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Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Titel: Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)
Autoren: Barb Hendee , J. C. Hendee
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Anweisung hinterlassen, ihr das Päckchen auszuhändigen, wenn sie heimkehrte. Sie entfaltete das Blatt und erkannte sofort il’Sänkes Handschrift.
    Die Kinder in zwanzig und sechs Stufen versuchen, sich in fünf Ecken zu verstecken,
    Den Ankern inmitten der Existenz, die einst unter der Leere lebten.
    Einer um zu verdorren den Baum von den Wurzeln bis zu den Blättern,
    Hingelegt wo eine verfluchte Sonne den Boden bricht.
    Das, was eine Flamme in Kälte und Dunkelheit erstickt,
    Sitzt allein auf dem Wasser, das nie fließt.
    Der Leidliche, den Wind wie einen letzten Atem genommen,
    Sank und schmollte im Seichten, das auch ertränken kann.
    Die Welle in ewigem Durst schluckend, nahm der vierte
    Zuflucht in erhabenem und weinendem Stein.
    Aber der letzte, der seinesgleichen verschlingt, kam vom Wege ab,
    In den Tiefen des Berges unter dem Sitz eines Herren Gesang.
    Wynn erkannte einige Worte und Wendungen, empfand den Text jedoch als überwältigend, obwohl sich ihr sein tieferer Sinn nicht erschloss. Mit sumanischer Poesie kannte sie sich nicht aus, und erst recht nicht mit ihren alten Formen. Von der Struktur war in der Übersetzung vermutlich nicht viel übrig geblieben.
    »Dies hier … und hier«, sagte Chane und deutete auf das Blatt. »Die Worte ähneln den von dir übersetzten Sätzen.«
    Wynn hatte gar nicht gemerkt, dass er über ihre Schulter hinweg mitgelesen hatte.
    Im Vergleich mit ihren Arbeiten, ob korrekt oder nicht, hatte il’Sänke mehr herausgefunden. Wynn musste in ihren Tagebüchern nachsehen, aber bei diesem Text schien es sich um eine Übersetzung der Zeichenfolgen zu handeln, die sie aus Chanes Schriftrolle kopiert hatte. Il’Sänke schien hart gearbeitet zu haben, um den Rest fertigzustellen, bevor er Calm Seatt verließ.
    »Die Ewigen mögen dich segnen!«, hauchte Wynn.
    Nach all dem, was sie durchgemacht und angerichtet hatte, brauchte sie dringend etwas, das sie verwenden konnte, das ihre nächsten Schritte lenkte. Bestimmte Worte auf dem Blatt weckten ihre Aufmerksamkeit. Sie waren wie Ameisen, die durch ihren Kopf krabbelten, auf der Suche nach etwas, das sie vergessen hatte …
    Es befand sich direkt vor ihr – etwas, gegen das sich ihr Unterbewusstsein gesträubt hatte.
    »Was sind die fünf Ecken?«, fragte Chane. »Der Begriff steht mit den dreizehn Kindern in Zusammenhang. Du hast mir gesagt, dass sie sich getrennt haben. Und hier ist die Rede von Ecken.«
    »Richtungen«, sagte Wynn geistesabwesend.
    Chane schwieg eine Zeit lang.
    »Warum?«, fragte er. »Die weiße Untote und ihre Gefährten brachten die Kugel zu den Pockenhöhen. Wohin gingen die anderen? Ich weiß nicht einmal, welche dieser unsinnigen Zeilen sich auf sie und jenen Ort beziehen.«
    Wynn las den Text noch einmal.
    … nahm der vierte Zuflucht in erhabenem und weinendem Stein.
    Bedeutete »erhaben« so viel wie »ehrenwert«? Und waren mit »weinendem Stein« feuchte Felswände gemeint – wie in unterirdischen Höhlen – oder die Kalksteinkrusten auf den Leichen der ehrenwerten Toten? Handelte es sich um einen Hinweis auf die Unterwelt der Steingänger? Dann erinnerte sich Wynn an Leesils Bericht von den Ereignissen in der Höhle mit der Kugel.
    Über den geschmolzenen Tiefen hatte die Kugel geruht. Aufsteigende Hitze hatte jene Höhle so sehr erwärmt, dass Schnee und Eis schmolzen, mit dem Ergebnis, dass die Wände »weinten«, weil Schmelzwasser über sie rann. Als Magiere die Kugel unabsichtlich geöffnet hatte, war alle Nässe in der Kaverne in ihr brennendes Licht geregnet – so hatte Leesil es beschrieben.
    Bezog sich »erhaben« vielleicht auf einen hohen Ort?
    Aber was bedeutete … die Welle in ewigem Durst schluckend … ?
    Wynn sah erneut auf den Text hinab und achtete dabei vor allem auf die Substantive. Unter ihnen waren fünf, die sie an einen bestimmten Vortrag des Domins bei einem Seminar erinnerten.
    Jedes Element manifestierte sich auf drei verschiedene Arten, entsprechend den drei Aspekten der Existenz. Der Geist war auch als Essenz bekannt und …
    Baum … Flamme … Wind … Welle … Berg …
    Dies waren fünf Orte , beschrieben durch Anspielungen auf die Elemente. Das vierte Wort gab Wynn noch immer zu denken.
    Die Welle schlucken … so wie die Kugel in der Höhle die Feuchtigkeit geschluckt hatte.
    Sie verband die physischen Aspekte im Text mit den betreffenden geistigen und intellektuellen Begriffen für die Elemente.
    Geist … Feuer … Luft … Wasser … Erde …
    Wynn
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