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Die 101 wichtigsten Fragen - die Bibel

Die 101 wichtigsten Fragen - die Bibel

Titel: Die 101 wichtigsten Fragen - die Bibel
Autoren: Bernhard Lang
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Abrahamserzählung zeigt Gottes Verzicht auf das Menschenopfer an. Nach einem zweiten Vorschlag erinnert die Episode an die Knaben-Initiation, wie sie bei vielen Völkern in alter Zeit geübt wurde. Um einen Knaben in die Welt der Erwachsenen einzuführen, muss dieser einen symbolischen Tod erleiden. Er wird von seiner Mutter getrennt, muss allerlei Torturen (wie z.B. Fesselung und Todesdrohung) erleiden, um dann in die Gemeinschaft der erwachsenen Männer aufgenommen zu werden.
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Odysseus tötet die Freier.
Der von seiner zehnjährigen Irrfahrt zurückgekehrte Held findet seine Frau Penelope von mehr als hundert Freiern belagert, die seinen Besitz verprassen. Einem aristokratischen Ethos verpflichtet, greift Odysseus zu Pfeil und Bogen, um ein Blutbad anzurichten. Ein anderes Ethos wird in der Josefserzählung sichtbar: Josef verzeiht den Brüdern, die ihn in die Sklaverei verkauft haben. Jedem von ihnen fällt er um den Hals (Genesis 45, 15). Das von Josef praktizierte philosophische Ethos der Feindesliebe erhält bei Jesus programmatischen Charakter. – Stich, 19. Jahrhundert, nach einem Entwurf von John Flaxman.
    9. Wie wurde der Konflikt zwischen Josef und seinen Brüdern beigelegt? Josef wurde von seinem Vater Jakob als Lieblingssohn verwöhnt und zog sich so den Neid seiner Brüder zu. Als sich Gelegenheit dazu bot, nahmen sie ihn gefangen und verkauften ihn in die Sklaverei; dem Vater berichteten sie, ein wildes Tier habe ihn zerrissen. Eines Tages brach Hungersnot aus. Jakob schickte seine Söhne nach Ägypten, damit sie dort von dem Getreide kaufen, das der Staat in großen Magazinen als Vorrat hielt. Der ägyptische Beamte, der die Fremden empfing, gab sich als ihr Bruder Josef zu erkennen und konnte ihnen von seinem abenteuerlichen Aufstieg vom Sklaven zum ersten Minister des Pharao berichten. Josef versöhnte sich mit seinen Brüdern und holte seine ganze Verwandtschaft nach Ägypten.
    Die Josefsnovelle (Genesis 37–50) versteht sich selbst als Lehrstück über Gottes verborgene Vorsehung, die das Böse zum Guten wendet. Modernen Lesern wie Voltaire erschien sie als kunstvoll gestaltetes philosophisches Märchen, das Großzügigkeit und Bereitschaft zur Vergebung als Eigenschaften des wahren Weisen feiert. In seinem
Philosophischen Wörterbuch
(1764) hebt Voltaire Josefs moralische Überlegenheit über Odysseus hervor: Während Odysseus die Freier seiner Gemahlin Penelope in einem Blutbad auslöscht
(Abb. 2)
, vergibt Josef seinen Brüdern. Die kunstvoll gestaltete Erzählung hat die Phantasie vieler Leser angeregt. Der Koran erzählt die Geschichte nach, und Thomas Mann hat die biblische Erzählung als Grundlage seines umfangreichsten – vierbändigen – Romans gewählt:
Joseph und seine Brüder
(1933–1943). Josef ist nicht nur Liebling seines Vaters Jakob, sondern seit biblischer Zeit auch Favorit der Schriftsteller und Leser.
    10. War Mose ein Ägypter? Der Held des 2. bis 5. Buches Mose (Exodus, Levitikus, Numeri und Deuteronomium) trägt einen ägyptischen Namen. Hier ist seine Geschichte: Moses Kindheit steht im Zeichen der Gefährdung. Er wird in Ägypten in einer Zeit geboren, als die Ägypter ihr israelitisches Gastvolk durch Tötung der neugeborenen Knaben ausrotten wollen; daher wird er von seinen Eltern in einem Binsenkorb im Nil ausgesetzt, doch von einer ägyptischen Prinzessin gefunden und adoptiert. In seiner Jugend erinnert sich Mose an seine Herkunft, erschlägt einen Ägypter, der Israeliten gepeinigt hat – und entzieht sich der Bestrafung durch Flucht in die Wüste. Dort wird er von Gott aus einem brennenden Dornbusch angesprochen und erhält den Auftrag, sein Volk aus Ägypten zu befreien. Das gelingt jedoch erst, nachdem Gott schlimme Plagen über Ägypten gebracht hat – Ungeziefer, eine Viehseuche, Hagel, mehrtägige Finsternis, der plötzliche Tod jeder Erstgeburt. Als die Israeliten fliehen, werden sie vom ägyptischen Militär verfolgt. Gott rettet sie, indem er die Ägypter in einem See ertrinken lässt, während die Hebräer diesen trockenen Fußes durchqueren.
    War Mose in seiner Jugend ein Held, so ist er nun, in seinen reifen Mannesjahren, ein frommer Kultstifter, der am Berg Sinai mit dem Gott Jahwe verkehrt und dem Volk Gottes heiliges Gesetz überbringt – ein Gesetz, das vor allem den Bau eines transportablen Zeltheiligtums regelt. Nach dem Sinaiereignis führt Mose sein Volk vierzig Jahre lang durch die Wüste, dem verheißenen Land Palästina entgegen. In
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