Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Diamantenschmuggel

Diamantenschmuggel

Titel: Diamantenschmuggel
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
Vom Netzwerk:
das Essen besser geschmeckt hätte! Er aß doch so gern, und seit er einigermaßen mit seinen Gewichtsproblemen klarkam, auch wieder mit besserem Gewissen. Es gab Aalpudding und Kartoffelpüree. Burlington schien das für eine Köstlichkeit zu halten und verspeiste seine Mahlzeit mit spürbarem Appetit. Justus hingegen fand dieses Essen fad, und als er verstohlen in die Gesichter der beiden anderen blickte, sah er, dass es Peter und Bob nicht anders erging.
    Ein Kellner brachte Kaffee und für jeden einen kleinen Teller mit verführerischen Süßigkeiten.
    »Kommen in London eigentlich Einbrüche bei Juwelieren oft vor?«, fragte Peter plötzlich.
    Der Hüne musterte Peter aufmerksam. »Warum fragst du?«, wollte er wissen.
    »Wir waren gestern bei Mr Applebloome. Entsetzlich, wenn einem plötzlich Diamanten von diesem Wert abhandenkommen.«
    Der Juwelier nickte. »Eine schlimme Sache. Aber um deine Frage zu beantworten: Häufig passiert so etwas nicht. Glücklicherweise.«
    »Was ist dieser Applebloome eigentlich für ein Mensch?«, nahm Justus den Faden auf.
    Burlington sah ihn überrascht an. Zwischen seinen Augenbrauen erschien eine steile Falte. Das Thema schien ihm wieder nicht zu behagen. »Applebloome? Was soll das schon für ein Mensch sein?« Seine Stimme war betont gelangweilt.
    Justus dachte nicht daran, lockerzulassen. Zumal ihm aufgefallen war, dass Burlington nicht einmal gefragt hatte, ob der alte oder der junge Applebloome gemeint war. Er gönnte sich eine letzte von den Naschereien, schob dann entschlossen den Teller zurück und sah seinem Gegenüber ins Gesicht. »Ich meine Robert Applebloome. Nicht Richard. Den haben wir schon kennengelernt.«
    »Schön«, erwiderte Burlington. Seine Schaufelhände spielten mit einer sehr zerbrechlich wirkenden Kaffeetasse. »Na ja, wie ich schon sagte: Er ist vielleicht nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit.«
    »Was soll das heißen?« Justus biss sich auf die Lippe. Die Frage hatte geklungen wie bei einem Verhör. Doch Burlington antwortete bereitwillig: »Applebloome war immer ein Einzelgänger. Einer, der sich am liebsten ganz allein auf den Feind stürzte, um ihm die Luft abzudrehen. Dabei war er jahrelang Vorsitzender unseres Verbandes. Unser General, gewissermaßen.«
    »War?«, fragte Peter. »Wieso war?«
    »Vor ein paar Monaten hat er plötzlich zum Rückzug geblasen. Von einem Tag auf den anderen. Und seitdem ist er nicht mehr an der Front aufgetaucht.«
    »Wir hörten, dass er sich inzwischen in Schottland aufhält«, sagte Bob.
    »Schottland?« Burlington schien ehrlich überrascht. »Ist mir neu. Soweit ich weiß, lebt er hier in London. In einem Altenheim.«
    Bob schenkte Peter ein triumphierendes Lächeln. Der setzte eine unbeteiligte Miene auf und tat so, als habe er nichts gehört oder auch nie an diese Geschichte mit Schottland geglaubt.
    Justus war froh, dass Burlington wieder zu einer unmilitärischen Sprache zurückgefunden hatte. Außerdem sah er nun doch noch eine Chance, Onkel Titus den Gefallen zu tun und die Schachfiguren zu besorgen. Gleichzeitig reizte es ihn herauszufinden, warum Richard Applebloome gelogen hatte.
    »Hier in London? Ach, das ist ja interessant«, sagte er gedehnt. »Und sein Sohn hat das Geschäft übernommen?«
    »Ganz recht.« Wieder erschien die Falte zwischen den Augenbrauen ihres Gastgebers. »Offen gestanden, mit dem Sohn haben wir Londoner Juweliere auch unsere Probleme. Zwar ganz andere als mit dem Vater, aber immerhin.«
    »Und welche?« Diesmal gab sich Justus alle Mühe, eher beiläufig zu fragen.
    »Der Junior hat so seine eigenen Regeln. Er nimmt verdammt niedrige Preise.«
    »Umso besser für die Kunden«, warf Peter ein. Ihm kam die Lady in den Sinn, deren Gatte so viel Schmuck gekauft hatte und dafür in Burlingtons Juweliergeschäft wahrscheinlich ein kleines Vermögen losgeworden war.
    Die Schaufelhände schlugen diesmal noch geräuschvoller auf den Tisch. Am Nachbartisch drehten sich ein paar Köpfe um. Einer der Herren zischte sogar leise. »Aber schlecht für uns Juweliere«, knurrte Burlington. »Er will uns Kunden klauen. So etwas endet mit Hauen und Stechen. Wenn das jeder macht, müssen wir am Ende alle dran glauben und alle verschwinden in die ewigen Jagdgründe.«
    Das mit den ewigen Jagdgründen hat es ihm angetan, dachte Justus. Er betrachtete Burlingtons Gesicht, das jetzt richtig düster aussah. Offenbar malte er sich gerade aus, wie das wäre, wenn Londons Juwelieren die Luft
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher