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Diamantenraub

Diamantenraub

Titel: Diamantenraub
Autoren: Charlotte Link
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der Wald müsse nun zu Ende sein, doch dann tauchten neue Büsche und Bäume vor ihr auf. Plötzlich stolperte sie über einen Baumstumpf. Und mit voller Wucht stürzte sie zu Boden. Sofort rann warmes Blut über ihr Knie.
    Ich muss weiter, dachte Pat verbissen, wenn ich jetzt schlappmache, bin ich verloren! Sie erhob sich mühsam und versuchte, einen Schritt vorwärtszumachen. Doch die Schmerzen waren beinahe unerträglich. Mit einem leisen Stöhnen sank sie wieder in sich zusammen. Schon vernahm sie lautes Ästeknacken hinter sich, und als sie aufblickte, sah sie in das wutverzerrte Gesicht ihres Entführers.
    »Hab ich dich gekriegt, du kleine Ratte«, zischte er. »Du hast wohl gedacht, mich reinlegen zu können, wie? Eigentlich sollte ich ...« Er brach abrupt ab und zog Pat in die Höhe. »Du wirst jetzt ganz artig sein und mit mir zum Auto zurückkehren, hast du mich verstanden?«
    »Ja«, antwortete Pat, keuchend vor Angst und Schmerzen. Herr Niederhuber presste die Messerspitze dicht an ihren Rücken.
    »Los, zurück!«, kommandierte er.
    Endlich, nach ewig langer Zeit, so erschien es Pat, betraten sie wieder den hell erleuchteten Parkplatz. Sofort eilte ein Tankwart auf sie zu.
    »Wie ich sehe, haben Sie Ihre Tochter gefunden«, sagte er erleichtert und blickte Pat mitleidig an.
    Das Mädchen sah wirklich erbärmlich aus. Die Haare hingen wirr in das verängstigte Gesicht, die Arme waren verkratzt, und aus der Wunde am Knie rann dickes, dunkles Blut. »Wir müssen die Kleine erst mal verarzten«, fuhr er freundlich fort, »warum ist sie denn davongelaufen?«
    »Oh, Patricia tut das öfters. So eine Art Krankheit, wissen Sie? Verfolgungswahn!»
    »Ach, und das schon in dem Alter?« Er warf Herrn Niederhuber einen prüfenden Blick zu.
    »Wir müssen jetzt leider weiter«, sagte dieser hastig, »meine Frau wird sich unterwegs um das Kind kümmern.«
    »Ich glaube kaum, dass Sie weiterfahren werden«, sagte plötzlich eine tiefe Stimme von hinten.
    Herr Niederhuber fuhr herum und blickte in das Gesicht eines Polizisten. »Das Spiel ist aus, Herr ... Wie soll ich Sie nennen? Müller, Meier? Sie pflegen doch in regelmäßigen Abständen Ihren Namen zu ändern!«
    Herr Niederhuber wurde totenblass, doch der Polizist fuhr ungerührt fort.
    »Mehrere Einbrüche, Diebstähle, Banküberfälle und jetzt noch eine Entführung - das bedeutet ein paar Jahre hinter Gittern. Keine sehr rosigen Zukunftsaussichten.«
    »Wie haben Sie mich gefunden?«, fragte Herr Niederhuber jetzt mit ganz kleiner Stimme. Auf einmal wirkte er gar nicht mehr gefährlich.
    »Nun, eigentlich haben wir das diesem Mann zu verdanken«, antwortete der Polizist und wies auf den Tankwart. »Nachdem Frau Andresen uns benachrichtigt hatte, dass Patricia Winkler entführt worden sei, und zwar vermutlich von Ihnen, schickten wir sofort eine Fahndungsmeldung über alle Rundfunksender. Daraufhin erkannte man hier Ihre Autonummer und rief uns an. Vielleicht wären Sie doch besser bei Ihren Einbrüchen geblieben. Eine Entführung ist einfach zu hoch für Sie!«
    Er nahm mit geübtem Griff den Arm des Verbrechers, und zu dritt kehrten sie zu den anderen zurück. Dort wartete bereits ein großes Polizeiaufgebot.
    Mittendrin stand Bernd und blickte ihnen aus gleichgültigen Augen entgegen, seine Mutter zeterte.
    »Ich wusste, dass uns die Göre das Genick brechen würde, wenn ich sie irgendwann zwischen die Finger kriege, dann ...«
    Ein Polizist öffnete die Tür eines der herumstehenden Streifenwagen. »Keine Sorge, Frau Niederhuber«, sagte er, »die Gelegenheit werden Sie in den nächsten Jahren mit Sicherheit nicht haben. Und nun, bitte alle einsteigen!«
    Er wechselte noch einige Worte mit seinen Kollegen, dann brausten sie davon. Pat blickte ihnen benommen hinterher. Da fuhren sie nun, Bernd und seine Eltern. Ganz plötzlich, so wie er begonnen hatte, war der Spuk vorüber. Und nie wieder in ihrem Leben würde sie etwas mit diesen gemeinen Niederhubers zu tun haben müssen!
    Der Polizist sah sie freundlich an. »Ich bringe dich jetzt zur Eulenburg zurück«, sagte er, »und unterwegs erzählst du mir alles noch mal ganz von Anfang an. Natürlich nur, wenn du dich kräftig genug fühlst.«
    Pat lächelte. Und ob sie sich kräftig fühlte! Es war ihr, als sei ein schrecklicher Albtraum zu Ende gegangen, da konnten ihr selbst ein blutendes Knie und ein schmerzender Kopf nichts anhaben.
    »Halt«, sagte der Polizist, als sie gerade in den Wagen klettern
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