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Deutsche Geschichte Von 1815-1870

Titel: Deutsche Geschichte Von 1815-1870
Autoren: Luise Buechner
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Elsaß und Lothringen wurden wieder deutsches Reichsland, wie es jedes ächte deutsche Herz stürmisch verlangte – ja, durch deren Rückforderung ward uns gewissermaßen erst die volle Gewähr dafür, daß man es diesesmal
ganz ehrlich
mit Deutschland meinte.
    Der Nordbund wandelte sich jetzt in ein
deutsches Reich
um, dessen Verfassung in die
Reichsverfassung
, und als der Jubel und der Enthusiasmus zu Ende waren, da wendete man sich wieder der ernsten Geistesarbeit zu, in welcher wir gegenwärtig die ganze Nation begriffen sehen. Auch hier steht des Reiches Kanzler Allen voran; er weiß es wohl, daß sein Werk nicht ganz zu Ende ist, ehe er den Staat erlöst von allen Mächten, die sich verderblich und schwächend über denselben zu stellen versuchen, ehe er den ältesten und erbittertsten Feind eines einigen und freien Deutschland, die
Hierarchie
, in ihre Schranken zurückgeführt hat. Welche Gefahren aber auch jetzt noch des neuen Reiches Zukunft bedrohen mögen, wir haben eine hohe Gewähr und Zuversicht in diesem Manne, von dem die Nation sich zu jeder Stunde sagen darf:
Wir dürfen auf ihn zählen
!
    Ueberblicken wir nun noch einmal mit unbefangenem Blicke unsere Gegenwart, so mögen wir uns freudig sagen: Ein neuer Geist ist in unser Vaterland gekommen! Vom Fürstenthrone bis herab in die Hütte regt und bewegt es sich von edlen und uneigennützigen Kräften, die das Beste zu erringen und zu fördern streben. Vereint mit den Männern sehen wir die Frauen wirken und arbeiten, denn nur eine Vereinigung beider Geschlechter zum besten Zwecke wird im Stande sein, die socialen Fragen zu lösen, und allen jenen Forderungen gerecht zu werden, welche die Menschheit mit Recht an die Menschheit stellt. Die größte und wichtigste Frage aber, um die alle die Andern, sich nur wie die Planeten um die Sonne bewegen, das ist die
der Erziehung, der Schule
! Was diese Beiden jetzt, im Hause, wie in den öffentlichen Anstalten, aus der deutschen Nation machen, das wird sie einst sein! –
    Vor allen Andern ist darum die
Jugend
eines Volkes, das einer höheren Entwicklung entgegen geht, durch ihre Empfänglichkeit dazu berufen, an diesem Werke mitzuarbeiten; aus den Lehren seiner Geschichte hat sie zu entnehmen, was ihm zu solchem Zwecke schadet oder frommt – möchten diese Blätter etwas dazu beitragen, die Einsicht in die Verhältnisse des Vaterlandes zu klären, die Liebe zu demselben, wie die Hingabe an Freiheit und Recht zu stärken und zu festigen! –
     
Fußnoten
     
    1 Diese Werke sind:
Häusser
, deutsche Geschichte;
Gervinus
, Geschichte des 19. Jahrhunderts;
Wirth
und
Zimmermann
, Geschichte der deutschen Staaten;
Klüpfel
, die deutschen Einheitsbestrebungen in ihrem geschichtlichen Zusammenhang, und: Geschichte der deutschen Einheitsbestrebungen bis zu ihrer Erfüllung;
Springer
, Geschichte Oesterreich's seit dem Wiener Frieden;
Pertz
, das Leben Stein's; Denkwürdigkeiten des Baron von
Stockmar; Arnd
, allgemeine Geschichte von 1860–67;
Ghillany
, europäische Chronik;
Kurz
, Geschichte der deutschen Literatur;
Gottschall
, Geschichte der deutschen Literatur im 19. Jahrhundert u. A.
     
    2 »Schon lange,« schrieb er an Hillin, »verlacht man die einfältigen Deutschen, welche einem fremden Papste gehorchen, dessen Bannflüche im eignen Lande nicht gelten, während vor der Gewalt des deutschen Armes die Erde zittert.« –
     
    3 Man scheute sich nicht dies auszusprechen; der berühmte Philantrop Robert Owen erzählt, daß ihm in Frankfurt a. M. der Herr von
Gentz
, der mit ihm über sein System, einen allgemeinen Wohlstand anzubahnen, discutirte, mit dürren Worten sagte: »Ja, wir wissen das sehr gut; wir können aber die Massen nicht wohlhabend und unabhängig gebrauchen. Wie könnten wir sie dann regieren?«
     
    4 Schon damals übte sich der Volkswitz an den langwierigen und nutzlosen Debatten. Als man gegen den Winter das Pflaster um die Paulskirche herum aufriß, um Heizungskanäle anzulegen, hieß es allgemein, man grabe dort das deutsche Grundrecht heraus. –
     
    5 Im Jahre 1874 haben die Mannheimer ihm und seinen Genossen, die ein gleiches Schicksal betraf, ein Monument errichtet, welches feierlich enthüllt wurde.
     
    6 Noch in den 40ger Jahren, als der französische Thron feststand, äußerte er sich bei einem Diner gegen Baron Stockmar, daß Louis Philipp sich nicht werde halten können, und auf die erstaunte Frage, was dann werden solle, antwortete er: »Dann komme
ich
an die Reihe!«
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