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Die Achte Fanfare

Titel: Die Achte Fanfare
Autoren: Jon Land
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des Landsitzes ein Generator, der alle Systeme übergangslos versorgen konnte.
    Nelson lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und fand sich damit ab, eine weitere, überaus langweilige Nacht durchstehen zu müssen.
    Er versuchte, den Blick nicht auf Lime zu richten, während sich der Milliardär im Badezimmer für die Nacht fertigmachte; er hatte das Gefühl, in die Privatsphäre des Mannes einzudringen. Doch schließlich bekam Pro-Tech genau dafür 25.000 Dollar pro Tag, und so zwang er sich, zumindest den einen oder anderen Blick auf Lime zu werfen, während er ansonsten die Bildschirme beobachtete, die das Gelände um die Villa zeigten. Besondere Aufmerksamkeit schenkte er dabei den Gärten, die die besten Verstecke enthielten.
    Lime, der nun einen Satinpyjama trug, schaltete im Badezimmer das Licht aus und tappte leise über den luxuriösen Orientteppich. Bevor er ins Bett stieg, öffnete er die Erkerfenster und drückte auf einen Knopf, mit dem er Glasvorhänge vor die Fenster schob, die nicht nur kugelsicher waren, sondern auch unter Strom standen, damit sein Wunsch nach frischer Luft nicht zu seinem nächtlichen Ableben beitragen konnte. Ein paar Sekunden später drückte er – bereits im Bett – auf einen Knopf über dem Kopfbrett, und über den Raum legte sich eine tiefe Dunkelheit, die nur die Infrarotkameras durchdringen konnten. Nelson beobachtete, wie Jordan Lime in einen völlig geschützten Schlaf fiel.
    Die nächste Stunde verstrich ereignislos, und Nelson bemühte sich, nicht einzunicken. Im Kopfhörer, der die Geräusche aus Limes Schlafzimmer übertrug, war nur leises Schnarchen zu vernehmen. Nelson verspürte das dringende Verlangen, nach Hause zurückzukehren, sich ins Bett zu legen und sich ebenfalls dem Schlaf hinzugeben – aber ohne Kameras.
    Plötzlich erklang in Nelsons Kopfhörern das Geräusch von zerbrechendem Glas. Vor Schreck war er wieder hellwach. Er beugte sich über die Bildschirme. Die beiden Kameras, die unablässig kreisend Limes Schlafzimmer überwachten, bewegten sich nicht mehr. Im nächsten Augenblick füllten sich die Monitore, die ihre Bilder übertrugen, mit schwarzweißen Störungen.
    »Was zum Teufel …«
    Er wollte die Wachen vor Limes Tür alarmieren, als Schreie sein rechtes Ohr erfüllten. Selbst während seiner zwei Dienstzeiten in Vietnam hatte er niemals so etwas gehört wie dieses hohe Kreischen, das ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ. Trotz der flimmernden Störungen konnte Nelson sehen, wie etwas gegen eine der Kameralinsen klatschte.
    Blut.
    Doch da war er schon aufgesprungen und drückte mit einer zitternden Hand den Alarmknopf. Ein gellendes Schrillen zerriß die Stille der Nacht, doch Nelsons rechtes Ohr vernahm noch immer die Schreie, die aus Limes Schlafzimmer kamen, Schreie, die nun von einem Krächzen und Gurgeln ersetzt wurden, in das sich ein scharfes Geräusch mischte, mit dem etwas zerrissen wurde. All das kam durch die Transistoren in seinem Kopfhörer, während er die Treppe hinaufeilte, gefolgt von Wachen, die von überall her zusammengelaufen kamen. Die Logik sagte ihm, daß das, was in dem Schlafzimmer geschah, eigentlich unmöglich war. Lime lebte und war in Sicherheit, und es lag irgendein schrecklicher Fehler vor.
    Vor dem Landhaus schnitt der Helikopter unsichere Runden durch die Nacht. Seine großen Halogenscheinwerfer erhellten jeden Fleck, jeden Winkel auf dem Gelände, enthüllten jedoch nichts Außergewöhnliches. Noch immer schrillte der Alarm.
    In Nelsons Ohr erklang mittlerweile nur noch ein tropfendes Geräusch.
    Er spurtete den Korridor im zweiten Stock entlang zu der Tür, an der die Wachen sich vergeblich an dem elektronischen Schloß zu schaffen machten.
    Tropf … tropf … tropf …
    Und dann war er drinnen. Jordan Limes Augen starrten ihn an, geöffnet und vorgewölbt. Vom Teppich. Wo sein Kopf vom Körper getrennt worden war.
    Das tropfende Geräusch erklang nun in einem perversen Stereoeffekt – elektronisch in seinem rechten Ohr und live in seinem linken. Das Tropfen kam von Blut. Und das Blut war überall.
    Nelson beugte sich vor und würgte. Sein Mageninhalt schoß seine Kehle hinauf und benetzte den bereits durchnäßten Teppich. Er wischte sich die Reste vom Mund, während er versuchte, zu begreifen, was er sah. Die Überreste von Jordan Limes kopflosem Torso lagen zur Hälfte auf und zur Hälfte neben dem Bett. Auf dem Kissen lag ein abgetrennter Arm. Ein Bein hing über einem Stuhl neben dem
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