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Diamantenraub

Diamantenraub

Titel: Diamantenraub
Autoren: Charlotte Link
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in der Eulenburg aufhielten. Doch alle Räume waren wie ausgestorben.
    »Ich habe es befürchtet«, stöhnte Tom verzweifelt, während er sich erschöpft auf einen Stuhl sinken ließ. Sie hatten das ganze Haus von oben bis unten durchkämmt, keinen Winkel und keine Nische ausgelassen, sie waren in die Zimmer der Lehrerinnen eingedrungen und immer wieder hatten sie Pats Namen gerufen ...
    »Vielleicht sind sie im ›Leuchtfeuer‹«, meinte Chris hoffnungsvoll, »Tom, bitte lass den Kopf nicht hängen, wir werden Pat schon finden!«
    Gemeinsam stapften sie zum »Leuchtfeuer« hinüber. Doch auch dort war alles still.
    »Seht mal, Niederhubers Auto ist weg!«, rief Chris und deutete auf den leeren Parkplatz vor der Haustür.
    Sie stiegen die steile Treppe ins Obergeschoss hinauf und betraten das Gästezimmer. Es war leer. Sämtliche Koffer und Taschen der Familie waren verschwunden, und auch nebenan bei Bernd war nichts zurückgelassen worden.
    »Verdammt!«, sagte Angie mit Nachdruck. »Die sind uns eindeutig durch die Lappen gegangen.«
    »Und haben Pat mitgenommen«, ergänzte Tom, »wie konnte sie nur so leichtsinnig sein!«
    Chris lief zur Tür. »Ich spanne den Schlitten ein«, rief er. »Vielleicht können wir sie noch einholen! Immerhin kommen sie bei dem Schnee nicht besonders schnell voran.«
    Mit fliegenden Fingern zogen die Kinder den braven Lukas, das Schlitten-und Kutschpferd von »Haus Leuchtfeuer« aus dem Stall. Dann verließen sie in eiligem Trab den Hof.

    Niederhubers hatten in der Tat erhebliche Schwierigkeiten, vorwärtszukommen. Immer wieder drehten die Räder in dem hohen Schnee durch, und Bernd, der hinten saß, wandte sich mehrmals nervös um.
    »Das war auf ganzer Linie eine Pleite«, schimpfte Frau Niederhuber und trommelte nervös mit den Fingern auf ihrem Sitz herum. »Ein ganz und gar trister Urlaubsort, keine Juwelen, und jetzt haben wir auch noch diese kleine Göre am Hals!«
    »Du bist schließlich auch auf dieses blöde Märchenbuch hereingefallen«, konterte ihr Mann. »Also versuch gefälligst nicht, mir die Schuld in die Schuhe zu schieben. Wenn mich nicht alles täuscht, warst du noch vor Kurzem ganz besessen von unserem Plan!«
    »So, war ich das? Aber du hast mich dazu angestiftet. Mit einem Fünkchen von Vernunft hättest du wissen müssen, dass an solchen Geschichten nichts Wahres dran sein kann.«
    »Du übertreibst, meine Liebe. Justin hat seine Frau zwar nicht eingemauert, doch er hat sie ermordet. Eigentlich sehr vernünftig von ihm. Ich würde dir raten, ab jetzt den Mund zu halten, sonst ...«
    »Was ist sonst?« In ihrer Stimme schwang plötzlich Angst mit.
    Doch Herr Niederhuber hatte sich wieder dem Weg zugewandt. Nachdem die Strecke zwischen »Haus Leuchtfeuer« und dem Dorf einigermaßen befahrbar gewesen war, stießen sie jetzt auf blankes Eis.
    »Verflucht!«, schimpfte er. »Das nächste Mal sollten wir auch unsere Flucht mit einplanen. Doch wer konnte schon ahnen, dass uns diese dämlichen Kinder in die Quere kommen würden!« Er schlug mit der Faust aufs Lenkrad. »Wenn die Göre nicht zu ihrer Prüfung erscheint, wird man anfangen, sie zu suchen.«
    »Was machen wir denn nun mit Pat?«, erkundigte sich Bernd zaghaft von hinten.
    »Woher soll ich das wissen?«, herrschte ihn seine Mutter an. »Du hast uns diesen Kindergarten aufgehalst, also überleg dir auch, wie wir ihn wieder loswerden.«
    »Aber ihr wolltet doch, dass ich ...«
    »Halt's Maul!«
    Bernd sah ein, dass es besser war, zu schweigen, den Gedanken an Pat wurde er aber nicht los. Er wusste, sein Vater konnte sehr brutal werden, wenn es darum ging, die eigene Haut zu retten - schon seit frühester Kindheit hatte er das immer wieder erlebt. Seit er denken konnte, waren seine Eltern in dunkle Geschäfte verwickelt gewesen, und mehr als einmal hatte man ihn für die eine oder andere Hilfeleistung benutzt. Dabei hatte er immer alles genau nach Anweisung erledigt, ohne genau zu wissen, welches der Hintergrund seiner Tätigkeit war. So verwunderte es ihn auch nicht weiter, als sein Vater eines Tages befahl, er solle sich mit den Kindern der Eulenburg anfreunden. Immer wieder musste er sie besuchen, um dann, in einem unbewachten Moment, die Wände nach eventuellen Hohlräumen abzuklopfen. Ein dunkles Geschäft, dachte er bei sich, eines von vielen.
    Doch dann tauchte Kathrin auf. Bis heute wusste er nicht, ob dieses Mädchen wirklich für ihn schwärmte oder nicht. Die Andeutungen der Freunde und Kathrins
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