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Diamantenschmuggel

Diamantenschmuggel

Titel: Diamantenschmuggel
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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komisches Gefühl im Bauch hatte, war sofort klar, dass etwas nicht stimmte. Das komische Gefühl im Bauch war nämlich plötzlich weg, ganz einfach deshalb, weil der Holzkäfig stehen geblieben war.
    Peter hatte genauso schnell kapiert. »Endstation, alles aussteigen!«, zischte er.
    »Sehr witzig«, knurrte Bob.
    Die beiden alten Damen standen hinter dem Mann mit dem Lockenkopf und warteten, dass sich die Tür öffnete. Aber nichts geschah.
    »Wir sind hängen geblieben«, sagte der Erste Detektiv ganz nüchtern. Er tippte dem Mann auf die Schulter, der mit dem Rücken zu ihnen vor der Tür stand und sich nicht rührte. »Erlauben Sie?« Ohne eine Antwort abzuwarten, langte Justus an ihm vorbei und legte vorsichtshalber den Griff um, auf dem »Alarm Stopp« stand. Dann inspizierte er das goldglänzende Schild mit den Knöpfen für die einzelnen Etagen. Es gab kein Mikrofon, durch das man sich mit dem Hotelportier oder sonst jemandem draußen hätte verständigen können, sondern lediglich eine Alarmtaste. Justus drückte darauf. Zu hören war nichts. Er drückte wieder, aber auch diesmal blieb alles still.
    »Wir hängen fest!« Es war die Dame mit dem Stock, die diesen schrillen Schrei ausstieß. Erst jetzt schien ihr bewusst zu werden, was geschehen war. Sie wirbelte ihren Stock durch die Luft und hätte um ein Haar die Deckenbeleuchtung zertrümmert.
    Das fehlt uns gerade noch, dass wir hier im Dunkeln sitzen, dachte Justus und spürte erneut ein sonderbares Gefühl im Bauch. Angenehmer als das erste war es auch nicht. Er blickte der Dame mit dem Stock ins Gesicht. Sie war kreideweiß geworden.
    »Vorsicht, Madam«, schaltete sich Peter ein. »Bitte bleiben Sie ganz ruhig. Es kann uns gar nichts passieren.« Daheim in Rocky Beach hatte Peter Shaw den Ruf, besonders gut mit Mädchen umgehen zu können. Diese hier waren nicht mehr ganz seine Altersstufe, aber er fühlte sich trotzdem für sie zuständig. Er warf den beiden einen aufmunternden Blick zu, dann sah er sich im Fahrstuhl um. Der machte einen ebenso altertümlichen Eindruck wie das ganze Hotel, war aber wenigstens ziemlich geräumig. Wenn es länger dauern sollte, war Platz genug für jeden, um sich notfalls einfach auf den Boden zu setzen und zu warten.
    »Das Wichtigste ist, dass wir nicht abstürzen«, raunte Peter Justus ins Ohr. »Wir sind mindestens auf der Höhe des dritten Stockwerks.« Justus nickte und zwang sich, ruhig zu bleiben. Die Dame mit dem Stock lehnte sich schwer atmend gegen die Kabinenwand.
    »Bitte, bitte, reg dich nicht auf, Elizabeth«, sagte ihre Begleiterin hastig, »er fährt bestimmt gleich weiter.«
    »Woher willst du das wissen?« Elizabeth hatte die Augen halb geschlossen. Ihre Stimme zitterte.
    Justus musste ihr recht geben. Im Moment konnte kein Mensch ahnen, wann dieser verfluchte Lift sich wieder in Bewegung setzen würde. Vor allem, wenn auch das Alarmsignal defekt und bisher noch niemand auf ihr Missgeschick aufmerksam geworden war. Im nächsten Augenblick musste er verstohlen grinsen bei dem Gedanken, dass der Hotelportier sowieso erst einmal in Ruhe seinen Fünfuhrtee zu Ende trinken würde. Schließlich würden sich Engländer dabei nur sehr ungern stören lassen, jedenfalls hatte ihnen Onkel Titus das vor ihrer Abreise oft genug einreden wollen. Onkel Titus und Tante Mathilda, bei denen er in Rocky Beach lebte, mussten es ja wissen, immerhin hatten sie vor dreißig Jahren ein paar Monate in Großbritannien zugebracht.
    Justus rief sich zur Ordnung. »Bob«, sagte er und verscheuchte die Gedanken an daheim, »das ist doch etwas für dich, oder?« Er deutete mit dem Kopf zur Messingtafel. Es war wohl so gut wie ausgeschlossen, den Fahrstuhl wieder auf Trab zu bringen. Die Damen würden die Wartezeit aber bestimmt viel besser überstehen, wenn sich einer von ihnen am Schaltbrett zu schaffen machte.
    Plötzlich drehte sich der Mann zu ihnen um. Auf seiner Stirn entdeckte Justus winzige Schweißperlen, sein Gesicht war gerötet. »Hat denn niemand eine Idee?«, stieß er hervor.
    »Um Gottes willen, so unternehmen Sie doch etwas!«, drängte Elizabeth mit matter Stimme.
    »Sie ist krank«, hörte der Erste Detektiv die Schwester in sein Ohr flüstern.
    Bob beugte sich über die Etagenknöpfe.
    Elizabeth stöhnte wieder. Peter schob seinen Arm unter ihre Achsel. »Lehnen Sie sich an mich«, forderte er sie freundlich auf, während Bob den Schraubenzieher aus seiner Hosentasche zog, den er für alle Fälle immer bei
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