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Deutsche Geschichte Von 1815-1870

Titel: Deutsche Geschichte Von 1815-1870
Autoren: Luise Buechner
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ihm derselbe den Besitz von Schleswig-Holstein, sodann wurde die Auflösung des Bundes definitiv ausgesprochen. Weitere Bestimmungen betrafen die Anerkennung eines engeren Bundesverhältnisses, unter Preußen's Leitung mit dem Ausschlusse Oestreich's, sowie auch der im Norden vorzunehmenden Territorialveränderungen, da die Fürsten von Hannover und Kurhessen ihrer Länder durch Preußen's Eroberung verlustig gehen mußten. Endlich versprach Oestreich, einer späteren Verständigung Preußen's mit den süddeutschen Staaten nichts in den Weg legen zu wollen und eine Kriegsentschädigung von 20 Millionen Thalern zu zahlen. –
    Daran reihten sich die Friedensschlüsse mit den einzelnen kleineren Staaten, wobei Baden, Würtemberg und Hessen die Verwandtschaft mit Preußen und Rußland zu Gute kam. Der
Main
sollte fortan die Gränze bilden zwischen den Ländern des preußischen Nordbundes und den südlichen mit ihm verbündeten Staaten. Es war ein Meisterstreich, daß diese Gränzlinie das Großherzogthum Hessen in zwei Theile spaltete, denn so mußte die Mainlinie mit der Zeit die Lücke werden, durch die der Nordbund weiter vordringen konnte. Hier war der Durchgangspunkt zu einem zukünftigen Einheitsbande zwischen Nord und Süd gegeben, aber daß dieses nicht sogleich geschaffen wurde, daß Preußen hier auf halbem Wege stehen blieb, erregte in Süd-Deutschland vielfach Mißstimmung. Graf Bismarck jedoch, dies erfuhr man später, war so weit gegangen, als es ihm irgend möglich war. Frankreich hatte bei allen Abmachungen die Hand im Spiele gehabt und nur durch die rascheste Abwicklung und Consolidirung des Ganzen konnte man sich überhaupt vor seinen wachsenden Ansprüchen schützen. Noch nachträglich hoffte, als der Friede schon unterzeichnet war, der schlaue
Benedetti
im Auftrag seiner Regierung noch einen Lohn zu fischen, indem er anfragte, ob denn Frankreich nicht wenigstens auf eine Verbesserung seiner Rheingränze zu hoffen habe, was Bismarck entschieden verneinte. Als dann der zähe Unterhändler einige Tage später darauf zurück kam und wenigstens
Mainz
verlangte, wobei er im Weigerungsfalle sogar einen Krieg in Aussicht stellte, fuhr ihn Bismarck mit den Worten an: »Nun gut, dann ist Krieg!« Dabei mußte sich Frankreich damals wohl oder übel beruhigen, und es richtete nun sein Augenmerk auf den Besitz von Luxemburg und Belgien. –
    Am 4. August kehrte der siegreiche Preußenkönig mit seinem Sohne, seinem Generalstabe und seinem Minister Bismarck nach Berlin zurück, wo der enthusiastischste, begeistertste Jubel sie empfing. Der König zeigte sich tief erschüttert, Graf Bismarck in strahlendster Freude. »Wir sind schneller wieder gekommen, als wir dachten!« rief er den Begeisterten entgegen, und der König antwortete einer Deputation des Stadtraths auf deren Ansprache: »Selten ist Gottes Segen und Gnade so sichtlich mit einem gewagten Unternehmen gewesen, als in den letzten Wochen. Preußen mußte das Schwert ziehen, als es sich zeigte, daß es die Erhaltung seiner Selbstständigkeit galt; aber auch zur Neugestaltung Deutschland's hat es sein Schwert gezogen. Ersteres ist erreicht, Letzteres möge mir unter Gottes fernerem Segen gelingen!«
    Diese Neugestaltung wurde nun rüstig in Angriff genommen, nachdem der König auch mit den parlamentarischen Vertretern seines Volkes Friede gemacht. Er berief sie zusammen und legte ihnen das Gesuch einer Indemnitätserklärung vor, das heißt einer nachträglichen Bewilligung der streitigen Budgetüberschreitung. Das Recht der Stände war damit anerkannt, aber auch die Verwendung des Geldes durch den Krieg glänzend gerechtfertigt und so wurde die nachgesuchte Indemnität mit einer großen Majorität angenommen. Trotz des Widerspruches der Betreffenden vollzogen sich nun nicht minder rasch die Annexionen Kurhessen's, Hannover's, Nassau's und Frankfurt's; Sachsen wurde geschont, seinem Könige jedoch, trotz Oestreich's Sträuben, die entschiedene Bedingung gestellt, in den Nordbund einzutreten.
    Schon am 24. Februar 1867 wurde sodann in Berlin der Reichstag eröffnet, welcher die Verfassung des Nordbundes berathen sollte; in der Thronrede, mit welcher der König ihn eröffnete, sprach er in unumwundenster Weise eine freiheitliche und nationale Gesinnung aus. Besonders bedeutungsvoll klangen die Worte, welche sich auf Süddeutschland bezogen, und in denen Wilhelm I. die Hoffnung eines baldigen näheren Einverständnisses mit den noch ausgeschlossenen Staaten
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