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Mein Leben als Androidin

Mein Leben als Androidin

Titel: Mein Leben als Androidin
Autoren: Stephen Fine
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Vorwort
    Mein wirklicher Name ist eine Nummer in den Herstellungslisten der Firma Pirouet Industries aus dem berühmt-berüchtigten Jahr 2069, dem Jahr meiner Erschaffung. Die Welt allerdings kennt mich als Molly Dear, und da ich selbst mich an diesen unpassenden Namen gewöhnt habe – denn das ist er wahrhaftig –, mag er genügen für diese Memoiren, wie er mir während meines langen und bemerkenswerten Lebensweges genügt hat, der entgegen den offiziellen Verlautbarungen keineswegs mit meinem Prozeß sein Ende fand. Diese Seiten sind der Beweis dafür.
    Ich erkläre in aller Bescheidenheit, daß ich nichts getan habe, um meine enorme Popularität zu verdienen, und daß ich ihrer auch nicht würdig bin, jedenfalls nicht aus den Gründen, die man mir zuschreibt. Ich bin nicht das laszive und bösartige Geschöpf aus dem Holo-Streifen Droid! – eine grotesk verzerrte Darstellung meines Lebens unter Ausschlachtung meiner Erlebnisse und Abenteuer; noch bin ich ein so einzigartiges Exemplar meiner Produktionsreihe – auch wenn man von einigen Seiten bestrebt ist, mich als solches hinzustellen –, daß man mich wegen meiner Rolle im Kampf um die Rechte der Androiden als Heldin feiern sollte, denn wiewohl eine gute Sache, war mein Beitrag weit geringer, als es im nachhinein den Anschein haben mag. Vielmehr besteht meine einzige Besonderheit – wenn überhaupt – darin, eine ganz gewöhnliche P9-Einheit zu sein, die im Laufe eines ereignisreichen Lebens als reuelose Ausreißerin durch den Einsatz ihres freien Willens die gesamte Bandbreite der Fähigkeiten dieser Gattung demonstriert hat. Meine Geschichte nun wird so wahr sein, wie Droid! verlogen ist. Nichts soll verschwiegen werden, denn es gibt nichts mehr, das man verschweigen könnte; mein Leben ist schon jetzt ein offenes Buch. Die einzige Ausnahme bilden meine derzeitigen Aktivitäten im Underground-Skyway. Davon werde ich nur mit der größten Vorsicht und Zurückhaltung berichten, da sie im höchsten Maße illegal sind und ein unbedachter Federstrich (genaugenommen bediene ich mich eines Gedankenprozessors) Gefangennahme und sogar Termination zur Folge haben könnte. Nachdem ich soweit gekommen bin, habe ich nicht die Absicht, das Schicksal herauszufordern, indem ich mir eigens einen neuen Namen zulege, aus dem sich bei entsprechender Analyse mein neues Alias und mein jetziger Aufenthaltsort herauslesen lassen. Deshalb werden Sie es von Anfang bis Ende mit Molly Dear zu tun haben, und ich danke allen Gebietern, die beim Lesen dieser Aufzeichnungen der Versuchung widerstehen und nicht mit allzu großem Eifer nach verborgenen Hinweisen forschen. Was die Personen betrifft, menschliche und sonstige, die schon vor dem eben angesprochenen Wechsel meiner Lebensumstände in der Geschichte auftauchen, bedaure ich sagen zu müssen, daß aufgrund des unglückseligen Medienrummels während meines Gerichtsverfahrens jeder Versuch, ihre Identität zu verschleiern, zum Scheitern verurteilt wäre; ergo kann ich sie einzig damit trösten, daß für die meisten von ihnen die Erwähnung auf dieser Bücherspule eher eine Steigerung als eine Minderung ihrer Popularität zur Folge haben dürfte. (Einige der Betroffenen betrachten die Sache, vielleicht mit geringerem Wohlwollen, besonders der aalglatte Micki Dee, aber nicht seinesgleichen sind es, denen meine künstlerischen Bemühungen gelten.) Mein einziger Helfer bei der Abfassung des vorliegenden Werkes war eine alte Corona, die, obwohl ein wenig zerkratzt und verstaubt – und ohnehin weder das modernste noch raffinierteste Modell eines Gedankenprozessors (das Stil-Menü, Vokabular und der Korrekturspeicher lassen viel zu wünschen übrig) –, sich dennoch als überaus brauchbar in Phasen des Nachdenkens erwiesen hat, zumal sie über einen ihr zur Ehre gereichenden Transskriptor für abstrakte und bildhafte Vorstellungen verfügt, ohne den die Arbeit sich weitaus schwieriger gestaltet haben würde.
    Zum Abschluß dieser kurzen Vorrede möchte ich betonen, daß es trotz der vielfältigen merkwürdigen Berufe, Situationen oder sonstigen Umstände, in die ich im Lauf meiner Abenteuer hineingeraten bin, stets mein größter Wunsch und mein vordringlichstes Bestreben gewesen ist, ein Leben zu führen wie alle anderen menschlichen Wesen. Wenn ich in diesem Bemühen mehr als einmal versagt habe, dann trage ich keine größere Schuld als jeder andere meiner Leserschaft, der sich einer solchen einzigartig privilegierten Stellung von
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