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Die Achte Fanfare

Titel: Die Achte Fanfare
Autoren: Jon Land
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Jahrhundert bis zu einem Jahrtausend zurückdatierten.
    Musketen, Feuersteingewehre, Sechsschüsser, eine Sammlung von Messern und Schwertern, auf die ein Museum hätte stolz sein können. Kamanski folgte Kimberlain durch das Zimmer und musterte die Waffen mit unwillkürlicher Faszination.
    »Ich restauriere sie«, sagte Kimberlain. »Das vertreibt mir ein wenig die Zeit.«
    Er nahm ein dreihundert Jahre altes Samuraischwert von der Wand und setzte sich, das Schwert auf seinem Schoß. Ein großer Teil der Klinge glänzte und wirkte neu; der Rest war alt und schartig. Kimberlain nahm ein paar ultrafeine Poliersteine von einem Tisch neben ihm und machte sich am verwitterten Teil der Klinge an die Arbeit. Seine großen, schwieligen Hände bewegten sich so flink wie die eines Chirurgen an dem unteren Teil der Klinge auf und ab. So behutsam, dachte Kamanski, und gleichzeitig imstande zu solch …
    »Ich arbeite nicht mehr für Geld, David«, sagte der Fährmann plötzlich, ohne aufzuschauen. »Das sollten Sie wissen.«
    »Aber Sie stehen zur Verfügung. Ihre Akte muß ständig ergänzt werden. Nach dem, was ich so in Erfahrung bringen konnte, sind Sie ein vielbeschäftigter Mann.«
    »Begleichung meiner Schulden, Hermes. Sie sollen all die Aufträge wiedergutmachen, die Sie mir von Zeus überbracht haben. Ich tue mein Bestes, um mich um unschuldige Menschen zu kümmern, denen von Arschlöchern wie Ihnen übel mitgespielt wird. Ich kümmere mich auch um Menschen, aber ohne ein großes ›T‹ oder ›C‹.«
    »Das ist doch nur eine Umschreibung für Rache. Soweit ich weiß, verstoßen Sie damit gegen das Gesetz, aber ich will keine Haarspaltereien betreiben.«
    Kimberlain blickte kalt von seiner Arbeit auf. Die Poliersteine scharrten an der Klinge. »Wollen Sie mir drohen, David?«
    »So mutig bin ich nicht.«
    »Aber wie ich sehe, sind Sie noch immer ziemlich klug. Wahrscheinlich klug genug, um sich jetzt umzudrehen und zu gehen, damit ich mir den Rest des Films ansehen kann.«
    »Aber diese Sache könnte eine Herausforderung für Sie sein.«
    »Das haben Sie auch bei Peet gesagt – wann war es noch gleich, vor gut drei Jahren, oder?«
    Kamanski bemühte sich, sich nichts anmerken zu lassen.
    »Kommen Sie, David, Sie erinnern sich doch an Winston Peet, oder? Ein Riese, fast zwei Meter und zehn groß, mit einer Glatze. Er hat siebzehn Menschen in genauso vielen Staaten getötet. Ihnen einfach die Köpfe abgerissen, nachdem er sie erwürgt hatte. Die Zeitungen nannten ihn den schlimmsten Massenmörder der jüngeren Gegenwart. Damals, als Sie noch beim Bureau waren. Ihr Jungs kamt einfach nicht weiter, und da habt ihr mich gebeten, euren Mörder für euch aufzuspüren, und ich habe euch Peet geliefert. Wollen Sie die Narben sehen? Aber ihr Arschlöcher konntet ihn nicht auf den elektrischen Stuhl bringen, nicht mal hinter Gitter.«
    »Wir haben dafür gesorgt, daß er nie wieder jemandem etwas antun konnte.«
    »Indem ihr ihn in dieses Irrenhaus eingesperrt habt? Hören Sie doch auf. Eines Tages kommt er raus. Warten Sie ab. Er schickt mir Briefe, in denen er mir mit Rache droht.«
    »Diesmal ist es etwas anderes«, sagte Kamanski.
    »Nein, das ist es nicht, nicht für mich. Schauen Sie, nach dieser Sache mit Peet, als ich mehr tot als lebendig im Krankenhaus lag, da begriff ich, daß ich drei Möglichkeiten hatte: Ich konnte sterben, ich konnte wie Sie werden, oder ich konnte den Lauf meines Lebens ändern, den Sie für mich bestimmt haben. Damals fing ich an, meine Schulden zurückzuzahlen.«
    »Und Sie haben niemals damit aufgehört, nicht wahr?« Kamanski fragte sich, ob der Fährmann ihn jetzt anfallen würde. »Ihre … ›Gläubiger‹ kommen von überall her, habe ich mir sagen lassen. Sie haben kein Telefon, stehen in keinem Adreßbuch, doch sie finden Sie trotzdem. Sehen Sie nicht ein, daß Ihnen die Sache aus den Händen geglitten ist?«
    »Da irren Sie sich, Hermes«, entgegnete Kimberlain ganz ruhig. »Diese Rückzahlungen reduzieren die Welt auf einen kleinen Ausschnitt, mit dem ich fertigwerden kann: nur jemand, dem übel mitgespielt wurde, der, der ihm so mitgespielt hat, und ich. Die letzte Zuflucht. Diese Leute sind bereit, alles mögliche auf sich zu nehmen, nur um mich zu finden, weil sie sonst niemanden haben, an den sie sich wenden können. Und jedesmal, wenn ich einem von ihnen helfen kann, gleiche ich einen Teil der Schuld aus, die ich mit meiner Arbeit für die Caretaker auf mich geladen
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