Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Diamantenraub

Diamantenraub

Titel: Diamantenraub
Autoren: Charlotte Link
Vom Netzwerk:
durch den Kopf, und wieder muss ich ihn enttäuschen! Wenn nur Pat und die anderen da gewesen wären. Sie hatten versprochen, ihr auf irgendeine Weise zu helfen, doch daran war jetzt nicht mehr zu denken.
    Kathrin, die die Szene aus den Augenwinkeln verfolgt hatte, sprang auf und legte den Arm um sie. »Du tust mir wirklich leid«, sagte sie scheinheilig, »jetzt geht es dir an den Kragen.«
    Erna wandte sich angewidert ab. Wie konnte Kathrin nur so boshaft sein! Es stand ihr direkt auf die Stirn geschrieben, dass jeder Anflug von Mitleid nur geheuchelt war. »Ich brauche deine falschen Beteuerungen nicht«, sagte sie mit unvermuteter Heftigkeit, »sieh lieber zu, dass es dir nicht an den Kragen geht. Oder hast du vergessen, dass wir in demselben Boot sitzen?«
    Kathrin schnappte nach Luft. Das Mädchen entwickelte ja direkt Spuren von Temperament! Noch nie zuvor hatte sie gewagt, sich gegen sie zur Wehr zu setzen. Beleidigt kehrte sie an ihren Platz zurück.
    »Bravo!« Benny und Elke, die die Auseinandersetzung beobachtet hatten, klatschten in die Hände. »Endlich hast du es unserer lieben Kathrin einmal richtig gezeigt. Komm mit, wir wollen Frau Andresen und deinen Vater suchen gehen. Vielleicht gelingt es uns, etwas von der Unterhaltung aufzuschnappen.«
    Sie hakten Erna rechts und links unter, und gemeinsam verließen sie den Raum.
    Vor Frau Andresens Tür angekommen, legte Benny beschwörend den Finger auf den Mund. »Pssst«, flüsterte er, »ich glaube, sie sind hier drinnen.« Und wirklich, es waren deutlich Stimmen zu hören.
    »Erna ist unendlich bemüht, Ihnen alles recht zu machen«, sagte Frau Andresen gerade. »Sie hängt sehr an Ihnen, und möchte Sie nicht enttäuschen. Doch leider fehlt ihr jegliche Lust am Reiten, ja, sie hat sogar Angst vor Pferden!« Und dann berichtete sie, wie Pat eines Tages den Wunsch geäußert hatte, Erna privaten Unterricht zu erteilen. »Leider hat sie nichts Genaueres darüber gesagt, auf welche Weise sie von Ernas Verzweiflung erfahren hat«, fügte sie hinzu, »doch ich vermute, dass mehr dahintersteckt, als wir wissen. Das eine steht jedoch fest: Ihre Tochter reitet einzig und allein Ihnen zuliebe. Und sie hätte viel dafür gegeben, an der heutigen Prüfung teilnehmen zu dürfen.«
    Herr Weigand schwieg. »Soll das heißen, sie hat das Reitabzeichen nicht bestanden?«
    »Sie wurde nicht einmal zum Start zugelassen«, erwiderte Frau Andresen hart. »Was sie übrigens nicht weiter gestört hätte! Erna macht sich nun einmal nichts aus Pferden, wie sollte sie da von sich aus irgendwelchen Ehrgeiz entwickeln?»
    »Aber es war ihre Idee, wieder Reitunterricht zu nehmen. Für mich war dieses Thema ja schon abgeschlossen.«
    »Das ist es ja gerade. Erna spürte Ihre Enttäuschung, und Sie gaben sich offenbar keine Mühe, sie zu verbergen.«
    Herr Weigand erhob sich und ging zum Fenster. »Das habe ich nicht geahnt«, sagte er leise. »Frau Andresen, was soll ich jetzt tun?«
    »Ermöglichen Sie ihr, all die Dinge zu tun, die sie wirklich interessieren. Vielleicht möchte sie Tennis spielen oder schwimmen. Oder auch gar keinen Sport treiben. Setzen Sie das Kind nicht so unter Druck. Übrigens könnte ich mir durchaus vorstellen, dass sie doch noch ihre Freude am Reiten entdeckt«, fügte sie mit einem Augenzwinkern hinzu. »Pat sagt, sie macht große Fortschritte an der Longe, und um ihr Pflegepferd ist sie ganz rührend bemüht.«
    In dem Moment verlor Benny, der die ganze Zeit über auf den Zehenspitzen gestanden hatte, das Gleichgewicht. Mit einer letzten verzweifelten Gebärde klammerte er sich an Elke fest und zog diese laut polternd mit sich in die Tiefe. Drinnen verstummte das Gespräch, dann wurde die Tür aufgerissen.
    »Hab ich es mir doch gedacht«, begann Frau Andresen streng. Doch als sie die drei erschreckten Augenpaare auf sich gerichtet sah, musste sie lachen. »Du kannst hereinkommen, Erna«, sagte sie, »und ihr anderen verschwindet auf der Stelle!«
    Elke und Benny schlichen zögernd davon. Zu gerne hätten sie den weiteren Verlauf der Dinge mitbekommen. Wie würde Vater Weigand seiner Tochter gegenübertreten?
    Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Bereits zehn Minuten später erschien eine strahlende Erna im Gemeinschaftsraum.
    »Mein Vater hat gesagt, dass er mich liebt«, verkündete sie überglücklich und fiel dem verblüfften Benny um den Hals. »Morgen fahren wir nach Haus, und dann muss ich niemals wieder ein Pferd besteigen!«
    »Und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher