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Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Titel: Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)
Autoren: Barb Hendee , J. C. Hendee
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Seine laute Stimme hallte durch den Tunnel. »Verlasst den Seatt und kehrt nicht zurück!«
    Sein Gebaren traf Wynn noch härter als die Worte. Sie hatte den Steingängern dabei geholfen, den Wrait zu besiegen, und dies war der Dank? Aber was sollte sie erwarten angesichts des Schadens, der auch durch ihre Schuld angerichtet worden war? Vermutlich würde sie die Texte nie wiedersehen.
    Taubheit erfasste sie.
    Es dauerte nicht mehr lange bis zur Morgendämmerung. Chane und Schatten warteten. Und es galt, Vorbereitungen zu treffen. Noch mehr Geheimnisse als bisher mussten gelüftet werden.
    Asche-Splitter drehte sich um. »Kümmert euch um die ehrenwerten Toten«, sagte er zu den anderen. »Bringt Frieden in ihre Ruhe zurück.«
    Er sah nicht zurück, als er in den Stein der Tunnelwand trat. Die anderen Steingänger folgten ihm, bis auf einen.
    Erz-Locken stand hinter Chuillyon, den Blick auf Wynn gerichtet. Dann verschwand auch er im Stein.
    Wynn blieb allein mit dem großen, sonderbaren Elfen zurück, der wortlos auf sie zutrat.
    Sie blieb stehen und wartete auf neue Halbwahrheiten von ihm. Müdigkeit und Enttäuschung lasteten schwer auf ihr. Sie hatten einen Sieg errungen, ja, und trotzdem war alles für sie verloren. Selbst dieser letzte Moment war zu schnell vorübergegangen.
    Chuillyon ging an ihr vorbei durch den Tunnel, in Richtung Meer.
    »Kommt Ihr mit?«, fragte er.
    Wynn hob ihren Kaltlampen-Kristall auf und folgte dem Elfen.

24
    Ein ganzer Tag verging, und eine neue Nacht begann.
    Wynn ging über die Landungsbrücke eines numanischen Zweimasters, der im Hafen von Meerseite angelegt hatte. Bei Morgengrauen würde das Schiff in See stechen und um die Landzunge unter Dhredze Seatt zur Beranlômr-Bucht segeln, für die kurze Reise nach Calm Seatt. Wynn trug drei Rucksäcke und stellte sie dicht bei der Reling ab.
    Es war viel geschehen, seit sie die Gilde verlassen hatte. Erinnerungen daran zogen durch ihr müdes Bewusstsein, und sie versuchte, sie beiseitezuschieben, Sorgen, Geheimnisse und Schuld für eine Weile zu vergessen. Doch immer wieder kehrten ihre Gedanken zum letzten Morgen zurück.
    Nass und erschöpft waren sie kurz vor dem Morgengrauen aus dem Tunnel gewankt. Chuillyon bot ihnen eine Passage nach Calm Seatt an. Offenbar war nur er bereit anzuerkennen, dass Chanes Flucht der Herzogin das Leben gerettet hatte. Und dass Wynn einen wichtigen, wenn nicht den wichtigsten, Beitrag dabei geleistet hatte, den Sieg über den Wrait zu erringen.
    Am Horizont zeigte sich schon das erste Licht des neuen Tages, als sie über die felsige Küste zum Hafen eilten.
    Wynn war zu einer weiteren Lüge gezwungen gewesen, als sie Tristan gebeten hatte, mit dem Schiff noch einen Tag zu warten. Sie musste Chane so schnell wie möglich an einem sicheren Ort unterbringen, wo er vor dem Tageslicht geschützt war, und außerdem gab es das Problem der Nahrung für ihn. Eine Seereise tagsüber unter Deck kam noch nicht infrage, und Wynn benutzte die gleiche Ausrede wie beim Kutscher des Karrens, der sie nach Dhredze Seatt mitgenommen hatte: Sie behauptete, Chane litte an einer Hautkrankheit und könne kein Licht vertragen.
    Niemand zog ihre Erklärung in Zweifel. Der Hauptmann akzeptierte sie mit einem Nicken, und die Herzogin ging wortlos zum Schiff.
    Sie suchten das Gasthaus auf, in dem Chane während Schattens Suche nach dem Meerestunnel gewohnt hatte. Im Zimmer angelangt brach er fast zusammen und sank ins Dämmern, gerade bevor die Sonne aufging. Wynn verschob die Absicht, für ihn nach Blut zu suchen, auf später und fiel selbst in einen tiefen Schlaf.
    Als sie am Abend erwacht war, hatte sie die Tür von Chanes Zimmer vorsichtig einen Spaltbreit geöffnet und festgestellt, dass er bereits auf den Beinen war und seinen Mantel trug, die Kapuze über den Kopf gezogen.
    »Was hast du vor?«, fragte sie.
    »Ich … brauche ein neues Hemd und … einige andere Dinge.«
    Wynn wusste es besser, und ihr war auch klar, dass er nicht gern darüber sprach, aber sie wollte es nicht einfach dabei belassen.
    »Ich kann dir Blut holen«, sagte sie, als wäre das die normalste Sache auf der Welt. »Vielleicht gibt es hier irgendwo einen Kühlraum oder ein Schlachthaus, wo das Fleisch lagert, bevor man es zum Markt bringt.«
    »Nein«, sagte Chane. »Ich kümmere mich selbst darum. Wir treffen uns auf dem Schiff.«
    »Gib mir einen Moment, damit ich mich anziehen kann. Ich begleite dich.«
    Er trat aus dem Zimmer und schloss die
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