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Die Achte Fanfare

Titel: Die Achte Fanfare
Autoren: Jon Land
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Prinzip hilflos gegen ihre Häßlichkeit. Sie werden entweder ein Teil davon oder hoffen, davon verschont zu bleiben – eine bequeme dritte Alternative gibt es nicht.«
    »Für Sie schon, Fährmann. Sie haben alte Schulden beglichen. Sie haben den Abgrund überbrückt.«
    Kimberlain schüttelte den Kopf. »Ich war der Abgrund, Mr. Benbasset. Ich war … nein, ich bin nur ein Riß im Gefüge, in den einige Menschen, denen die häßliche Seite der Welt Unrecht zugefügt hat, hineingleiten. Ich helfe ihnen, sich wieder aufzurichten. Ich versuche zu verhindern, daß sie ein Teil dessen werden, was sie beinahe zerstört hätte.«
    »Um so mehr Grund für das, was ich tun wollte«, beharrte die Gestalt auf dem Bett. Ihre Lippen bewegten sich kaum, und sie rang immer noch um Luft, um die Silben überhaupt bilden zu können.
    »Sie können die häßliche Seite nicht zerstören, indem Sie zuerst zu ihr überwechseln.«
    »So ist es nicht gewesen. Ich habe nicht die Dienste der Hashi in Anspruch genommen, ich habe sie benutzt. Sie haben mir nur geholfen, weil ich ihnen Gebiete genannt habe, die von der kommenden Katastrophe verschont bleiben würden. Ich habe ihnen jedoch nicht gesagt, daß genau diese Gebiete bei der Katastrophe vernichtet werden würden. Sie sehen, ich stimme mit Ihnen überein, Fährmann. Quintanna und seine Leute hätten nur wieder Haß auf die Welt gebracht. Das konnte ich nicht zulassen.«
    »Das ändert nichts«, erwiderte Kimberlain, »denn Sie wollten nicht nur die häßliche Seite der Welt ausmerzen, Sie wollten alles zerstören. Sie haben die Welt dafür verantwortlich gemacht, daß Sie sie nicht verändern konnten, und sich selbst für das, was mit Ihrer Familie geschehen ist. Doch Sie konnten sich nicht mehr antun, als man Ihnen schon angetan hatte, und so richteten Sie Ihren Zorn gegen die Welt.«
    »Sagen Sie mir nur, Sie hätten nicht ebenso gehandelt. Nein, Sie haben bereits genauso gehandelt.«
    »Ich hätte es auf einer ganz anderen, persönlicheren Ebene angefangen. Ich hätte die verfolgt, die die Bombe gelegt haben, und vielleicht auch die, die den Befehl dazu gaben. Ich erwarte nicht, sämtliche häßlichen Aspekte der Welt vernichten zu können. Ein paar davon auszumerzen, wäre für mich mehr als genug.«
    Benbasset schwieg, und das Geräusch, das seine Beatmungsmaschine machte, klang wie ein enttäuschtes Seufzen.
    »Ich habe gehofft, Sie würden mich verstehen«, sagte er mit so viel Bedauern in der Stimme, wie er aufbringen konnte.
    »Nein, Sie haben gehofft, ich würde Ihre Taten billigen. Doch das kann nur Gott.«
    Piep … piep … piep …
    »Ich wußte, daß Sie kommen würden«, sagte Benbasset erneut. »Ich brauche Sie, denn ich möchte, daß Sie auch mir gegenüber Ihre Schuld begleichen. Das Leben hat mich zuerst mit dem Attentat bestraft, das mich zu dem machte, was ich nun bin, und dann, indem es meinem weiteren Dasein den Sinn nahm. Das Leben ist der größte Feind, mit dem wir alle uns auseinandersetzen müssen, Fährmann, und ich habe es zweimal versucht und beide Male verloren. Begleichen Sie Ihre Schuld, indem Sie mir eine dritte Niederlage ersparen. Ich habe gegen meine eigene Sterblichkeit angekämpft, und nun, da ich bereit bin, sie zu akzeptieren, kann ich es nicht – einer der kleinen Scherze des Lebens.« Benbassets Blick suchte Kimberlains Augen. »Die Stecker, Fährmann. Ziehen Sie sie alle heraus. Seltsam, nicht wahr, daß ich trotz allem, was ich erreicht habe, nicht imstande bin, meinem Leben selbst ein Ende zu setzen.«
    Kimberlain stand still da und sah Benbasset an. Dann nickte er und griff nach dem ersten Stecker.
    Piep … piep … pi  –
    »Ich wollte gerade Brooks anrufen«, sagte Lisa zu Kimberlain, als er die Tür öffnete und ein Windstoß durch den Wagen fuhr. Eine Kaltfront näherte sich, und die Temperatur sank bereits.
    »Ist nicht mehr nötig«, erwiderte er.
    »War er dort oben, wie du es angenommen hast?« fragte sie.
    Kimberlains Blick richtete sich auf die höchste Etage des Gebäudes. »Er war dort oben, aber nicht, wie ich es angenommen habe.«
    »Bitte?«
    »Er war tot.«
    »Wirklich?«
    »Schon seit drei Jahren.«
    »Wir müssen uns unterhalten, Jared«, sagte Lisa, bevor Kimberlain den Motor anspringen ließ. Sie sprach schnell weiter, damit er sie nicht unterbrechen konnte. »Ich weiß, daß du darüber nachdenkst, ob ich in deine Welt passe oder nicht. Ich weiß, daß du jedesmal, wenn du mich ansiehst, einen
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