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Die achte Offenbarung

Die achte Offenbarung

Titel: Die achte Offenbarung
Autoren: Karl Olsberg
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drückte auf den Türöffner.
    Eddie Wheeler entpuppte sich als untersetzter Mann mit Halbglatze, der Paulus kaum bis zum Kinn ragte. Er trug Jeans und eine zerknitterte Windjacke und hatte eine abgewetzte Aktentasche bei sich. Sein Händedruck war angenehm fest. »Danke, dass Sie sich Zeit für mich nehmen, Mr. Brenner.«
    Paulus führte ihn ins Wohnzimmer. Mele gesellte sich zu ihnen.
    »Oh, Sie sind nicht allein«, sagte Wheeler. »Es tut mir leid, wenn ich ungelegen komme. Wenn Sie möchten, können wir einen anderen Termin machen. Ich bin noch für einige Tage in Deutschland. Ich … es gibt einige Dinge, die wir besser unter vier Augen besprechen.«
    »Es ist schon okay. Mrs. Kallen weiß alles über die Ereignisse damals. Sie war dabei.«
    Wheelers Gesicht hellte sich auf. »Oh, dann sind Sie die junge Dame, die in dem REFLEKTOR-Artikel erwähnt wird?«
    Mele nickte. Sie wirkte immer noch blass, schien aber über Wheelers Anwesenheit nicht alarmiert. Das wiederum beruhigte Paulus, der Meles Intuition mittlerweile zu schätzen wusste.
    »Es freut mich, Sie kennenzulernen«, sagte Wheeler und schien es auch so zu meinen.
    »Sie sagten, Sie sind Privatdetektiv?«, fragte Paulus, nachdem er Wheeler einen Kaffee eingeschenkt hatte. »Für wen arbeiten Sie?«
    »Für niemanden. Na ja, ich habe mich gerade erst selbständig gemacht. Bis vor kurzem habe ich noch für das Heimatschutzministerium der USA gearbeitet, doch ich wurde aus dem Dienst entlassen. Ich verfüge über gewisse Informationen zu den Hintergründen jener Ereignisse …«
    »Unsere Namen wurden in dem REFLEKTOR-Artikel nicht erwähnt«, sagte Paulus, der immer noch ein leichtes Bauchkribbeln spürte angesichts der Anwesenheit des Fremden in seiner Wohnung. »Wie haben Sie mich gefunden?«
    »Ich habe damals in unserem internen Mitteilungssystem einen Hinweis auf Ihren Besuch in der Botschaft gesehen. Allerdings waren Ihre Namen und die Inhalte der Verhörprotokolle nicht zugänglich. Erst später ist es mir gelungen, Einsicht zu bekommen.« Er grinste. »Ich musste dazu einen kleinen Trick anwenden. Hat mich den Job gekostet. Aber ich hatte ohnehin keine Lust mehr, in der Behörde zu arbeiten.«
    »Was genau wollen Sie von uns, Mr. Wheeler?«, fragte Paulus.
    »Ich bin hier, um mit Ihnen zu sprechen und um Ihnen etwas zurückzugeben. Sie haben durch Ihr mutiges Handeln eine Katastrophe verhindert. Ich nehme nicht an, dass Ihnen schon jemand dafür gedankt hat, was Sie für unser Land, für die ganze Welt getan haben, oder?«
    Mele und Paulus schüttelten die Köpfe.
    »Das dachte ich mir. Nun ja, die Sache ist ein bisschen delikat, und Sie wissen ja, wie Politiker sind. Wenn die zugeben würden, dass sie auf Verschwörer reingefallen sind und es beinahe zu einer Katastrophe gekommen wäre, hätte das ernste diplomatische Konsequenzen – von den Auswirkungen auf ihre politischen Karrieren mal ganz abgesehen. Deshalb werden Sie wohl kein Dankeschön bekommen, ebenso wenig wie der mutige Chefredakteur des REFLEKTOR.« Er räusperte sich. »Ich kann nicht für mein Land sprechen, nicht mal für meine ehemalige Behörde«, sagte er in einem förmlichen Tonfall. »Ich kann nur für mich selbst sprechen und für die Menschen, die mir nahestehen.Im Namen dieser Menschen möchte ich mich herzlich bei Ihnen für Ihr mutiges Handeln bedanken.«
    Paulus und Mele sahen ihn verblüfft an. »Sie … Sie sind extra aus den USA gekommen, um uns das zu sagen?«, fragte Paulus und merkte im selben Moment, dass er dem angeblichen Mr. Lieberman eine ähnliche Frage gestellt hatte. Irgendwo in seinem Hinterkopf begann eine Alarmglocke zu schrillen.
    Wheeler lächelte und schüttelte den Kopf. »Nein, nicht nur. Ich habe vor, ein Buch über die ganze Geschichte zu schreiben. Vielleicht können Sie mir dabei helfen. Und im Gegenzug erzähle ich Ihnen, was ich selbst herausgefunden habe. Was halten Sie davon?«
    »Sie wollen ein Buch schreiben?«, fragte Paulus alarmiert. »Aber … haben Sie nicht gerade gesagt, dass die diplomatischen Kreise in Ihrem Land auf jeden Fall verhindern wollen, dass die Wahrheit ans Licht kommt? Was, wenn die Sie …«
    »… umbringen?«, vollendete Wheeler den Satz. »Keine Sorge. So weit gehen die nicht, das würde viel zu viel Aufsehen erregen. Sie haben andere Möglichkeiten, die Wahrheit zu unterdrücken. Die Wirkungsvollste ist es, den Autor lächerlich zu machen. Wenn ich ein Sachbuch über die Affäre veröffentlichen würde, würden
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