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Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Titel: Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)
Autoren: Barb Hendee , J. C. Hendee
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spürte ihre Erschöpfung wie ein schweres Gewicht, als sie auf die ersten Zeilen sah. Sich in fünf Ecken zu verstecken, den Ankern inmitten der Existenz, die einst unter der Leere lebten.
    Es waren nicht nur Richtungen, und nun wusste sie, warum sich die Kinder »getrennt« hatten.
    Wynn sank neben Schatten auf die Bettkante und begann zu weinen.
    Chane kniete vor ihr, Sorge stand in seinem blassen Gesicht. Er berührte ihre Hände, die noch immer das Blatt hielten.
    »Was ist los?«, fragte er.
    Sie konnte nicht noch so eine Bürde auf sich nehmen. Das Gewicht erdrückte sie.
    »Fünf … nicht eine«, antwortete sie schwach. »Nicht nur Ziele … es gibt fünf Kugeln.«
    Falten bildeten sich in Chanes Stirn. Vorsichtig zog er das Blatt aus Wynns Fingern und las.
    »Was hat es mit ihnen auf sich?«, fragte er schließlich. »Welchen Zweck erfüllen sie?«
    Wynn schüttelte langsam den Kopf – darauf wusste sie keine Antwort. Die Kugeln mussten etwas sein, das der alte Feind einst begehrt und vielleicht benutzt hatte, während des großen Krieges oder vorher. Allein die letzte Zeile ergab einen Sinn, wobei ihr Ende allerdings eine neue Bedeutung gewann.
    In den Tiefen des Berges unter dem Sitz eines Herren Gesang.
    Il’Sänke hatte bei seinen Nachforschungen herausgefunden, dass sich das altsumanische Wort für »Sitz« mit »Seatt« übersetzen ließ. Und mit »eines Herren Gesang« war altsumanisches Geheul für ein Stammesoberhaupt gemeint. Doch die schriftliche Bedeutung dieses Wortes unterschied sich von der ausgesprochenen. Sprach man es aus, so nannte es den Namen eines verlorenen Ortes.
    In den Tiefen des Berges unter … Bäalâle Seatt.
    Eine weitere Verbindung, die Wynn zu jenem Ort zog, wo Thallûhearags Verrat unzählige Leben ausgelöscht hatte. Unter einem vor langer Zeit verlorenen Seatt lag eine weitere Kugel, jene vom »Berg«, die der Erde.
    Schatten richtete sich auf und knurrte. Wynn hob müde die Hand, um die Hündin zu beruhigen.
    Die steinerne Wand neben der Tür wölbte sich nach vorn.
    »Chane!«
    Wynn wollte vom Bett springen, zum Stab in der Ecke. Ein einziger Gedanke heulte in ihrem Kopf: Dies kann nicht sein!
    Eine dunkle Gestalt bildete sich, und Chane schob Wynn zum Kopfende des Bettes. Er riss sein beschädigtes Schwert aus der Scheide, und Schatten sprang übers Fußende des Bettes, wandte sich dem Eindringling von der anderen Seite zu.
    Wynn stand dicht hinter Chane, bereit dazu, ihn beiseitezustoßen. Aber dann zögerte sie und riss verblüfft die Augen auf.
    Nicht der Wrait kam aus der Wand, sondern Erz-Locken.
    Er trug einen dunklen Umhang und ein schlichtes schwarzes Panzerhemd ohne Schuppen mit stählernen Spitzen. Vorn an seinem Gürtel steckten zwei Kampfdolche mit breiten Klingen am Gürtel.
    Wynn dachte daran, ihn fortzuschicken und die Gilde zu alarmieren, doch dann bemerkte sie, was der Zwerg in den Händen hielt.
    Das eine Schwert war lang und schmal, das andere kurz und breit. Beide Klingen hatten den grauen Glanz besten Zwergenstahls. Wynn wusste sofort, wo sie die Schwerter schon einmal gesehen hatte: in Splitters Schmiede.
    »Warum seid Ihr hier?«, krächzte Chane, und Wynn stellte fest, dass er die höfliche Anrede benutzte.
    Er richtete sein Schwert, dem die Spitze fehlte, auf Erz-Locken, als der Zwerg die längere Klinge hob. Ruckartig streckte der Steingänger den Arm und öffnete die Hand im letzten Moment.
    Das Schwert fiel vor Chanes Füßen auf den Boden.
    »Was bedeutet das?«, fragte Chane.
    »Dies ist mein Angebot zu unserem Handel«, knurrte Erz-Locken und sah Wynn an. »Ich kenne Euer nächstes Reiseziel und begleite Euch.«
    Es verschlug Wynn die Sprache. Irgendwie hatte Erz-Locken erfahren, was sie plante. Sie wollte nach Bäalâle Seatt. Und dieser Verehrer des schlimmsten Verräters beabsichtigte, sie zu den Knochen seines verdammten Vorfahren zu begleiten.
    Wynn stand da und starrte in Erz-Lockens schwarze Augen.

Epilog
    Dunkelheit … Erwachen … Dämmern …
    Das eine folgte dem anderen. Am liebsten hätte Sau’ilahk sein Entsetzen über den zweiten Tod aus sich herausgeheult.
    Wieso existierte er noch?
    Über tausend Jahre waren seit seinem ersten Tod und dem damit einhergehenden Schmerz vergangen. Er war dazu verdammt, für immer ohne Körper zu sein, und ohne Schönheit. Die Erinnerung daran nahm ihm die Erleichterung über das Erwachen.
    Tod ist keine Strafe, nicht genug.
    Furcht erfasste Sau’ilahk, als er die Präsenz des Geliebten
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