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Die 101 wichtigsten Fragen - die Bibel

Die 101 wichtigsten Fragen - die Bibel

Titel: Die 101 wichtigsten Fragen - die Bibel
Autoren: Bernhard Lang
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heute ist die hebräische Bibel das «portative Vaterland» der Juden (Heinrich Heine). Auch für Jesus und die frühen Christen war diese Buchsammlung die einzige Heilige Schrift.
    Die zweite Station ist die
Erfindung der christlichen Bibel
(um 200 n. Chr.). Nach dem Vorbild der hebräischen Bibel sammelten christliche Gelehrte die Literatur ihrer neuen Bewegung. Die im Neuen Testament zusammengestellten 27 Schriften verstehen sie jedoch nicht als neue Heilige Schrift, sondern als Ergänzung der hebräischen Bibel, die sie als «Altes Testament» bezeichnen. Demnach besteht die christliche Bibel aus 39+27 = 66 Schriften.
    Die dritte Station beruht auf der
Erfindung des Taschenbuchs
im Mittelalter (um 1230). Die erste Taschenbuchausgabe der Bibel dürfte in einem Skriptorium in Paris entstanden sein: eine lateinische Bibel kleinen Formats, handgeschrieben auf fast durchsichtigem Pergamentin sehr kleiner Schrift in zwei Spalten. Der Text ist in Kapitel eingeteilt, die Seiten sind mit Titeln versehen. Im Umfeld der größten Universität des Mittelalters konzipiert und für teures Geld vertrieben, machte die kleine einbändige Bibel Schule. Sie wurde zum Bestseller – und ist es geblieben. Seitdem gibt es Bibeln, die ungefähr aussehen wie die heute üblichen. Die Änderungen sind minimal: An die Stelle des Pergaments ist dünnes Papier getreten, und das Buch kommt aus der Druckerei und nicht mehr aus einer Schreibwerkstatt, in der Kopisten beschäftigt sind.
    4. Wer hat die biblischen Schriften verfasst? Die Bibelhandbücher noch des 18. Jahrhunderts hoben drei prominente Verfasser biblischer Schriften hervor: Mose, Matthäus und Johannes. Mose habe um 1400 v. Chr. den Pentateuch (die ersten fünf Bücher des Alten Testaments, von Genesis bis Deuteronomium) als ältestes Buch der Welt geschrieben und bezeuge darin die Offenbarung, die er selbst von Gott erhalten hat. Von Matthäus und Johannes stammten die beiden wichtigsten Evangelien; in diesen schilderten sie Jesu Leben und Wirken; als enge Freunde und Jünger Jesu seien sie dazu besonders qualifiziert gewesen. Mose, Matthäus und Johannes wurden als zuverlässige, historische Ereignisse verbürgende Zeugen gesehen. Auf ihr schriftliches Zeugnis konnten sich Synagoge und Kirche berufen, hier hatten Judentum und Christentum ihr Fundament. Diese Auffassung wird heute praktisch nicht mehr vertreten; sie wurde von der modernen Bibelwissenschaft überholt.
    Der Pentateuch, das Kernstück des Alten Testaments, kann nicht mehr als das älteste Buch der Welt gelten. Viel älter sind der altägyptische Roman «Flucht und Heimkehr des Sinuhe» (ca. 1900 v. Chr.) und das babylonische Gilgamesch-Epos (um 1200 v. Chr.). Mit solchen literarischen Werken hat der zwischen dem 8. und dem 4. Jahrhundert v. Chr. entstandene Pentateuch zumindest dies gemeinsam: die entwickelte Erzählkunst und das Fehlen eines Verfassernamens. Die Literatur des biblischen Volkes ist durchweg ebenso anonym überliefert wie die Ägyptens und Babyloniens. Im Falle des Pentateuchs rechnet die Forschung mit einer ganzen Anzahl von Autoren; auf sie gehen die von manchen Forschern rekonstruierten Vorstufen des Pentateuchs zurück: die sogenannte «Priesterschrift», die besonders an Zahlenangaben und Regeln über Priestertum und den Opferkult interessiert ist, oder das Werk des «Jahwisten», demwir die meisten Erzählungen über Israels Erzväter Abraham und Jakob verdanken.
    Die Entstehungsgeschichte der Evangelien ist verwickelt. Weder Matthäus noch Johannes gelten der heutigen Forschung als unmittelbare Jünger Jesu. Als Matthäus wohl gegen Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. sein Evangelium schrieb, konnte er bereits auf frühere Jesusbücher zurückgreifen: auf das um 70 n. Chr. entstandene Markus-Evangelium und eine anonyme Sammlung von Jesusworten. Auch der Autor des Johannes-Evangeliums war mit Jesus nicht persönlich bekannt, sondern schrieb wohl im Anschluss an mündliche Überlieferung gegen Ende des ersten oder zu Beginn des 2. Jahrhunderts.
    Paulus, der Verfasser mehrerer Briefe im Neuen Testament, ist der einzige biblische Autor, der dem modernen Begriff von Autorschaft entspricht: ein bekannter Mann, dessen Leben, Wirken und Wollen uns hilft, sein literarisches Werk zu verstehen. Für den heutigen Bibelleser ist die Frage nach den Verfassern biblischer Schriften nicht von allzu großer Bedeutung. Bei antiken wie modernen literarischen Werken zählt der Inhalt, nicht der Name des Autors.
    5.
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