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Die Abtruennigen

Die Abtruennigen

Titel: Die Abtruennigen
Autoren: Jenny Brunder
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wie genau man einen Menschen zum Valdrac machte, oder ob das überhaupt möglich war.
    Diese Kleingeister glaubten außerdem, sobald jemand infiziert war, würde dieser alle um sich herum angreifen und beißen, weshalb die sofortige Tötung eines Infizierten die oberste Regel war. Glaubte man ihren Erzählungen, verwandelte sich die Haut in Schuppen und die Augen färbten sich rot wenige Stunden nach dem Biss.
    „Mutter, ich…“, wandte ich mich an meine Mutter, doch mein Vater trat vor sie. „Weiche von ihr du Monster!“, sagte er zu mir, jetzt mit einem Messer bewaffnet, das er mir entgegen hielt. Ich ging einen Schritt zurück, konnte noch gar nicht verstehen, was hier überhaupt los war.
    „Tötet sie, bevor sie weiteres Unheil anrichtet“, rief eine Frau in der Menge. Langsam traten ein paar Männer auf mich zu. Plötzlich fühlte ich mich von hinten gepackt, meine Arme wurden hinter meinen Rücken gezogen, wo sie durch starke Hände festgehalten wurden.
    „Ich hab sie, los tötet sie“, brüllte der Mann, der mich festhielt.
    Instinktiv wusste ich, was zu tun war. Ich packte den Arm des Angreifers, mit einem Schwung gelang es mir, ihn über meine Schulter zu werfen. Es war noch nicht mal besonders schwer gewesen.
    Ich nahm mir nicht die Zeit mich zu wundern, wo meine plötzliche Stärke hergekommen war. Bevor er wieder auf den Beinen war, hatte ich meine schon in die Hand genommen und war vor den Dorfbewohnern auf der Flucht.
    So schnell ich konnte, lief ich die Straßen entlang, mit Erstaunen stellte ich fest, dass ich weitaus schneller laufen konnte, trotz meines immer noch geschwächten Zustands. Einige der Dorfbewohner hatten sich mir an die Fersen geheftet, doch schon bald hatte ich sie abgehängt und ich ließ auch das Dorf hinter mir zurück. Erst im angrenzenden Wald machte ich Halt, nicht wissend, was ich jetzt tun sollte.
    Meine Familie hatte mich ausgestoßen und die Dorfbewohner machten Jagd auf mich. Ganz offenbar hatte mich der Fremde zum Valdrac gemacht, sicherlich würde ich schon bald Blutdurst verspüren. Doch nun hatte er mich allein gelassen, mit einer Situation, die ich nicht so wirklich verstehen konnte.
    Was konnte es für Gründe geben, mich erst zu verwandeln, um mich dann mit den Dorfbewohnern zurückzulassen, die so versessen darauf waren mich zu töten? Er musste doch gewusst haben, dass so etwas passieren würde.
    Ich saß auf einem Baumstumpf und überlegte, was ich nun tun sollte. Plötzlich hörte ich hinter mir ein Geräusch. Blitzschnell drehte ich mich um, einen dicken Ast in der Hand. Konnte es doch ein Dorfbewohner sein, der mich aufgespürt hatte. Doch es war nur der fremde Valdrac, der hinter mir stand.
    „Hallo Sharai, ich habe schon auf dich gewartet“, sagte er lächelnd. Ich blickte ihn verdattert an. „Woher kennst du meinen Namen?“, wollte ich wissen.
    „Ich habe dich eine ganze Weile beobachtet“, gestand er. Beobachtet? Dann hatte er mich offenbar ausgewählt.
    „Weswegen?“, fragte ich weiter. Doch er antwortete nicht darauf, sondern fuhr einfach fort: „Ich habe dich zu einem Valdrac gemacht, die erste Prüfung hast du überstanden, indem du den Dorfbewohnern entkommen bist, was mir vorher schon klar war. Viele scheitern dabei schon, weil sie sich ihrer Kräfte noch nicht bewusst sind. Doch du musst noch viel lernen und ich werde dein Mentor sein, damit du dich in dieser neuen Welt zurechtfinden wirst.“
    Es schien nicht, als hätte ich tatsächlich eine andere Wahl, denn wenn ich überleben wollte, brauchte ich zweifellos seine Hilfe.
    „Und wohin werden wir gehen?“, wollte ich wissen. Er legte mir die Hand auf die Schulter. „Wir reisen zum nächsten Dorf, dort wird man dich wohl kaum erkennen. Ich habe dort bereits ein Zimmer in einem Gasthaus gemietet“, erklärte er mir.
    „Wie ist eigentlich dein Name?“, erkundigte ich mich plötzlich, da ich den Wunsch hatte ihn besser kennen zu lernen. Schließlich sah es ja danach aus, dass ich einige Zeit mit ihm verbringen würde und bis jetzt wusste ich absolut nichts über ihn.
    „Ich bin Tyrok von Dunkelstein. Zumindest war das mein Name, als ich noch ein Mensch war. Heute kennt man mich nur noch als Lord Dunkelstein, aber du darfst mich Tyrok nennen, wenn du magst“, sprach er mit einem leichten Lächeln. Ich nickte.
    Tyrok gefiel mir wesentlich besser als Lord Dunkelstein, weitaus persönlicher und es hätte sich mit Sicherheit komisch angefühlt, ihn mit Lord ansprechen zu
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