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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm
Autoren: Frans Bengtsson
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zu alt, um in Ländern, in denen er nicht heimisch sei, Neues zu versuchen.
    Seine Frau hieß Äsa und stammte aus dem Waldlande. Sie hatte eine beredte Zunge und war recht unwirsch im Wesen, und Toste sagte bisweilen, er könne nicht viel davon merken, daß sie mit den Jahren milder werde, wie das wohl mit Männern zu geschehen pflege. Aber sie war eine tüchtige Hausfrau und verwaltete das Gehöft gut, wenn Toste abwesend war. Sie hatte ihm fünf Söhne und drei Töchter geboren, aber mit den Söhnen hatten sie nicht viel Glück gehabt. Der älteste war als Jüngling auf einer Hochzeit umgekommen, als er, vom Bier erheitert, hatte zeigen wollen, daß er einen Stier reiten könne; der zweite war während eines Sturmes auf seiner ersten Reise über Bord gespült worden. Aber am schlimmsten war es mit Are, dem vierten, gegangen; denn mit neunzehn Jahren hatte er zwei Nachbarsfrauen zu Kindern verholfen, zur Sommerszeit, während ihre Männer außer Landes waren. Daraus war viel Schererei und Nachrede entstanden, und für Toste auch große Ausgaben, als die Männer zurückkamen. Are wurde davon mißmutig und menschenscheu, und schließlich hatte er einen Mann, der über seine Behendigkeit zu viel Späße gemacht hatte, erschlagen und war aus dem Lande geflohen. Es hieß, er habe sich schwedischen Kaufleuten zugesellt und sei mit ihnen gen Osten gefahren, um nicht Leuten zu begegnen, die von seinen Unannehmlichkeiten wußten; aber danach hatte man nichts mehr von ihm gehört. Äsa hatte von einem schwarzen, an den Schulterblättern blutigen Pferde geträumt, und damit wußte sie, daß er tot war. Zwei Söhne waren nun alles, was Äsa und Toste noch hatten. Der ältere hieß Odd; er war kurz von Wuchs, krummbeinig und breit gebaut, stark, harthändig und bedächtig in seiner Rede. Er war schon früh auf Tostes Fahrten mit dabei und verstand sich auf Schiffe und Waffen. Daheim zeigte er sich nach kurzer Zeit störrisch, denn der Winter verging ihm zu langsam, und mit Äsa kam er dann nicht leicht überein. Er pflegte zu sagen, es verhalte sich mit ihm nun einmal so, daß ranziges Eingesalzenes auf dem Schiff ihm besser schmecke als der Julbraten an Land; aber Äsa sagte, sie habe nie merken können, daß gerade er am wenigsten nehme, wenn sie das Beste vorsetzte. Tagsüber schlief er so viel, daß er häufig über schlechten Nachtschlaf klagte; und auch wenn er eine Magd zu sich ins Bettstroh nahm, machte das, wie er sagte, die Sache nicht viel besser. Äsa mochte nicht leiden, daß er bei ihren Mägden lag; denn von dergleichen konnten sie leicht eingebildet und trotzig gegen ihre Brotherrin werden. Odd solle sich lieber verheiraten. Odd aber sagte, damit habe es keine Eile; die Frauen, die ihm am besten gefielen, habe er auf Irland gefunden, und von dort könne er schwerlich eine mit heimnehmen; denn dann würden vermutlich bald sowohl Schnäbel wie Klauen bei ihr und Äsa im Gange sein. Das ärgerte Äsa, und sie fragte, ob er nun dasitze und wünsche, daß sie sterben möge? Odd gab dann wohl zur Antwort, sie möge es damit halten, wie es ihr selber gut scheine; er wolle ihr in dieser Sache keine Ratschläge geben. Aber er werde aushalten, was auch komme.
    Obschon er langsam in seiner Rede war, hatte Äsa es nicht immer leicht, das letzte Wort zu behalten, und sie pflegte zu sagen, daß es in Wahrheit hart für sie sei, drei gute Söhne verloren und gerade den nachbehalten zu haben, den sie am leichtesten entbehren könne.
    Mit Toste kam Odd besser überein; und sobald der Frühling kam und es anfing, um Bootshaus und Landungsbrücke nach Teer zu riechen, pflegte er besserer Laune zu werden. Mitunter versuchte er sich dann sogar mit dem Zusammensetzen von Liedern, obschon dabei nicht viel herauskam; er beschrieb, wie die Flur des Alkvogels nun zum Pflügen bereit liege, oder wie die Meerrosse ihn bald zum Sommerlande tragen würden.
    Aber einen großen Ruf als Dichter gewann er nie, am wenigsten bei den heiratsfähigen Bauerntöchtern der Umgegend. Man sah selten, daß er beim Hinaussegeln den Blick zurückwandte.
    Sein Bruder Orm war Tostes jüngstes Kind und der Augenstern seiner Mutter. Er wuchs schnell heran, wurde lang und gelenkig, und Äsa jammerte viel darüber, daß er so mager war. Sobald er nicht ein gut Teil mehr aß als ein Erwachsener, glaubte sie stets, daß sie ihn verlieren werde; sein Mangel an Eßlust werde noch einmal sein Verderben werden, sagte sie. Orm hatte viel für gutes Essen übrig und
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