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Deutsche Geschichte Von 1815-1870

Titel: Deutsche Geschichte Von 1815-1870
Autoren: Luise Buechner
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Oberhand erhielten! Ein siegendes Preußen konnte allerdings die Militärmacht stärken, es konnte manches freiheitliche Recht beschränken, aber es
mußte
die Einheit bringen und es durfte, schon wegen des Gegensatzes zu Oestreich, den Konstitutionalismus nicht bei Seite schieben. Jetzt fing man an, das rechte Verständniß für das große staatsmännische Wirken Bismarck's zu gewinnen, nur mußte man alle solche Gedanken und Sympathien damals stille in sich verbergen, denn wahrhaft lächerlich und fanatisch äußerte sich oft im Allgemeinen die Wuth gegen Preußen; namentlich waren die unteren Klassen förmlich fanatisirt, wozu allerdings der Umstand beitrug, daß die Landeskinder nun auch bald preußischen Truppen im mörderischen Gefechte gegenüberstanden. Sie wurden zum Theil von gebildeten und umsichtigen Officieren geführt, die mit schwerem Herzen in einen Kampf gegangen waren, von dem sie im Voraus wußten, daß sie nicht Sieger bleiben würden; die Mehrzahl jedoch sah sich bereits auf dem Triumphzuge nach Berlin.
    Unterdessen war auch in Italien der Krieg ausgebrochen, aber mit einem unglücklichen Anfang, denn in denselben Tagen, da das Gefecht von Langensalza stattfand, waren die Italiener bei
Custozza
geschlagen worden, was als ein glückliches Omen für Oestreich gelten konnte, als jetzt der Feldzug in Böhmen eröffnet wurde.
    Preußen hatte nach jener Seite hin seine Hauptmacht concentrirt. Im Hauptquartiere befand sich der König selbst, sowie auch der Kronprinz, Prinz Friedrich Karl,
Bismarck
, die Generale
Roon, Herwarth, Moltke
, der geniale Schlachtenlenker, und wie die Tapferen Alle heißen, deren Namen damals zuerst genannt wurden, um sich dann später für ewige Zeiten in das Buch der deutschen Geschichte einzuschreiben.
    Generalfeldmarschall
Benedek
führte die Oestreicher an, und so groß war das Ansehen, welches dieser schlachtenerprobten Armee voranging, daß nur Wenige an einer baldigen Niederlage der Preußen zweifelten. »Dann werden sie sich verständigen, und wieder einen Frieden schließen zu unserm Schaden! uns wohl in zwei Hälften spalten, daß es nur noch ein Preußen und ein Oestreich gibt!« so wehklagte im Stillen die deutsche Nation, aber es sollte Anders kommen. Jener wohlorganisirten, östreichischen Maschine stand eine Armee gegenüber, in der jeder Einzelne einen Willen und einen Kopf hatte und der sich doch dem Ganzen unterzuordnen wußte. Mit verwundertem, und sehr bald auch mit frohem Erstaunen vernahm man im übrigen Deutschland die Kunde, daß die Oestreicher eine Schlappe nach der andern erlitten, bis der glänzende, großartige Sieg der Preußen bei
Königgrätz
oder
Sadowa
, der am 3. Juli nach einer furchtbaren Schlacht erfochten wurde, den Feldzug mit einem Schlage beendigte. Vor dem Sieger lag der Weg nach dem bestürzten, trostlosen Wien offen, und ein Hauch genügte, den Funken der Empörung in Ungarn zur Flamme anzublasen. Jetzt konnte die östreichische Monarchie aufgelöst, Deutschöstreich mit dem übrigen Deutschland vereinigt werden – da legte sich Louis Napoleon in's Mittel, auch fühlte sich der König von Preußen von Bedenken ergriffen, seinen kaiserlichen Bruder zu tief zu demüthigen. So hart es wohl auch dem Grafen Bismarck eingehen mochte, mußte er doch dem Siegeslaufe Einhalt thun lassen und die Präliminarien zu dem Frieden von
Nikolsburg
vereinbaren.
    Venetien war schon gleich nach
Sadowa
von Oestreich an Napoleon abgetreten worden, der dieses Geschenk nun demjenigen überließ, dem er es noch verschuldete; ein Schlesien aber hatte er nicht zu vergeben, und was er selbst sich von Oestreich am Rhein zu erbitten vorbehalten, dies war gleichfalls verloren. Schon gehörte ihm Venetien nicht mehr, da mußten die unglücklichen Italiener noch in dem harten Gefechte von
Aschaffenburg
bluten, wo die Reichsarmee mit den Preußen zusammengestoßen und total geschlagen und zersprengt worden war. Fast gleichzeitig traf die Bayern ein gleiches Schicksal bei
Kissingen
und
Hammelburg
. In wilder Flucht ergoß sich nun ein Strom aufgelöster Truppentheile nach dem Süden, von den siegenden Preußen verfolgt, welche sie dann noch in kleineren Gefechten am Neckar, wie an der
Tauber
, wo man sich noch einmal zu stellen gedachte, schlugen.
    In einem ununterbrochenen Siegeslaufe von 6 Wochen hatte Preußen alle Feinde vor sich niedergeworfen und dictirte es nun die Bedingungen des Friedens, der am 3. August in
Prag
abgeschlossen wurde. – Vorerst garantirte
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