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Die Achte Fanfare

Titel: Die Achte Fanfare
Autoren: Jon Land
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Entschluß fassen willst. Du willst nicht von jemandem abhängig sein, und du wirst mir sagen, daß es zu meinem eigenen Besten sei.«
    Kimberlains Blick verriet ihr, daß sie recht hatte.
    »Nein, es ist schon gut, Jared. Du mußt mir nichts sagen, denn ich habe ebenfalls nachgedacht. Es kann nicht funktionieren, jetzt zumindest nicht. Verstehst du, du paßt genauso wenig in meine Welt wie ich in deine. Ich habe mir in Atlanta ein Leben und ein Unternehmen aufgebaut, und dorthin gehöre ich. Jetzt. Heute. Und es ist zu meinem Besten – und auch zu deinem. Ja, vielleicht liebe ich dich, und vielleicht liebst du auch mich. Doch es gibt Dinge, die wir beide mehr lieben, und wir würden uns selbst etwas vormachen, wenn wir uns einreden, daß sich das in naher Zukunft ändern könnte.«
    Kimberlain sah sie immer noch an. Ihre Worte schienen seinen eigenen Gedanken zu entsprechen, doch zu hören, wie sie sie aussprach, erfüllte ihn mit genauso viel Traurigkeit wie Erleichterung.
    »Nach der ›nahen Zukunft‹ haben wir noch viel Zeit«, sagte er leise.
    »Vielleicht«, erwiderte sie.
    Lisa hatte ihn wegen des Kampfes zwischen Peet und Quail auf dem Empire State Building ausgefragt, und Kimberlain hatte lediglich gesagt, daß der Körper, der über achtzig Stockwerke tief gestürzt war, nur noch anhand des Elfenkostüms identifizierbar war, in dem er steckte. Er gab vor, sonst nichts zu wissen, und wußte in Wirklichkeit auch nichts weiter, obwohl er hätte hinzufügen können, daß Peet nun den Frieden gefunden haben mußte, den er gesucht hatte. Er wußte wirklich nicht, wo der Riese war, doch er hatte eine Ahnung.
    Und als er vor seiner Hütte in Vermont stand und hörte, wie John Waynes Stimme darin erklang, lächelte er, ging hinein und fand Winston Peet zwischen den Hologrammen des Duke und des Schurken, die drauf und dran waren, ihre Pistolen zum letzten Showdown zu ziehen. Als Peet sah, wie Kimberlain eintrat, schaltete er das Gerät aus, und die Filmfiguren verschwanden. Peet erhob sich; er trug ein T-Shirt und Arbeitshosen. Blut war durch sein Hosenbein gesickert, und als der Riese auf ihn zukam, bemerkte Kimberlain, daß er humpelte.
    »Das Bedürfnis der Menschen nach Helden fasziniert mich«, sagte Peet.
    »Dadurch können wir unsere Mängel leichter ertragen«, sagte Kimberlain. »Wir richten uns an dem auf, was sie darstellen. Das gibt unserem Leben einen Sinn.«
    »Und doch verbringen diese Helden ihr Leben so oft allein, in Einsamkeit, und sind Gefangene ihrer eigenen Ansprüche. Aber ein Urteil über sie könnte nur ungerecht ausfallen. Wir laufen vor solchen Wahrheiten davon, aus Angst vor den Konsequenzen, wenn wir sie akzeptieren würden.« Peet hielt inne. »Ich habe gewußt, daß Sie hierher kommen würden.«
    »Ich weiß.«
    »Und Sie kamen hierher, um mich zu sehen, und ziehen meine Gesellschaft der der Frau vor, die ich auf Ihre Bitte vor dem Holländer beschützt habe.«
    »Woher wissen Sie …« Kimberlain hielt mitten in der Frage inne. Es war überflüssig, sie zu stellen.
    »Sie ziehen meine Gegenwart vor, Fährmann, weil ich Sie an all das erinnere, was Sie sind. Die Frau erinnert Sie an das, was Sie niemals haben können.«
    »Wieder Nietzsche?«
    »Bloß Winston Peet, Fährmann.« Und er lächelte. »Mein Werk ist vollbracht. Ich habe meinen Frieden gefunden. Ich habe Ihnen gesagt, daß Sie mich danach in die Anstalt zurückbringen können. Ich habe hier auf Sie gewartet.«
    »Der Fährmann befördert nur die Toten, Peet.« Er seufzte. »Ich werde Sie nicht dorthin zurückbringen. Ich kann Sie nicht dorthin zurückbringen, weil Sie nicht mehr derselbe Mensch sind, der vor drei Jahren dort eingeliefert wurde. Sie haben sich Ihre Freiheit verdient. Außerdem hatten Sie recht mit den Gefängnissen, die wir uns selbst errichten. Es kommt wirklich nicht darauf an, wo die Zelle ist, denn wir sind unsere eigenen Kerkermeister, und gleichzeitig haben nur wir den Schlüssel für unsere Zelle.«
    »Sie gewähren mir meine Freiheit?«
    »Nein, denn Sie sind bereits frei. Sie haben Quail erledigt und mir dabei das Leben gerettet. Ich würde sagen, das genügt.«
    Peet sah ihn verblüfft an.
    »Ich habe da diese Hütte in Maine«, fuhr Kimberlain fort. »Ich glaube, Sie kennen sie. Ich habe sie selbst gebaut und seit Jahren nicht mehr benutzt. Ich dachte, vielleicht möchten Sie sie gern mieten. Ihre einzigen Nachbarn wären Eichhörnchen.«
    Peet nickte. »Bessere Nachbarn gibt es kaum. Und was
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