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Diamantenraub

Diamantenraub

Titel: Diamantenraub
Autoren: Charlotte Link
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Eltern alles erzählen. Aus einiger Entfernung konnten sie beobachten, wie die Schulleiterin von Tisch zu Tisch ging und mit ihren Gästen kurz plauderte.
    »Jetzt ist sie bei meiner Mutter«, flüsterte Steffi. »Jetzt erzählt sie bestimmt alles!«
    Bedrückt nippten die beiden an ihrem Tee, auf Kuchen hatten sie schon gar keinen Appetit mehr.
    Frau Andresen kam mit raschen Schritten auf sie zu. »Ihr beide seid aber ein bisschen blass um die Nase«, stellte sie fest. »Eure Eltern haben mich schon gefragt, was denn eigentlich mit euch los ist. So still kennen sie euch gar nicht! Und selbst dein Pech in der Prüfung, Sabine, ist schließlich ...«
    »Darum geht's ja nicht«, murmelte Steffi.
    Frau Andresen lächelte. »Ach so. Tja, dann kann ich mir vielleicht doch denken, was los ist. Eure nächtliche Spritztour mit schlechtem Ausgang liegt euch im Magen ... nun, ich habe euren Eltern noch nichts gesagt. Und da ich finde, ihr seid inzwischen genug bestraft, werde ich auch davon absehen. Aber wenn so etwas noch einmal vorkommt ...« Mit dieser unausgesprochenen Drohung entfernte sie sich - Steffi und Sabine sahen einander ungläubig an.
    »Sie ist ein Schatz!«, sagte Steffi dann. Und angelte sich sogleich ein großes Stück Kuchen.
    Pats Eltern hielten währenddessen vergeblich Ausschau nach ihrer Tochter. Frau Heller, die Mutter von Angie und Diane, ging schließlich zu ihnen. Sie und ihr Mann hatte es mit einiger Mühe möglich gemacht, im Anschluss an ihren Ski-Urlaub hierherzukommen. Und nun ließen sich ihre Töchter plötzlich nicht mehr blicken.
    »Patricia wird schon wieder auftauchen«, tröstete sie. »Meine beiden sind auch fort. Sicher hecken sie wieder irgendetwas aus!«
    »Ich ärgere mich nur darüber, dass Pat nicht einmal mehr zum Springen erschienen ist«, erwiderte Frau Winkler bekümmert. »Aber das ist typisch für sie. Das Reitabzeichen hat ihr niemals besonders viel bedeutet, und Prüfungen waren ihr schon immer verhasst. Dabei hatte sie so gute Chancen!«
    Frau Heller nickte mitleidig.
    »Die Kinder sind manchmal am schwersten zu verstehen«, sagte sie, »am besten, Sie vergessen die ganze Sache, und machen sich einen schönen Nachmittag. Mein Mann und ich wollen uns jetzt die Ställe ansehen und mal unauffällig die Gören suchen. Haben Sie Lust, uns zu begleiten?«
    Ein paar Tische weiter saß Frau Andresen gemeinsam mit anderen Eltern.
    »Das Beste war aber der kleine Benny mit seiner Reitkappe!«, rief eine dicke Mutter. »Einfach entzückend! Und so tapfer! Dass er trotzdem weitergeritten ist!«
    Frau Andresen lächelte. »Unser Benny ist unverwüstlich«, sagte sie, »immer wieder gerät er in solche Situationen, aber jedes Mal hat er Glück.«
    »Oh, bitte, erzählen Sie«, prustete die Dicke und schob sich einen großen Löffel Schlagsahne in den Mund, »ich liebe solche Geschichten!« Sie gluckste vor Vergnügen. Doch noch ehe Frau Andresen beginnen konnte, wurde die Tür geöffnet und ein hoch gewachsener, sportlich aussehender Mann trat ein. Einen Moment lang blickte er sich suchend um, dann ging er zielstrebig auf Erna zu. Das Mädchen war mit einem Male totenblass geworden.
    »Vati«, stotterte sie, »was machst du denn hier?«
    Frau Andresen erkannte sofort, dass sie dem jungen Mädchen helfen musste. »Entschuldigen Sie mich bitte«, sagte sie und erhob sich.
    Die Dicke zuckte enttäuscht mit den Schultern, dann wandte sie sich wieder ihrem Teller zu.
    »Sie müssen Ernas Vater sein«, sagte Frau Andresen freundlich und schüttelte dem Neuankömmling die Hand.
    Der lächelte. »Richtig, ich bin Heinrich Weigand. Und ich bin gekommen, um meiner Tochter zu gratulieren.« Er nahm Erna in die Arme und drückte ihr einen dicken Kuss auf die Wange. »Ich bin stolz auf dich«, flüsterte er.
    Frau Andresen strich sich nervös eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Ich würde mich gerne einen Moment mit Ihnen unterhalten«, sagte sie, »nach Möglichkeit unter vier Augen.«
    Weigand blickte sie fragend an. Was hatte das zu bedeuten? Zögernd folgte er ihr zur Tür hinaus.
    Erna blieb völlig in sich zusammengesunken auf ihrem Stuhl zurück. Damit hatte sie nicht gerechnet! Zwar wusste sie, dass übermorgen der Tag der Abreise war, dass sie dann ihrem Vater die Schande irgendwie hätte beibringen müssen; doch sein Eifer, mit dem er den weiten Weg nicht gescheut hatte, um ihr nach bestandener Prüfung zu gratulieren, verschlimmerte die Sache ganz erheblich. Wie früher, ging es ihr
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