vielleicht ein Polizist, der den Tod eines armen Penners aufzuklären versucht, dem man Ausweispapiere auf einen falschen Namen zugesteckt hat. Vielleicht ein Sicherheitsexperte des US-Militärs, der einen Hackerangriff auf ein Computersystem in einem Hochsicherheitslabor untersucht. Das Buch ist nur ein Kieselstein, den wir in einen großen, tiefen Teich werfen. Aber auch ein winziger Kieselstein kann Wellen schlagen.«
    »Was war das für ein Hackerangriff?«, wollte Paulus wissen.
    Er bekam eine Gänsehaut, als Wheeler ihm von den scheinbar aus dem Labor verschwundenen Proben hochgefährlicher Virus-DNA erzählte. Die Verschwörung war offenbar noch viel weitreichender gewesen, als Mele und er geahnt hatten.
    »Wissen Sie denn, wer dahintersteckt?«, fragte Mele.
    »Nicht genau. Aber ich habe einen Verdacht. Es ist offensichtlich, dass die Verschwörer den ultrarechten Kreisen der US-Politik zuzuordnen sind.«
    »Sie meinen die Tea Party?«
    Wheeler schüttelte den Kopf. »Gegen die Leute, die ich meine, sind die Tea-Party-Aktivisten geradezu Hippies. Ich rede von christlichen Fundamentalisten, die aus den USA im Prinzip einen Gottesstaat machen wollen, ganz ähnlich den Taliban in Afghanistan, nur eben auf dem Fundament des Alten Testaments statt des Korans. Leute, die der Meinung sind, dass Andersgläubige und Atheisten keine Bürgerrechte haben sollten. Die Schwule und Lesben mit Psychopharmaka ›heilen‹ wollen und Abtreibung oder Ehebruch mit dem Tod bestrafen. Für die Meinungsfreiheitgleichbedeutend ist mit Gotteslästerung.« Er machte ein angewidertes Gesicht.
    »Sie nennen sich die Wahren Pilger«, fuhr er fort. »Offiziell ist über diese Organisation so gut wie nichts bekannt, es ist nicht einmal erwiesen, dass es sie gibt. Aber es gibt eine Menge Gerüchte; angeblich reicht ihr Einfluss bis in höchste Regierungskreise. Ich hatte in meiner Zeit im Heimatschutzministerium selbst einmal einen Fall zu untersuchen, bei dem vertrauliche Unterlagen verschwunden waren. Es bestand der Verdacht, dass
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