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Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Titel: Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)
Autoren: Barb Hendee , J. C. Hendee
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Tür.
    »Chane, warte!«
    Als Wynn den Schankraum erreichte und mit Schatten nach draußen trat, war Chane bereits fort.
    Es ging ihm sehr schlecht. Nach dem Aufbrechen der vielen Gitter im Tunnel hatte sie Hunger in seinem Gesicht gesehen, und anschließend war es noch schlimmer geworden. Mehr als einmal war es zwischen ihm und dem Wrait zu einer Konfrontation gekommen, und dabei hatte er Verletzungen erlitten, die niemand sehen konnte, und die niemand außer ihm überlebt hätte. Und das alles mit der einen Schale Ziegenblut, die sie ihm in Buchtseite gekauft hatte.
    Es war ihm peinlich gewesen, erinnerte sich Wynn. Und vielleicht hatte er sich auch geärgert.
    Jetzt wollte er zu einem Schlachter und sich frisches Blut beschaffen. Sie verstand seine Bedürfnisse, kehrte in ihr Zimmer zurück und packte ihre Sachen. Chane würde später zu ihr zurückkehren. Er kehrte immer zurück.
    Jetzt, an Bord des Schiffes, tappte Schatten übers Deck. Wynn folgte ihr und bemerkte Hauptmann Tristan an der vorderen, dem Hafen zugewandten Reling. Zuerst dachte sie, sein Blick gelte ihr, doch er reichte an ihr vorbei. Wynn drehte den Kopf, um festzustellen, wohin er sah.
    Die Herzogin stand beim Heck, und so wie Schultern und Kopf geneigt waren … Offenbar schaute sie an der südlichen Spitze der Insel Wrêdelųd vorbei aufs offene Meer.
    Wynn beugte sich über die Reling und hielt nach Chane Ausschau, sah jedoch keine großen Menschen bei den Anlegestellen. Ihr blieb nur die Gesellschaft von Schatten, und ob sie wollte oder nicht: Immer wieder wanderte ihr Blick zur Herzogin. Es war vermutlich keine gute Idee, aber sie ging nach achtern und wurde langsamer, als sie sich Reine näherte.
    »Darf ich?«, fragte sie.
    Die Herzogin gab keine Antwort und drehte sich nicht um. Wynn setzte sich auf eine nahe Kiste. Reine trug keinen Mantel, und leichter Wind zupfte an den Strähnen ihres kastanienbraunen Haars. Ihr Gesicht, von der Seite betrachtet, wirkte leer.
    »Was ist mit dem Prinzen passiert?«, fragte Wynn plötzlich.
    Es mochte unverschämt sein, zumal sie an seinem Verlust nicht ganz unschuldig war, aber sie konnte nicht anders. Wynn wusste bereits zu viel, so weit es die Herzogin und ihre Familie betraf. Doch ihre Überlegungen und Vermutungen in Hinsicht auf den jüngsten Âreskynna brauchten Bestätigung.
    »Er kehrte heim«, flüsterte Reine.
    Es war keine richtige Antwort. Wynn wartete.
    »Hast du dich nie gefragt, woher ich deine Premin kenne?«, fragte Reine.
    Der plötzliche Themawechsel verwunderte Wynn zuerst. »Die Königlichen unterhielten immer enge Beziehungen zur Gilde.«
    »Engere, als du ahnst«, sagte Reine, und leiser Spott stahl sich in ihre Stimme. »Ich habe sie gebeten, gewisse Nachforschungen anzustellen, in Hinsicht auf meine neue Familie. Es ging mir um … etwas Konkreteres als nur Gerüchte. Die Âreskynna hatten mir erzählt, was sie wussten, aber das genügte mir nicht – es war nicht annähernd genug. Deshalb wandte ich mich an die Gilde.«
    Wynns Finger schlossen sich fest um den Rand der Kiste.
    »Ich habe nicht mehr erfahren, als die königliche Familie bereits wusste«, fuhr die Herzogin leise fort. »Lady Tärtgyth, deine Premin, fand nur einige vage Hinweise darauf, dass eine Heirat zwischen einem ›Herrn der Wellen‹ und einer vergessenen Vorfahrin von König Hräthgar arrangiert wurde.«
    Wynn begann sofort damit, Vermutungen anzustellen.
    »Kennst du den Namen?«, fragte die Herzogin.
    »Ja. Hräthgar hat angeblich die zerstrittenen Territorien der späteren Numanischen Länder vereint. Es heißt, er wurde der Gründer und erster König von Malourné. Jenes Ereignis markiert den Beginn der Gemeinsamen Ära, worauf unser Kalender basiert, der von Lhoin’na stammt. Wann lebte diese Vorfahrin, die einen …«
    »Die einen Herrn der Wellen heiratete?«, beendete Reine den Satz. »Eine sehr verschleierte Bezeichnung für einen Dunidæ, selbst aus heutiger Sicht.«
    Diese rätselhaften Worte, mit einer gewissen Bitterkeit gesprochen, erforderten keine Antwort. Nicht einmal Wynn hatte den Ursprung des Namens Âreskynna, »mit den Wellen des Ozeans verwandt«, gekannt. Nicht bis sie Freädherich gesehen hatte.
    »Niemand weiß, wann diese Vorfahrin gelebt hat«, fuhr Reine fort. »Vielleicht in der Zeit, die ihr Weisen ›die Verlorene‹ nennt, während oder vor dem Krieg. Wer auch immer sie gewesen sein mag: Ich bemitleide sie und bedauere, dass sie für ein solches Bündnis benutzt wurde.
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