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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm
Autoren: Frans Bengtsson
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sehr bleich gesehen, und dieser Traum habe, so oft er wiedergekommen sei, schwerer und schwerer auf ihr gelastet, obschon sie bisher nichts davon habe sagen wollen.
    Toste saß im Nachdenken versunken und sagte dann, daß er von Träumen nicht viel verstehe; ihn habe dergleichen noch nie geängstigt. »Denn die Alten pflegten zu sagen, daß es so kommen müsse, wie die Spinnerinnen spinnen. Aber daß du, Äsa, dreimal den gleichen Traum gehabt hast, mag doch eine Warnung sein, und wir haben schon Söhne genug verloren. Darum werde ich dir in dieser Sache nicht widersprechen, und wenn Orm Lust dazu hat, mag er diesen Sommer zu Hause bleiben. Was mich angeht, so habe ich das Gefühl, daß ich gut noch einmal hinausfahren könnte; und so ist es vielleicht für uns alle am besten.«
    Odd hielt zu Toste, denn er hatte mehrere Male gemerkt, daß Äsas Träume eingetroffen waren. Orm war mit dem, was man beschlossen hatte, nicht zufrieden, aber er war gewohnt, sich in wichtigen Dingen nach Äsa zu richten, und es wurde nun nicht mehr davon geredet.
    Als der Frühling gekommen war und eine genügende Anzahl Männer aus dem Binnenland sich mit Toste wegen der freien Plätze auf den Ruderbänken verabredet hatte, segelten er und Odd wie gewöhnlich hinaus, und Orm blieb zu Hause zurück. Er war Äsa gegenüber schlechter Laune, und um sie zu ängstigen, stellte er sich mitunter krank; aber wenn sie ihn dann gleich pflegen wollte und sich mit Arzneien um ihn zu schaffen machte, fing er selbst an zu glauben, was er zuvor nur vorgegeben hatte, und so ward ihm wenig Freude aus diesem Spiel. Äsa konnte ihren Traum nicht vergessen; wenn Orm ihr auch Kummer machte, so war sie doch froh, ihn bei sich daheim zu haben.
    Aber ohne daß Äsa um Erlaubnis gefragt wurde, kam er doch noch in diesem Sommer auf seine erste Reise.
     

Von Kroks Ausfahrt und wie Orm auf seine Reise kam
    Im vierzehnten Jahre der Herrschaft des Königs Harald Blauzahn, sechs Sommer vor der Heerfahrt der Jomswikinger nach Norwegen, liefen vom Lande Lister drei wohlbemannte Schiffe mit neuen Segeln aus und hielten gen Süden, um bei den Wenden zu plündern. Sie wurden von einem Häuptling namens Krok geführt. Er war dunkel, lang und gelenkig und sehr stark; und er hatte in seiner Gegend großes Ansehen, denn es fiel ihm leicht, kühne Pläne zu ersinnen. Über Leute, denen es schlimm ergangen war, pflegte er sich lustig zu machen und dann zu erklären, wie er an ihrer Stelle es besser gemacht hätte. Er selbst hatte noch nie viel ausgerichtet, sondern gefiel sich darin, zu erzählen, was er vorhabe; aber jetzt hatte er die Jugend jener Gegend so lange mit Reden von der Beute, die behende Männer auf einer kurzen Wendenfahrt gewinnen könnten, aufgereizt, daß sich eine Mannschaft zusammenfand und Schiffe ausgerüstet wurden. Er selbst wurde für diese Fahrt zum Häuptling gewählt. Bei den Wenden, hatte er gesagt, könne viel gewonnen werden, und man könne gewiß sein, einen guten Fang an Silber, Bernstein und Sklaven zu machen.
    Krok und seine Mannen gelangten zur wendischen Küste; sie kamen zu einer Flußmündung und ruderten gegen den reißenden Strom flußauf, bis sie zu einer hölzernen Burg kamen, deren Pfahlwerk quer über den Fluß stand. Hier gingen sie in der ersten Morgendämmerung an Land und rückten rund um das Pfahlwerk der Wenden vor. Aber diese schossen fleißig mit Pfeilen, und Kroks Leute waren vom angestrengten Rudern müde; es gab harten Kampf, bevor die Wenden flohen. Krok hatte einige seiner besten Mannen verloren, und als die Beute zusammengezählt wurde, zeigte es sich, daß sie aus einigen eisernen Kesseln und ein paar Schafpelzen bestand. Sie ruderten wieder flußab und versuchten es an einer anderen Stelle; aber auch hier war das Dorf gut verteidigt, und nach schwerem Kampf mit neuen Verlusten gewannen Kroks Männer einige Speckseiten, ein durchlöchertes Panzerhemd und ein Halsband aus kleinen abgenutzten Silbermünzen.
    Sie begruben ihre Toten am Strande und hielten Rat; und es fiel Krok nicht leicht zu erklären, warum die Fahrt nicht so geraten war, wie er es beschrieben hatte. Aber es gelang ihm, seine Leute mit klugen Worten zu beschwichtigen; auf Zufälle und Mißgeschick, sagte er, müsse man immer gefaßt sein; der echte Wikinger gebe der einen oder anderen Kleinigkeit wegen seine Sache nicht gleich auf; und es sei nun nicht mehr so leicht wie einst, den Wenden das Fell über die Ohren zu ziehen. Nun aber wolle er einen
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