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Desperado der Liebe

Titel: Desperado der Liebe
Autoren: Rebecca Brandewyne
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auszutreten.
    Araminta schwirrte der Kopf. Der Ballsaal schien sich wie wahnsinnig vor ihren tränenerfüllten Augen zu drehen; wie eine Stoffpuppe wippte sie auf dem Rücken ihres Mannes auf und nieder, während sie versuchte, sich Mund und Nase zuzu halten. Sie schloß die Augen, doch der beißende Qualm ließ sie husten und würgen; ihr Magen revoltierte. Dann aber atmete sie erleichtert die frische Luft ein, als ihr Mann endlich den Ballsaal verlassen und die Eingangshalle der weitläufigen Hacienda erreicht hatte.
    Nachdem das Feuer gelöscht war, versammelten sich hier die Damen der Gesellschaft und drängten sich auf der Treppe, um in die Sicherheit der oberen Stockwerke zu gelangen, während die Männer in aller Eile zu Waffen und Munition griffen, die der Vorarbeiter der Ranch, Clem McCabe, zusammen mit mehreren anderen Arbeitern in Noble Winthrops Arbeitszimmer austeilten. Benommen sah Araminta ihren Großvater in der Eingangshalle stehen, aufgebracht und fluchend gab er Anweisungen nach links und rechts. Mit einem kurzen Blick, der sich vergewisserte, daß sie wohlauf war, setzte ihr Mann Araminta auf dem Treppenabsatz ab.
    »Geh hoch in dein Zimmer«, befahl er ihr. »Schließ dich ein und öffne niemandem außer mir.«
    Sie nickte benommen; das Gesicht aschfahl, die Augen geweitet vor Furcht. Sie sehnte sich nach einem Wort der Ermutigung, einer trostspendenden Geste, doch ihr Mann hatte sich, in der Annahme ihrer prompten Folgsamkeit, bereits abgewendet und eines der Gewehre ergriffen. Schließlich war sie die Braut eines der einflußreichsten Männer von Texas, und so erwartete er ein entsprechendes Verhalten von ihr. Sie sah, wie er durch die verzierten Bogentüren der Hacienda hinauseilte; und sie war sicher, daß er längst nicht mehr an sie dachte, sondern nur vom Gedanken an Vergeltung erfüllt war. Diesen Überfall auf die High Sierra - zumal an seinem Hochzeitstag -würde er als unverzeihlichen Affront betrachten, den es so rasch und unerbittlich wie möglich zu beantworten galt. Um die Grausamkeit, zu der ihr Mann fähig war, wissend, erschauderte Araminta für einen Moment, als sie daran dachte, was die  Banditen erwartete, die es gewagt hatten, das Königreich ihres Großvaters zu überfallen. Dann raffte sie ihr Kleid und eilte die I Treppe hinauf, immer wieder innehaltend und an die Türen entlang des Korridors klopfend. Erst jetzt, viel zu spät, erinnerte sie sich an ihre Verpflichtung gegenüber ihren Gästen und wollte zumindest nachschauen, ob die Damen der Gesellschaft sich auch sicher in ihren Zimmern verbarrikadiert hatten.
    Als sie ihre Gemächer erreichte, schloß Araminta die Tür und drehte den Schlüssel um. Für einen Moment lehnte sie sich gegen die Tür, zitternd und nach Luft ringend, dankbar, daß es in ihrem nur vom Mondlicht, das silbern durch die Flügeltüren zum Balkon hereinfiel, erleuchteten Zimmer dunkel war. Dann vernahm sie draußen das anwachsende Gewehrfeuer und die Explosionen, lief auf den Balkon und beugte sich über die Holzbalustrade.
    Unter ihr herrschten Aufruhr und Gewalt. Die Flammen der zahllosen, anläßlich der Hochzeit entzündeten Fackeln flackerten im Nachtwind und tauchten die Bandoleros und Männer ihres Großvaters in ein bizarres Muster aus Licht und Schatten während des heftigen Schußwechsels. Das während des Kampfes zusätzlich entfachte Feuer erhellte die Dunkelheit, und als sich der beißende Rauch schließlich verzogen hatte, konnte Araminta reglos daliegende Leiber ausmachen und Verwundete, die verzweifelt versuchten, sich in Sicherheit zu bringen. Der Anblick ließ sie erschaudern, und sie fragte sich, wie viele von ihnen überleben würden.
    In der verhältnismäßigen Geborgenheit ihrer Gemächer ruhiger geworden, mutmaßte sie, was wohl der Grund für diesen Überfall sein mochte. Die meisten Mexikaner, die über die Grenze kamen, waren Banditen und Viehdiebe und kaum zu einem derart gezielten und räuberischen Angriff auf die Ranch imstande. Doch war ihr Großvater - ebenso wie ihr Gatte - ein reicher und mächtiger Mann mit einer Vielzahl von Feinden. Es war durchaus denkbar, daß die Desperados angeheuerte Söldner waren, gedungen von jemandem, den sich ihr Großvater über die Jahre - zu Recht oder zu Unrecht - zum Feinde gemacht hatte. Aber warum fand die Vergeltung zu diesem Zeitpunkt statt, ausgerechnet heute, an diesem Abend, während ihre Hochzeitsfeier in vollem Gange und das Haus voller Gäste war, viele von ihnen
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