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Die Abtruennigen

Die Abtruennigen

Titel: Die Abtruennigen
Autoren: Jenny Brunder
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sanft. Ich spürte, wie seine Hand über mein Gesicht streichelte. Kurz fragte ich mich, woher er meinen Namen kannte. Doch mich beschäftigte viel mehr, dass er Recht hatte, denn ich spürte, dass es mit mir zu Ende ging. Meine Kraft war mit dem Blut aus meinem Körper geflohen.
    Tränen liefen über mein Gesicht. Ich wollte nicht sterben, noch nicht, ich war doch viel zu jung, es gab noch so viel, das ich tun und erleben wollte.
    Meine Mutter hatte am Ende doch richtig gelegen mit ihrer Befürchtung, dass ich eines Tages einem Valdrac begegnen würde und ich war dumm genug gewesen, darauf zu hoffen. Nun war ich einem Valdrac begegnet und ich war dabei zu sterben.
    „Willst du sterben, Sharai?“, wollte der Valdrac von mir wissen. Ich brachte nur ein leises „Nein“ zustande, konnte aber nicht mal mit Sicherheit sagen, ob ich es tatsächlich ausgesprochen oder nur gedacht hatte. Jedoch spielte es wohl auch nicht wirklich eine Rolle.
    Dann spürte ich, wie mein Kopf angehoben wurde, jedoch hatte ich nicht genug Kraft die Augen zu öffnen. Ich spürte etwas Kaltes an meinem Mund und erkannte, dass es ein Kelch oder Glas sein musste.
    „Trink“, hörte ich die Stimme des Fremden erneut, ich öffnete bereitwillig meinen Mund. Wenn, was immer er plante mir zu geben, mich davor bewahrte zu sterben, dann war ich nur allzu bereit es zu schlucken, ganz egal was es war. Es war ja nicht so, dass es meine Lage verschlimmern konnte.
    Er hob den Kelch an, eine bittere Flüssigkeit drang in meinen Mund. Erst hustend dann immer schneller schluckte ich hinunter, was er mir in den Mund schüttete.
    Was es war konnte ich nicht sagen, nur, dass es einen Geschmack hatte, den ich nicht kannte. Vielleicht war es ein Heiltrank? Als der Kelch leer war, löste er sich von meinen Lippen. Der Fremde hielt immer noch meinen Kopf ein paar Zentimeter über dem Boden.
    Kurz darauf durchzuckte unglaublicher Schmerz, wie ich ihn bis dahin nicht gekannt hatte, durch meinen Körper. Ich wurde von Krämpfen geschüttelt und spürte nur, wie mich eine starke Hand festhielt. Der Schmerz schien überall zu sein, von Kopf bis zu den Füßen, es war unmöglich zu sagen, wo sein Ursprung lag.
    Dann mit einem Male war es so schnell vorbei, wie es gekommen war und nun fiel ich endgültig der Bewusstlosigkeit zum Opfer, nicht wissend, ob ich jetzt sterben würde oder nicht….
     
     
    Das Nächste, was ich wahrnahm, war ein grelles Licht, welches durch meine geschlossenen Augen drang. Schwach hob ich die Hand schützend vor meine Augen.
    „Sie lebt noch“, hörte ich eine unbekannte Stimme sagen. „Gott sei Dank, Sharai, du lebst!“ Das war meine Mutter, gleich darauf fühlte ich mich in den Arm genommen und kräftig gedrückt.
    Langsam öffnete ich die Augen, erkannte um mich herum eine Gruppe von Dorfbewohnern, die besorgt auf mich herab sahen.
    „Was ist passiert?“, fragte ich schwach.
    „Als du nach zwei Stunden immer noch nicht wieder zu Hause warst, haben wir uns natürlich Sorgen gemacht. Dein Vater ist mit ein paar Männern auf die Suche nach dir gegangen und fand dich dann hier bewusstlos am Boden liegend“, erklärte mir meine Mutter.
    Ich rieb mir die Augen, die sich nur langsam an das Licht zu gewöhnen schienen, das von den Lampen ausging, welche die Leute bei sich trugen und versuchte mich zu erinnern, was geschehen war.
    „Was ist passiert?“, wollte mein Vater mit strenger Stimme wissen. Doch bevor ich dazu kam zu antworten, sagte meine Mutter: „Du hast Blut am Hals“, und rieb mit der Hand über die Stelle.
    Dann bemerkte sie die Bisswunden an meinem Hals. Sofort ließ sie mich erschreckt los. Langsam begann ich mich daran zu erinnern, was gerade geschehen war. Der Fremde, in den ich gerannt war, der ein Valdrac gewesen war und ...
    „Oh Gott, sie wurde gebissen“, rief sie aus. Die Dorfbewohner traten sofort einige Schritte zurück.
    Langsam stand ich auf. „Was?“, erkundigte ich mich schwach. Ich kam nur langsam auf die Beine. Einer der Dorfbewohner hielt mir eine Fackel entgegen und die Hitze ließ mich zurückzucken.
    „Sie hat die Dämonenplage“, schrie einer erschrocken. Die Dämonenplage war das, was die kleingeistigen Menschen, die Verwandlung von Mensch zu Valdrac nannten. Sie glaubten, ein einfacher Biss reichte aus, um einen Menschen in einen Valdrac zu verwandeln.
    Großmutter jedoch hatte mir erklärt, dass dies nicht der Wahrheit entsprach. Auch wenn sie nicht in der Lage gewesen war mir zu erklären,
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