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Desperado der Liebe

Titel: Desperado der Liebe
Autoren: Rebecca Brandewyne
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in die Eingangshalle drangen, womit sie ihr den einzigen Fluchtweg abschnitten. Ihnen auf den Fersen folgte ein prächtiger schwarzer Hengst durch das Portal; gefleckt von weißem Schaum und geritten von einem verwegenen, gutaussehenden Mann, so dunkel und beeindruckend wie sein Pferd. Für einen Moment verharrten Roß und Reiter auf der Schwelle; der Hengst stieg hoch, schnaubte und scharrte mit den Hufen auf den Terrakottakacheln, während der Mann im Sattel versuchte, das Tier inmitten des wüsten Kampfgetümmels unter Kontrolle zu halten. Dann rief er den Bandoleros etwas zu, stieß triumphierend sein Gewehr in die Höhe und trieb sein Pferd durch das Handgemenge.
    Drei Angreifer schüttelte er ab, hielt dann inne und schaute hinüber zur Treppe, wo Araminta noch immer bebend und wie gebannt stand. Funkelnde grünbraune Augen blickten ihr un-ter der breiten, hochgebogenen Krempe seines schwarzen, mit siIber verzierten Sombreros entgegen und bohrten sich in ihre schreckgeweiteten grünen Augen; und in diesem Augenblick schien sich alles in ihr in nichts aufzulösen, als seien all ihre Sinne allein auf diesen Mann gerichtet. Schlagartig erfaßte sie den Grund für diesen Überfall auf die High Sierra. Ein müßiges, sardonisches Grinsen, das ihr eisige Schauer über den Rücken jagte, spielte um den sinnlichen Mund des Mannes, als er sah, wie ihr alle Farbe aus dem Gesicht wich. Dann riß er mit einem wilden Schrei sein Pferd herum und kam auf sie zugeprescht. Schon trafen die donnernden Hufe des schwarzen Tieres auf die untersten Treppenstufen. In ihrem verzweifelten Versuch zu fliehen, wandte sich Araminta um, doch die beiden Badoleros, die in ihr Zimmer eingedrungen waren und sie den Flur hinun-tergejagt hatten, versperrten ihr den Weg in die Freiheit. Sie saß in der Falle. Es gab keinen Fluchtweg mehr und keine Möglichkeit, sich zu wehren. Sie konnte nur hilflos auf dem Treppenabsatz verharren, während Roß und Reiter immer näher kamen.
    Als sich der Mann herabbeugte, um sie zu packen, glaubte Araminta für den Bruchteil eines Moments zu erkennen, wie ich seine harte, spöttische Miene kurz unter einem Anflug von Verehrung und Bedauern wandelte; doch ging alles so schnell, daß sie letztlich überzeugt war, es sich nur eingebildet zu haben. Das flackernde Licht der Kerzen mußte ihren Augen einen Streich gespielt haben, denn es hatte nicht den Anschein, als würde er von seinem Vorhaben ablassen. Und dann schloß sich sein linker Arm auch schon wie ein stählernes Band um  ihre schmale Taille, zog sie empor und setzte sie vor sich in den Sattel, so sehr sie sich auch dagegen wehrte, wild und blind um sich schlug, ihn an Kopf und Schultern traf, doch nur, bis der Druck seines Armes sich so sehr verstärkte, daß es ihr die Luft abschnürte und ihrer Gegenwehr ein Ende bereitete. Er murmelte etwas auf spanisch - Worte, die sie nicht verstand -, dann lachte er leise dicht an ihrem Ohr ; sein warmer Atem ließ sie vor Angst und schierer Erregung erzittern, und sie schämte sich dafür, »Vámonos«, rief er mit kehliger Stimme seinen Männern zu. » Vámonos, compadres. Montad vuestros caballos. Cabalguemos.« Gehen wir. Gehen wir, Männer. Besteigt eure Pferde. Wir reiten zurück.
    Momente später, als sie in die Dunkelheit hinausgaloppierten, die holperige Straße entlang, die von der High Sierra fortführte, mischten sich Aramintas Tränen mit der kühlen Nachtluft, die ihr das wild wehende blonde Haar zerzauste. Der Arm des Desperados hielt sie fest und preßte sie auf eine vertraute Weise eng an sich, die einem zweifelhaften Versprechen auf weitere Innigkeiten gleichkam, während sie die Ranch weiter und weiter hinter sich ließen. Hoch droben im nächtlichen Himmel zog eine Sternschnuppe über sie hinweg. Ein schlechtes Omen, das Araminta bereits begriff.
    Sie würde ihre Hochzeitsnacht mit dem erbittertsten Feind ihres Mannes verbringen.

Erster Teil
Desperado
1. Kapitel
    Die Prärie, Texas 1912
    Mit gemischten Gefühlen schaute Araminta Winthrop aus dem Fenster ihres Privatabteils auf die vorbeiziehenden Wiesen und Felder hinaus, während der Zug, den sie in New York City bestiegen hatte, stetig gen Westen schnaufte. Selbst jetzt war sie nicht sicher, ob sie wirklich die richtige Entscheidung getroffen hatte. Wohl zum hundertstenmal seit Antritt ihrer Reise zog sie den schlichten Umschlag hervor, den sie aufgehoben hatte, und las sich das Telegramm ihres Großvaters durch. Es war so persönlich, wie
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