Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Diamantenschmuggel

Diamantenschmuggel

Titel: Diamantenschmuggel
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
Vom Netzwerk:
Kellnerin brachte den Tee. »Mein Vater muss es einfach vergessen haben. Aber jetzt ist es wieder da und alles ist in Ordnung. Die Figuren sind gut verpackt. Am besten lasst ihr sie so, wie sie jetzt sind. Okay?«
    Justus war erleichtert. Er nahm das Päckchen und steckte es in die Innentasche seines Jacketts. »Sehr nett von Ihnen, dass Sie sich so viel Mühe machen«, sagte er.
    Bobs schlechte Stimmung war noch nicht verflogen. Er warf dem Juwelier einen bösen Blick zu. »Doch, sehr freundlich. Und wie geht es Ihrem Vater in Schottland?«
    Applebloomes Mundwinkel zuckten nervös. »Ich hoffe, gut«, stotterte er.
    Justus trat Bob unterm Tisch so heftig ans Schienbein, dass der von dem Schmerz noch wütender wurde: »Ich lass mich nicht gern anschwindeln. Warum behaupten Sie, Ihr Vater lebt in Schottland, wo er sich doch hier in London in einem Altenheim aufhält?«
    Die Blässe verschwand aus dem Gesicht des Juweliers. An ihre Stelle trat ein helles Rot. Sieht wesentlich gesünder aus, dachte Peter. Einen Augenblick schien Applebloome lospoltern zu wollen, aber dann hatte er sich sogleich wieder in der Gewalt. »Es liegt nicht an mir«, erwiderte er mit leiser Stimme. »Er hat mich gebeten, überall die Geschichte mit Schottland zu erzählen. Mein Vater ist – er ist ein wenig eitel.« Applebloome unterstrich seine Worte mit lebhaften, fast übertrieben wirkenden Gesten. »Versteht ihr? Er möchte nicht zum alten Eisen gezählt werden.«
    Justus griff ein. »Schon gut, Mr Applebloome. Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Es geht uns ja auch gar nichts an.« Und dabei versetzte er Bob zur Strafe einen zweiten Tritt.
    Peter hielt es für besser, auf ein unverfänglicheres Thema zu kommen. »Gibt’s eigentlich Neuigkeiten von der Polizei?«
    Applebloome leerte seine Tasse in einem Zug. »Ihr seid ja großartig informiert«, lobte er, aber es klang ärgerlich. Überhaupt schien er nicht mehr viel Gefallen an dieser Begegnung zu finden. Kein Wunder, dachte Justus, dank Bob verläuft sie anders als geplant.
    Ein paar Sekunden lang ruhte der Blick des Juweliers auf Justus’ Jackett, und zwar dort, wohin der Erste Detektiv kurz zuvor die Schachfiguren gesteckt hatte. Fast sah es so aus, als wollte er sie zurückfordern. »Neuigkeiten? Nicht dass ich wüsste«, antwortete er kurz und bündig. »Ich rechne auch nicht mehr damit.«
    Die drei ??? sahen ihn erstaunt an, aber er zuckte bloß die Schultern und erhob sich. »Also dann«, sagte er. »Das war’s ja wohl. Grüßt mir Amerika.« Er tippte an seine Stirn, zahlte im Vorübergehen bei der Kellnerin seinen Tee und die heiße Schokolade für die Jungen und verließ das Café.
     
    In den nächsten beiden Tagen durchstreiften die drei ??? London und genossen vor allem die Fahrten in den roten Doppelstockbussen, die sie besonders ins Herz geschlossen hatten.
    Dann hieß es Abschied nehmen. Ein Minibus holte sie in aller Frühe vom Hotel Florida ab, an das sie sich richtig gewöhnt hatten und dessen Aufzug sie auch nie mehr hatte hängen lassen. Draußen deckte anhaltender Nieselregen aus einem grauen Himmel die wenigen Schönheiten der südenglischen Landschaft zu. Erst als sie in die Nähe der Küste kamen, riss die Wolkendecke ab und zu auf. »Zuhause scheint bestimmt die Sonne«, sagte Peter.
    Justus warf einen raschen Blick auf seine Uhr. »Wohl kaum. Die ist nämlich erst vor zwei Stunden untergegangen.«
    Peter schnitt eine Grimasse. Natürlich, wie immer musste Justus das letzte Wort haben. Zu dumm aber auch, dass ich die Zeitverschiebung ganz vergessen habe, ärgerte sich der Zweite Detektiv. In Dover war es kurz vor neun Uhr morgens, also zeigten die Zeiger der Uhren im nächtlichen Los Angeles jetzt auf kurz vor Mitternacht.
    Sie hatten vereinbart, dass derjenige, der zuerst das Wasser des Ärmelkanals erspähen würde, aus der Reisekasse einen halben Dollar bekommen würde. Bob gewann, denn er behauptete auf einmal, zwischen zwei geduckten Häusern hindurch Wasser gesehen zu haben. Tatsächlich hatten sie hinter der nächsten Biegung einen weiten Blick auf den Kanal. Mit ihm schoben sich die mächtigen Kreidekliffe ins Blickfeld, die an diesem Teil der Küste steil ins Meer stürzten.
    Die drei versenkten sich andächtig in diesen Anblick. »Wenn es nicht so diesig wäre«, meinte Bob, »müssten wir Frankreich sehen können.«
    »Aber nur mit sehr scharfen Augen«, erwiderte Justus. »Das ist immerhin eine Entfernung von etwas über zwanzig
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher