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Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Titel: Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)
Autoren: Barb Hendee , J. C. Hendee
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Und gleichzeitig hasse ich sie, für das Vermächtnis, das sie Frey hinterließ.«
    Wynn verstand das Mitleid, aber der Hass nützte überhaupt nichts.
    »So gebildet du auch sein magst, so viel du auch wissen magst, dies kannst du nicht verstehen«, fügte Reine hinzu.
    O doch, Wynn konnte es verstehen, aber darauf wies sie die Herzogin nicht hin. Sie hatte drei Freunde verloren, jeder von ihnen mit der Bürde eines Vermächtnisses belastet, um das niemand gebeten hatte. Aber sie fragte sich auch …
    Warum schien das Einzigartige auf der Welt immer besonders zu leiden?
    »Aber …«, begann sie und zögerte. »Warum Frey? Oder leiden auch andere Mitglieder der königlichen Familie an dieser … Krankheit?«
    Reine schloss beide Hände um die Reling und atmete tief durch.
    »Sie alle leiden, aber in jeder Generation gibt es eine Person, bei der es besonders schlimm wird. Die es besonders deutlich fühlt … und die nicht den Thron erben darf. Weißt du von Hrädwyn, König Leofwins Schwester?«
    Wynn nickte. »Ja, sie wurde krank und starb in jungen Jahren.«
    »Nein!«, sagte Reine scharf. »Sie ertrank in jenem Becken, nach neun Jahren der Gefangenschaft.«
    Wynn sah übers offene Meer, und plötzlich war ihr so kalt wie am Morgen beim Verlassen des Tunnels. Vor dem inneren Auge sah sie das bleiche, verzweifelte Gesicht eines Prinzen.
    »Ohne Heimat, ohne festen Halt«, fuhr Reine fort. »Frey fühlte sich an Land immer unwohler, und seine Sehnsucht nach dem Meer wuchs. Bei ihm wurde die Verzweiflung größer als bei den anderen. Die Flut begann ihn zu verändern. Als er in jener Nacht aus dem Boot verschwand … Ich dachte, er wäre ertrunken. Etwas veranlasste ihn, zum Ufer zurückzukehren, und dort fand ihn Hammer-Hirsch.«
    Wynn beobachtete Reine und begriff, warum Frey gegen sein Vermächtnis angekämpft hatte und zurückgekehrt war.
    »Kurze Zeit später kam Asche-Splitter zu mir«, sagte Reine. »Selbst Freys verstorbene Tante war nicht die erste Âreskynna, die die Steingänger bei sich aufgenommen hatten, aber niemand vor Frey überlebte lange genug, jene Höhle wieder zu verlassen. Während die Betroffenen lebten, erfüllten sie ihren Zweck, indem sie das alte, mit Blut besiegelte Bündnis bestätigten! Während der Flut, insbesondere bei der höchsten, blieb ich bei Frey. Ich wäre länger bei ihm geblieben, doch es galt zu vermeiden, dass meine Abwesenheit noch mehr Argwohn auf die königliche Familie lenkte. Und jedes Jahr wurden Freys Veränderungen schlimmer, bevor sie schließlich wieder zurückgingen.«
    Reine drehte sich um und sah Wynn an.
    »Die Angst vor dem Wrait und das Beharren der Dunidæ ließen die Veränderungen diesmal so stark werden, dass es kein Zurück mehr gab.«
    Reines Stimme brach. Tränen strömten ihr übers Gesicht und schienen gar nicht zu dem Zorn in ihren Augen zu passen.
    Wynn saß stumm auf der Kiste und dachte an Mischlinge. So selten und einzigartig sie auch sein mochten, ihr eigenes Leben war voll davon. Alles war in dieser Generation geschehen, nach einem Jahrtausend, in diesen Tagen.
    Magiere: halb Mensch und halb Vampir, würden einige sagen, obwohl es nicht ganz stimmte.
    Leesil: halb Mensch und halb Elf, ein Wanderer außerhalb beider Völker.
    Chap: zum Teil ein Feenwesen, obgleich körperlich ein reinblütiger Majay-hì, aus der Ewigkeit verstoßen.
    Und Schatten: Tochter eines feengeborenen Vaters und einer Majay-hì.
    Und ein Prinz aus Wynns Heimatland, jemand, den alle für tot gehalten hatten.
    Warum ausgerechnet jetzt? Was bedeutete es? Und wie viel Leid hatte sie der zuletzt genannten Person gebracht?
    »Es tut mir leid«, flüsterte sie.
    Reine blickte wieder übers Meer und ließ sich vom Wind die Tränen trocknen.
    »Was nun, Weise?«, fragte sie. »Für einen solchen Preis … Was hast du gewonnen?«
    Wie sollte Wynn darauf antworten? Sie fühlte sich von zahlreichen Fragen überwältigt, die Geheimnisse und alte Mythen betrafen. Ein Ort auf der Welt war, obwohl vor aller Augen, über Jahrhunderte hinweg verborgen gewesen. Ein anderer war verloren und vergessen. Und ein Verräter, an den sich nur einige wenige widerwillig erinnerten, hatte einen Verehrer unter den Hütern der ehrenwerten Toten gefunden.
    Die Erste Lichtung … Bäalâle Seatt … Thallûhearag … Erz-Locken.
    »Schwer zu sagen«, antwortete Wynn schließlich. »Ich brauche weitere Antworten.«
    Und sie musste sie ohne die Texte finden.
    Reine schüttelte den Kopf. »In den wenigen
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