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Die achte Offenbarung

Die achte Offenbarung

Titel: Die achte Offenbarung
Autoren: Karl Olsberg
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geschrieben. Indem er eine mysteriöseOrganisation schuf, die hinter dem Manuskript her war, hat er dafür gesorgt, dass Sie keine Zeit hatten, gründlich über die Sache nachzudenken. Deshalb auch der Anschlag in Lourdes nur sieben Tage vor dem angeblichen Ende der Welt: Die Verantwortlichen mussten unter Zeitdruck gesetzt werden, um eine so schreckliche Entscheidung wie den Nuklearangriff auf eine Großstadt zu fällen.«
    »Was ich mich schon länger frage«, sagte Paulus, »ist, wie die Verschwörer gerade auf mich gekommen sind. Die Geschichte mit meiner Großmutter … woher wussten sie das?«
    »Ich vermute, dass Sie eine Art Glückstreffer gewesen sind«, erklärte Wheeler. »Wahrscheinlich haben die Verschwörer unter deutschen Historikern recherchiert und nach jemandem gesucht, der passende historische Wurzeln hatte, so dass man sich eine plausible Hintergrundgeschichte für das Manuskript ausdenken konnte. Die haben sich bestimmt gedacht, dass Sie die Authentizität des Manuskripts weniger gründlich prüfen würden, wenn es mit Ihrer eigenen Familiengeschichte verknüpft ist.«
    »Womit sie leider recht hatten«, sagte Paulus. »Wenn ich mich ein bisschen mehr wie ein professioneller Historiker verhalten und zunächst Alter und Herkunft des Manuskripts gründlich analysiert hätte, dann wäre der Schwindel rasch aufgeflogen.«
    »Da bin ich nicht so sicher«, widersprach Wheeler. »Diese Leute haben das sehr sorgfältig vorbereitet. Es würde mich nicht wundern, wenn sie altes Pergament benutzt und selbst Tinte und Leim so hergestellt hätten, dass man das Manuskript auch bei gründlicher Untersuchung für authentisch gehalten hätte. Wahrscheinlich hätten nur die Spezialisten der NSA die Handschrift als Fälschungentlarven können. Deshalb mussten die Pilger dafür sorgen, dass Sie zwar der CIA die Geschichte erzählen konnten, das Buch selbst aber nicht mehr in Ihrem Besitz war.«
    »Daher also der Motorradfahrer und der Angriff auf Dirk«, sagte Mele.
    Wheeler nickte.
    »Nur einen einzigen Fehler haben sie gemacht«, sagte Paulus. »Im Manuskript gibt es eine Stelle, an der auf meinen Namen Bezug genommen wird. Dort heißt es: ›Nur du, der du den Namen des Apostels trägst, sollst die Weisheit erlangen, wenn die Zeit bestimmt ist.‹ Mele hat mich darauf gestoßen. Dieser Satz hätte niemals in einer echten Botschaft aus der Zukunft gestanden.«
    Wheeler runzelte die Stirn. »Wer weiß, vielleicht war das ja gar kein Fehler. Vielleicht wollte Emmet Walker Ihnen damit einen versteckten Hinweis geben. Möglicherweise wollte er aus dem Projekt aussteigen, wurde aber von den Pilgern unter Druck gesetzt. Vielleicht wollte er später an die Öffentlichkeit gehen oder die Pilger erpressen und hat das mit seinem Leben bezahlt. Wir werden es wohl nie erfahren.«
    »Danke, dass Sie gekommen sind und uns das alles erzählt haben, Mr. Wheeler«, sagte Paulus.
    »Nennen Sie mich Eddie, bitte.«
    »Okay, Eddie. Was können wir als Gegenleistung für Sie tun?«
    »Ich hätte gern das komplette Manuskript. Ich meine, den Text natürlich. Sie haben ihn doch noch?«
    Paulus zögerte. Wheeler machte einen sympathischen Eindruck, und seine Geschichte klang plausibel. Aber konnte man ihm trauen? Andererseits, welchen Schaden konnte es schon anrichten, wenn jemand den gesamten Wortlaut des Manuskripts kannte? Vielleicht half esWheeler ja dabei, die wahren Verantwortlichen zu entlarven.
    Er warf einen kurzen Blick zu Mele. Sie nickte unmerklich.
    Er stand auf und holte eine Mappe aus dem Schreibtisch. Es waren Kopien der handschriftlichen Aufzeichnungen, die Paulus während der Übersetzung gemacht hatte. Die Originale bewahrte Meles Vater in einem Bankschließfach in Düsseldorf auf. Ohne das Manuskript hatten sie zwar keinerlei Beweiskraft, doch sie waren sich einig gewesen, dass der Manuskripttext für alle Fälle sicher aufbewahrt werden musste. Eine Kopie hatte Paulus dem BKA zur Verfügung gestellt, eine weitere bewahrte er hier in seiner Wohnung auf. Diese gab er nun Wheeler, der sie neugierig durchblätterte. »Ich verstehe nicht viel von Kryptologie«, sagte er, »aber was Sie da geleistet haben, erscheint mir bemerkenswert.«
    »Die Hinweise zur Entschlüsselung im Dokument waren eigentlich ziemlich eindeutig«, meinte Paulus. »Die Verschwörer haben es uns nicht unbedingt leichtgemacht, aber auch nicht allzu schwer.«
    »Wenn Sie mir die Dokumente für eine halbe Stunde überlassen könnten, würde ich gern
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