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Diamantenschmuggel

Diamantenschmuggel

Titel: Diamantenschmuggel
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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Kristall, Gold und Silber.
    Bob beugte sich über einen Diamanten im Schaufenster. »Der Laden ist so vornehm«, sagte er grinsend, »da gibt’s nicht mal Preisschilder.«
    »Sind wir hier wirklich richtig?« Peter hatte eine skeptische Miene aufgesetzt. »Ich meine, nichts gegen Onkel Titus – ich weiß ja, er ist bestimmt sehr tüchtig –, aber ich, äh …«
    »Na los, sag’s schon. So einen Brieffreund traust du Onkel Titus nicht zu, stimmt’s?« Eine Antwort wartete Justus nicht ab. Er stieß die Tür auf und wäre beinahe mit einem dicken, rotgesichtigen Mann zusammengeprallt, der den Laden gerade verließ.
    Peter und Bob zuckten die Schultern und folgten dem Ersten Detektiv. »Könnte ich Mister Applebloome sprechen?«, hörten sie ihn zu einem elegant gekleideten Herrn sagen, der ihr Eindringen mit steinerner Miene quittierte. Peter sah zuerst an sich und dann an Bob herunter. In ihren Cordhosen und den karierten Hemden machten sie wohl kaum den Eindruck, als würden sie in einem Laden wie diesem nennenswerte Einkäufe tätigen.
    Der Verkäufer trat zwei Schritte zurück. Peter begriff. Der Ärmste, dachte er, er hat Angst vor uns!
    »Könnten wir Mr Applebloome sprechen?«, wiederholte Justus.
    Offenbar beschloss der Verkäufer, vor der Übermacht zu weichen. Jedenfalls verschwand er wortlos hinter einem Vorhang. Zwei Minuten geschah nichts. Ungeduldig trat Justus von einem Bein aufs andere. Dann erschien ein grauhaariger Mann mit einer unglaublich spitzen Nase. Dahinter tauchte der Verkäufer auf, wurde aber sogleich mit einer Handbewegung verscheucht.
    »Und was wünschen die Herrschaften?«
    Justus ließ sich von diesem Tonfall nicht aus der Fassung bringen. »Wir möchten Mr Robert Applebloome sprechen«, sagte er kurz angebunden. »Sind Sie das?«
    »Robert Applebloome? Nein, das bin ich nicht. Mein Name ist Richard Applebloome. Und was wollen die Herrschaften von meinem Vater, wenn ich fragen darf?«
    Einen Augenblick lang zögerte Justus. Dann sagte er so gespreizt wie möglich: »Ich glaube nicht, dass es sinnvoll wäre, Sie mit dieser Angelegenheit vertraut zu machen.« Bob und Peter mussten sich sehr beherrschen, um nicht loszuprusten. »Es würde vollkommen genügen, wenn Sie uns mitteilen, wo wir Ihren Herrn Vater finden.«
    Richard Applebloome musterte Justus von oben bis unten. Dann wanderte sein Blick zu Bob und Peter und wieder zurück zu Justus. »Ich müsste schon wissen, worum es geht«, verkündete er knapp. »Ich glaube nicht, dass es meinem Vater recht wäre, wenn ich jedem, der hier hereinkommt, seine Adresse gäbe.«
    Da ist was dran, musste Justus zugeben. Also erzählte er in ein paar Sätzen von Onkel Titus und den Schachfiguren.
    Die Miene von Mr Applebloome wurde etwas freundlicher. »Mein Vater lebt nicht mehr in London. Er hat sich ganz aus dem Geschäft zurückgezogen. Inzwischen wohnt er in Schottland. Einhundertfünfzig Kilometer nördlich von Edinburgh. In einem kleinen Dorf.« Applebloome lächelte schief. »Ein Jugendtraum von ihm.« Er sah Justus wieder abweisend an. »Tut mir leid für den Kunden Ihres Onkels. Ich kann nichts weiter tun.«
    »Edel, aber unfreundlich«, kommentierte Peter, nachdem sie das Geschäft verlassen hatten. »Da würde ich zu gern mal einen Blick hinter die Kulissen werfen.« Er imitierte Justus’ Tonfall bei Madame Tussaud. »Ganz nach dem Motto: Einmal Detektiv, immer Detektiv.«

Die ewigen Jagdgründe
    Eine Stunde später hatten sie Applebloome, die Schachfiguren und erst recht die gestohlenen Diamanten vollkommen vergessen. Auf einem Motorboot, das ziemlich unbescheiden auf den Namen Queen Victoria getauft war, tuckerten sie über die Themse. Ein so breiter Strom, der mitten durch eine so riesige Großstadt fließt – das kannten sie aus ihrer kalifornischen Heimat nicht. Staunend beobachteten sie das rege Treiben auf dem Wasser und die Brücken, die sich für große Schiffe öffneten.
    Als sie unter der Tower Bridge durchfuhren, ließ es Justus sich nicht nehmen, den Fremdenführer zu spielen. Im Hotel hatte er einen Aufsatz über diese Brücke gelesen und im Handumdrehen praktisch auswendig gelernt.
    »Wenn ich vorstellen darf«, sagte er im typischen Singsang vieler Fremdenführer, »eines der Wahrzeichen von London. Erbaut in acht Jahren, nämlich zwischen 1886 und 1894. Die beiden Türme an den Enden sind jeweils sechsundsechzig Meter hoch. Der Mittelteil der Tower Bridge besteht aus zwei Zugbrücken. Für Schiffe, die nicht
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